Sarpedon

[406] Sarpedon (Gr. M.),

1) Jupiters und der Europa Sohn, welcher über einen schönen Knaben Streit mit seinem Bruder Minos bekam und Creta verlassen musste, von wo er sich nach Lycien wandte und diese Landschaft in Besitz nahm. Jupiter gestattete ihm, drei Menschenalter zu leben.

2) S., Sohn des Jupiter und der Laodamia. Sein Grossvater von mütterlicher Seite war Bellerophon. Die Söhne des Letztgenannten stritten sich in Lycien um den Besitz der Krone; nach langen Zwistigkeiten ward die Frage dahin entschieden, dass derjenige, welcher einen Ring von der Brust eines Kindes hinwegschiessen würde, ohne dasselbe zu verletzen, das Reich erhalten solle, zu welcher Probe Laodamia ihren Sohn S. hergab, der nun um dieser Grossmuth der Mutter willen zum Könige ernannt wurde. Zu Anfang des trojanischen Krieges bewarben sich beide Parteien um seine Hülfe; er entschied sich für Priamus, that den Griechen bei ihrer Landung grossen Schaden, erlegte den Tlepolemus (wobei er selbst schwer verwundet wurde), führte bei dem Sturme auf die Verschanzungen den fünften Heerestheil an, erstieg die Mauer, tödtete den Alcmäon und bahnte den Trojanern den Weg, deckte den von Ajax niedergeworfenen Hector, fiel aber endlich gegen den Patroclus. Seine Rosse und seine Rüstung erbeuteten die Griechen, den Leichnam des Helden aber trugen auf Jupiters Befehl der Schlaf und der Tod nach Lycien zu ehrenvoller Bestattung.

3) S., Sohn Neptuns, ein gewaltthätiger Mensch in Thracien, Bruder des Poltys, von Hercules erlegt.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 406.
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