Deodatus, S. (4)

[741] 4S. Deodatus, (19. Juni), frz. St-Die, zuerst Bischof von Nevers und dann Abt und Stifter der ehemaligen Abtei Saint-Dis in Lothringen, stammte aus einer berühmten Familie des westlichen Frankreichs und wurde seiner Weisheit und Tugend wegen (nach Butler um das Jahr 655) zum Bischof von Nevers erwählt. Diesem Amte stand er als wahrer Hirte mit gewissenhafter Treue vor und suchte nur Gottes Ehre zu befördern; verließ aber aus Liebe zur Einsamkeit, nachdem er seine Heerde ermahnt hatte, ihm einen Nachfolger zu suchen, seinen bischöflichen Sitz und das Land, und zog sich in das vogesische Gebirg zurück, und zwar zuerst in den Hagenauer-Forst, dann, weil er hier viele Widersprüche von Seite des Volkes zu erfahren hatte, auf die Insel Novientum oder Ebersheim, wo sich um das Jahr 661 eine Art Einsiedelei gebildet hatte, und endlich, um ganz ungehindert der Beschauung zu leben, an einen einsamen Ort unweit Colmar, in der Gegend von Ammerschweyer. Hier erbaute er sich eine Einsiedelei und lebte in der strengsten Abgeschiedenheit der Buße und der Betrachtung, wurde aber von den Bewohnern jenes Ortes aus seiner Zufluchtstätte vertrieben, kehrte wieder in das vogesische Gebirg zurück und hielt sich in einem Thale auf, das er das galiläische Thal nannte und das jetzt das Thal von St. Dis heißt. Diese anfangs öde Wüstenei wurde bald von einer großen Menge Mönche, die sich um ihn und seine Kapelle znm hl. Martin gesammelt hatte, bevölkert, und entstand daselbst im Jahre 669 auf dem Hügel unter der Regel des hl. Columban, für welche später die des hl. Benedict eingeführt wurde, das Kloster St-Dié. Gegen das Ende seines Lebens zog sich der hl. Deodat wieder in seine alte Zelle bei der Kapelle des hl. Martin zurück, und stand von da aus seiner Genossenschaft vor. Er starb in den Armen seines Freundes, des hl. Hidulph, nach den Bollandisten 729, nach Mabillon 680, nach Butler, welcher der Vita des Heiligen folgt, den 19. Juni 679 und wurde in der Klosterkirche begraben. Im Jahre 1635 verbrannten die Schweden den Sarg des hl. Deodat mit einem Theile seiner Reliquien.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 741.
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