Claudius Bernardus (48)

[631] 48Claudius Bernardus, (23. März), frz. Claude Bernard, gewöhnlich nur der arme Priester genannt, wurde 1588 zu Dijon aus einer vornehmen Familie geboren, entsagte aber allen Ansprüchen der Welt und widmete [631] sich allein dem Dienste der Armen und besonders der zum Tode Verurtheilten. Bei Migne wird hierüber unter Anderm Folgendes erzählt: Als Cardinal Richelieu ihn durchaus nicht dazu vermögen konnte, eine einträgliche Stelle anzunehmen, und ihn daher aufforderte, sich irgend eine andere Gnade auszubitten, erwiderte Vater Bernard: »Nun, dann bitte ich Ew. Eminenz, in dem Karren, auf welchem ich die armen Sünder auf den Richtplatz begleite, bessere Bretter legen zu lassen, damit nicht die Furcht, auf der Straße durchzufallen, dieselben hindere, sich mit Aufmerksamkeit und Sammlung Gott zu empfehlen.« Eines Tages, heißt es bei Migne (S. 1393) weiter, meldete man ihm, daß einer dieser Unglücklichen, welcher zum Tode durch das Rad verurtheilt war, durchaus nichts vom Beichten hören wolle. Sogleich besuchte ihn Vater Bernard und wendete alle möglichen Mittel an, um ihn zum Beichten zu bewegen; aber der Verurtheilte würdigte sich nicht einmal, ihm zu antworten. Bernard machte ihm nun den Vorschlag, mit ihm ein ganz kurzes Gebet zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria zu beten. Das war das »Memorare«, welches man deßwegen (à cause de cela) das Gebet des Vater Bernard29 nennt. Aber der Verurtheilte ließ es ihn allein sagen und bewegte nicht einmal seine Lippen. Da suchte nun Vater Bernard, von heiligem Eifer ergriffen, ein Exemplar dieses Gebetes in seinen Mund zu stecken, mit den Worten: »Weil du es nicht hast sagen wollen, sollst du es essen.« Hierauf versprach der Verurtheilte, das Gebet zu beten; sie knieten Beide nieder, und kaum hatte Bernard die ersten Worte des Gebetes mit ihm gesprochen, als der Verurtheilte auf einmal ganz verändert war und nun unter Schluchzen und Weinen seine Sünden mit aufrichtiger Neue beichtete. – Claudius Bernard starb am 23. März 1641 zu Paris im Rufe der Heiligkeit. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 631-632.
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