Agnes ab Assisio, S. (8)

[80] 8S. Agnes ab Assisio, V. Abbat. (16. Nov.) Die hl. Agnes war die Schwester der hl. Clara, wurde um das J. 1196 zu Assisi aus einer sehr angesehenen Familie geboren und von ihrer Mutter Hortulana [80] in aller Gottesfurcht erzogen. Sie war 16 Jahre alt, als ihre ältere Schwester Clara das väterliche Haus verließ, um unter der Leitung des hl. Franciscus dem Büßerleben sich zu widmen. Dieser Schritt machte auf Agnes einen so tiefen Eindruck, daß sie sich 16 Tage darauf ihrer Schwester anschloß, um mit ihr nach gleichem Ziele zu streben. Zwölf der Vornehmsten aus der Verwandtschaft, welche mit ihrem Entschlusse nicht einverstanden waren, kamen nun, um sie aus dem Kloster ab Angelo, wo die Schwestern sich einstweilen aufhielten, abzuholen; als sie sich weigerte ihnen zu folgen, wendeten sie Gewalt an, schlugen sie und schleiften sie an den Haaren fort. Allein Agnes rief in ihrer Noth ihre Schwester um Hilfe an und diese betete unter Thränen zu Gott. Ihr Gebet ward erhört. Denn während ihre Schwester Agnes von jenen Unmenschen fortgeschleppt wurde, ward sie auf einmal so schwer, daß sie nicht mehr von der Stelle gebracht werden konnte. Sie ließen sie daher los und entfernten sich; der hl. Franciscus aber gab, nachdem er davon Kunde erhalten hatte, ihr sogleich das Ordenskleid. Die hl. Agnes machte, angefeuert durch das Beispiel ihrer hl. Schwester, so große Fortschritte in der Vollkommenheit, daß sie, als zu Florenz ein neues Kloster gegründet ward, vom hl. Franciscus zur Oberin desselben bestellt wurde. Nachdem sie hier einige Zeit als hellleuchtendes Muster dem Kloster vorgestanden, kehrte sie nach Assisi zurück und starb daselbst im J. 1253, drei Monate nach dem Tode ihrer hl. Schwester Clara. Ihr hl. Leib wurde zuerst in der Kirche zum hl. Damian, wo das erste Clarissenkloster errichtet worden, begraben, später aber in das Kloster an der St. Georgskirche versetzt. Pius VI. gestattete ihre öffentliche Verehrung und die Congregation der Riten machte diese Entscheidung durch einen Beschluß vom 3. Dec. 1777 bekannt.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 80-81.
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