Aggaeus, S. (1)

[74] 1S. Aggaeus (Haggaeus), Proph. (4. Juli). Hebr. Chaggaï, d.i. angenehm, fröhlich, heiter, festlich etc. – Der hl. Aggäus ist der 10. unter den 12 kleinern Propheten, von dessen Abstammung und Geschichte man aber nichts Gewisses weiß. Er trat zu gleicher Zeit mit Zacharias im zweiten Jahre des Königs Darius Hystaspis [74] (520 v. Chr.) als Prophet auf und betrieb den Tempelbau. Nach Beseitigung aller Hindernisse, die beinahe 18 Jahre nach der Rückkehr aus Babylon währten (von 537 bis 520 v. Chr.), zeigten nämlich die Juden, die sich an den Anblick ihres ruinenhaften Tempels gewöhnt hatten, keine große Lust mehr, den Tempel weiter zu bauen, und arbeiteten lieber an der Vollendung und Verschönerung ihrer eigenen Häuser. Da erweckte Gott die Propheten Aggäus und Zacharias, um den Eifer der Juden zu beleben und anzufachen. In der Ermahnung des Aggäus ist besonders die Verheißung wichtig, daß der neuerbaute Tempel den salomonischen an Herrlichkeit übertreffen werde, weil darin der Ersehnte aller Völker auftreten werde. Das Buch des hl. Aggäus war bei den Juden stets in Ansehen, und ist auch im kirchl. Canon. Der Inhalt desselben sind: 1) Gesichte; 2) Ermahnungen zum Wiederaufbau des Tempels und 3) Verheißungen von der Offenbarung des Neiches Christi; obwohl Einige die größere Pracht des zweiten Tempels nicht von der Erscheinung des Messias verstehen wollen. Der hl. Aggäus trat dreimal öffentlich auf, und zwar am ersten Tage im 6. Monat (September), am 21. des 7. Monats (Oktober) und am 19. im 9. Monat (November). Seine Reden, die er bei dieser Gelegenheit hielt, scheint er dem summarischen Inhalte nach niedergeschrieben zu haben. Seine Sprache ist durchweg schlichte Erzählung, nur hie und da ist sie etwas gehoben und wird rhetorisch. Er soll, da er als Prophet auftrat, schon sehr alt gewesen sein, und sogar den ersten Tempel noch gesehen haben. Er mochte das Prophetenamt bald nach obigen Reden den jüngern Schultern seines Zeitgenossen Zacharias übertragen haben, ohne sich deßwegen der sonstigen Sorge für das Volk zu entheben. Die Rabbinen zählen ihn zu den Männern der großen Synagoge, und der Umstand, daß er in alten Psalmenüberschriften immer in Verbindung mit dem Zacharias vorkommt, mag daraufhinweisen, wie Beide bei Wiederherstellung des Gottesdienstes mit einander gewirkt haben.


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 74-75.
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