Verticordia

[2448] VERTICORDIA, æ, ein Beynamen der Venus, unter welchem insonderheit die Römer sie ehemals verehreten. Sie hat den Namen von verto und cor, und wurde angerufen, daß sie die Herzen der Frauen und Jungfern von der Geilheit zur Tugend und Keuschheit wenden sollte. Ovid. Fast. IV. v. 157. Man errichtete ihr zuerst einen Tempel, als drey vestalische Jungfern auf einmal sich dießfalls vergangen hatten, und daher lebendig begraben wurden. Iul. Obsequens de Proddig. c. 97. & ad eum Scheff. l. c. Liv. Epitom. l. XLIII. & Freinsh. Supplem. c. 18. Es stund selbiger in dem Thale, wo die circensischen Spiele gehalten wurden, und hatte einen Myrthenhayn um sich; Serv. ad Virgil. Aen. VIII. 636. oder in der V Region vor dem collinischen Thore auf der salarischen Straße. Onuphr. ap. Scheff. l. c. & Rosin. A. R. l. II. c. 10. Der Rath las nach Anweisung der sibyllinischen Bücher erst hundert Matronen aus allen, und von diesen wieder zehen durchs Loos aus, unter welchen denn solches erst wieder die Sulpitia, des Servius Paterculus Tochter, und Gemahlinn des Q. Fulvius Flaccus, als die keuscheste, traf, welche der Göttinn Bildniß an Ort und Stelle bringen mußte. Val. Max. l. VI. c. 1. Bey den Griechen hieß diese Venus ἐπιστροφία. Heins. & Neapolit. ad Ovid. l. c. Sieh deren Artikel.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2448.
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