Patroclus

Fig. 258: Patroclus
Fig. 258: Patroclus

[370] Patroclus, (Gr. M.), der bekannte Liebling des Achilles, Sohn des Menötius, aus Opus. Da er aus Unvorsichtigkeit beim Würfelspiel einen Knaben tödtete, brachte sein Vater ihn zu Peleus, wo er mit Achilles erzogen und bald dessen treuer Freund wurde. Als Achilles nach Troja zog, begleitete er ihn, und entfernte sich auch mit seinem beleidigten Freunde von aller Theilnahme an den Unternehmungen der Griechen. Nach manchem Sieg der Trojaner erlaubte ihm endlich Achilles, in seiner eigenen Rüstung Antheil an dem Gefechte zu nehmen; da fiel er von der Hand des Hector, der ihm des Achilles prangende Wehr entzog. Ueber seinen Leichnam entstand ein blutiges Gefecht, die Griechen retteten jedoch denselben. Trostlos war Achill über den Verlust, und racheschnaubend stürzte er wieder in den Kampf,[370] nachdem Thetis ihm neue Waffen gebracht; er erlegte Hector und schleifte ihn zwölf Tage lang täglich um des Lieblings Grab, bis Priamus ihn mit unendlichen Geschenken auslöste. Des P. Charakter wird als sanft und liebevoll, doch zugleich als sehr tapfer geschildert. Der Kampf um den Leichnam des P. ist der Gegenstand der hochberühmten, unter dem Namen der Aegineten bekannten Gruppe am Giebelfelde des Minerva-Tempels zu Aegina, die 1811 unter den Ruinen daselbst gefunden wurde, und jetzt in München steht. S. das Doppelbild.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 370-371.
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