Bellerophon

Fig. 55: Bellerophon
Fig. 55: Bellerophon

[101] Bellerophon oder Bellerophontes, (Gr. M.), Sohn des corinthischen Königs Glaucus und der Eurymede, tödtete aus Unvorsichtigkeit seinen Bruder und flüchtete deswegen zum Könige Prötus nach Argos. Da sich aber dessen Gemahlin Antea oder Stheneböa in ihn verliebte und er ihre Leidenschaft nicht erwiderte, gab sie bei ihrem Gemahl an, dass er ihre Ehre zu verletzen gesucht habe. Dieser wollte sich nicht selber an seinem Gaste rächen, sondern schickte ihn mit einem Briefe zu Stheneböa's Vater, dem Könige Jobates in Lycien, mit der Bitte, den B. hinrichten zu lassen. Jobates wollte ihn als Gast eben so wenig umbringen lassen, setzte ihn jedoch solchen Gefahren aus, von denen zu vermuthen war, dass er ihnen unterliegen würde. Die Götter standen ihm seiner Unschuld wegen bei und schickten ihm das geflügelte Pferd Pegasus, auf welchem er die Solymer, eine asiatische Nation, die Amazonen und die Chimära glücklich bezwang. Hierdurch wurde Jobates so gerührt, dass er ihm seine Tochter Philonoë zur Gemahlin gab und ihn zu seinem Nachfolger ernannte. Nicht so glücklich, als sein Leben, war sein Ende. Die Götter, welche in ihm einen zu hoch geehrten Liebling der Menschen sahen, begannen ihn zu hassen und stürzten ihn, da er einst sich auf dem Pegasus zum Olymp emporschwingen wollte, herab; gelähmt irrte er einsam umher, sein Herz abzehrend in bitterem Kummer und die Pfade der Menschen fliehend. Philonoë gebar ihm drei Kinder, den Isander, Hippolochus und die Laodamia. Mars tödtete den Isander in einer Schlacht gegen die Solymer; Diana raubte ihm die Tochter, Hippolochus aber erbte des Vaters Reich. Auf unserem Bilde bekämpft der Held die Chimära; hinter ihm steht Jobates, Minerva beschützt ihn unsichtbar.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 101.
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