Cunera, S.

[695] S. Cunera, (12. Juni, al. 9. Juli), eine Jungfrau und Martyrin zu Rhenen bei Utrecht, soll nach einer Legende, die auch in das Proprium von Utrecht Aufnahme fand, mit der hl. Ursula und ihrer ganzen Gesellschaft dem Tode geweiht gewesen, aber durch Radbod, Herrn (Regulus) von Rhenen, aus demselben befreit und auf sein Schloß genommen worden seyn. Hier nun zu Rhenen soll sie, die nach derselben Legende die Tochter des christlichen Königs Aurelius auf den orkadischen Inseln gewesen und zu York geboren seyn soll, in Frömmigkeit und Tugend gelebt haben, aber als Oper der Eifersucht der Gemahlin ihres Herrn gefallen seyn, indem sie während des Letztern Abwesenheit auf der Jagd von ihrer Herrin und einer der Mägde erdrosselt und im Stalle begraben worden sei. Gott aber habe dieses Verbrechen offenbar werden lassen, indem nicht nur die Pferde nicht mehr den Stall hätten betreten wollen, sondern auch über ihrem Grabe Lichter erschienen seien, worauf man sie an einem anständigern Ort zur Erde bestattete, bis der König sie zwischen den Jahren 694 und 744 durch den hl. Bischof Willibrord erheben und in der ganzen Diöcese verehren ließ. Die Bollandisten halten jedoch ihre Abstammung und die andern Umstände, die sie mit der hl. Ursula in Verbindung bringen, für eine Dichtung, und glauben, [695] die hl. Cu nera sei vermuthlich zur Zeit des hl. Willibrord nach Friesland gekommen, daselbst bei einem vornehmen Herrn in Diensten gestanden, endlich von der eifersüchtigen Herrin getödtet und im Stalle begraben worden. In der Diöcese Utrecht wird ihr Fest am 12. Juni mit einer nona lectio und Commemoratio gefeiert.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 695-696.
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