Deocarus, S.

[740] S. Deocarus (Deocharus = Gottlieb), (7. Juni), erster Abt zu Herrieden, ehemals Hasenried (Hasenrietanum), im Bisthum Eichstädt, lebte anfänglich als Einsiedler an diesem Platze, der noch ganz unbewohnt und wild war (vastus et desertus), und stand in so großem Ansehen bei Karl dem Großen, dessen Beichtvater nach der Legende, oder Sacellan nach Raderus er gewesen seyn soll, daß ihm dieser ein Kirchlein (Gottliebs-Kapelle) zu Ehren der seligsten Jungfrau, später auch ein ansehnliches Kloster erbaute, zu dessen erstem Abte er ihn ernannte. Das Kloster, welches nach der Regel des hl. Benedict gegründet war, erhielt den Namen Herrenried, weil die Mönche (Herren genannt) die Gegend (das Ried, den unfruchtbaren, sumpfigen Landstrich) urbar gemacht haben, wurde aber etwa im Jahre 888 unter Bischof Eichenbald von Eichstädt in ein Chorherrenstift umgewandelt. Der hl. Deochar besaß nach Tritheim, der ihn irrig Abt von Heidenheim in der Diöcese Eichstädt seyn läßt, tiefe Einsicht in die heil. Schrift und war von Gott mit der Wundergabe begnadigt. Er starb nach den Einen im J. 850, nach den Andern 847 im hohen Alter (die Bollandisten geben keine bestimmte Zeit an). Im Jahre 1316 wurde unter Beiseyn des Kaisers Ludwig des Bayern und des Bischofs Philipp sein Grab geöffnet, und kam ein Theil seiner Reliquien, wie Raderus angibt, nach München, ein anderer Theil in die St. Lorenzkirche zu Nürnberg, welche letzteren im Jahre 1845, wie uns freundlich aus Eichstädt geschrieben wird, wieder in die Domkirche nach Eichstädt gebracht wurden. Sein Fest wird zu Herrieden am 7. Juni gefeiert. – Butler gibt sein Andenken, vielleicht aus Versehen, am 7. Juli an.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 740.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: