Chrotlidis, S.

[614] S. Chrotlidis (vulgo Clotildis, Clothildis, Chrotechildis), (3. Juni). Vom Altd. Chrod, Chloth, hlud, lud = laut, berühmt, und huld, hyld = Gnade, Huld; sonach Chrotlidis (Chlothlidis) = durch Huld und[614] Gnade ausgezeichnet etc. Nach Schwenk von Chlodhilde d.i. Lautkrieg. – Die hl. Chrotlidis, gewöhnlich Clotildis (Clothildis) genannt, Königin von Frankreich und Gemahlin des Königs Chlodoväus (Chlodwig) I., stammte aus dem Hause der Burgundischen Könige und war die Tochter Chilperichs, Bruders des Burgunderkönigs Gundobald. Nachdem ihr Vater Chilperich von Letzterem erstochen, ihre Mutter ertränkt und ihre ältere Schwester Chrona (Mucuruna) ins Exil verwiesen worden war, durfte sie zwar am Hofe ihres grausamen Oheims bleiben, wurde aber später um ihrer Schönheit willen vom fränkischen Könige Chlodwig I., da er noch Heide war, zur Gemahlin begehrt und im Jahre 493 zu Soissons wirklich mit ihm vermählt. Nach einem bei Mabillon I. pag. 98 mitgetheilten fabelhaften Berichte eines Ungenannten ging die Brautwerbung also vor sich: Eines Tages mischte sich, wahrscheinlich weil er sonst nicht anders zu ihr kommen konnte, der Abgeordnete des Chlodoväus verkleidet unter die Armen, welchen Chlotilde Almosen zu geben pflegte, und flehte sie auch um ein Almosen an. Als die Heilige ihm dann einen Goldgulden gab, küßte er ihr die Hand und zog sein Oberkleid etwas zurück, vielleicht um ihr zu verstehen zu geben, er sei etwas mehr als ein Bettler. Da ihr dieses auffallend war, und sie ihn daher zu sich kommen ließ, eröffnete er ihr im Geheimen die Wünsche seines Herrn und übergab ihr den mitgebrachten Ring und Schmuck. Die Heilige erklärte, sie sei eine Christin und könne als solche keinen Heiden heirathen; übrigens aber thue sie, wie der Herr wolle, und er möchte im Frieden ziehen. Auf diese Nachricht habe dann König Chlodwig bei ihrem Oheim um ihre Hand geworben und sie endlich nach längerm Zögern und unter Androhung des Krieges mit dem Bedingen erhalten, daß Chrotlidis freie Uebung ihrer Religion habe. Oft gab sich die Heilige Mühe, den König zur Abschwörung des Götzendienstes zu vermögen, allein immer war er nicht dahin zu bringen, bis Gott es fügte, daß er in hartes Gedränge kam. Als er nämlich mit den Allemannen24 in Krieg verwickelt war und ihnen die Schlacht von Zülpich (Tolpiacum), acht Stunden von Köln, lieferte, fing schon sein Heer zu weichen an und konnte nur dadurch zum Stehen und zum Siege gebracht werden, daß er zum Gott der Chrotilde rief und ein Christ zu werden gelobte,25 worauf er sich dann wirklich im Jahre 496 vom hl. Bischof Remigius von Rheims taufen ließ. Nach dem Tode ihres Gemahls († 511) hatte sie nichts als Ungemach zu ertragen, indem sie sehen mußte, wie nicht nur ihr Sohn Clodomir im Jahre 524 vom Könige von Burgund getödtet wurde, sondern auch wie ihre zwei Söhne Childebert und Clotar gegen ihre Enkel (die Söhne Clodomir's) wütheten, und zwei von ihnen tödteten, um die Herrschaft über Orleans sich anzueignen. Was sie bei letzterer Gräuelthat besonders schmerzte, war der Umstand, daß sie durch eine Art Uebereilung auch das ihrige dazu beigetragen zu haben schien. Denn als ihr ihre Söhne einen Boten schickten mit einer Scheere und einem gezückten Schwerte, und sie fragen ließen, was sie für ihre Enkel wähle, die Scheere, um sie zu Mönchen zu scheeren, oder das Schwert, um sie zu tödten, that sie, in der Angst ihres Herzens und ohne irgend an die Folgen zu denken, den Ausspruch, sie wolle ihre Enkel lieber todt wissen, als daß sie nicht zu ihrem väterlichen Erbe gelangen. Auf diese Nachricht tauchten die Söhne ihre Hand in das Blut ihrer Neffen, mit Ausnahme des Clodoald, der ihnen glücklich entkam. (S. S. Clodoaldus2.) Durch dieses Alles bewogen, zog sie sich nach Tours zum Grabe des hl. Martinus zurück und lebte hier in großer Heiligkeit, bis sie nach den Bollandisten um das Jahr 540 (nach Mabillon und andern französischen Schriftstellern im Jahre 545) starb. Ihr Leib wurde darauf nach Paris gebracht und in der Kirche der heil. Apostel Petrus und Paulus, welche Chlodoväus um 511 hatte erbauen lassen und welche jetzt den Namen der hl. Genovefa führt, neben ihrem Gemahle begraben und von Gott mit vielen Wundern verherrlicht. Nach Bu tier steht ihr Name im Mart. Rom., allein wir konnten ihn darin nicht finden. Auf Kirchenbildern wird sie dargestellt im königlichen Schmucke. Vgl. Chlodwig.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 614-615.
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