Desiderius, S. (4)

[743] 4S. Desiderius, (23. Mai, al. 11. Febr.), frz. St-Didier, Bischof zu Vienne in Frankreich, war aus einem adelichen Geschlechte in der Gegend von Autun entsproßen, begab sich aber nach Vienne, wo er unter vier Bischöfen ein heiliges Leben führte, und anfangs nur zum Diakon, endlich aber zum Bischof erwählt wurde. Als er die Gemahlin des Königs Sigebert, Brunehilde mit Namen, wegen verschiedener Unordnungen, deren man sie bezüchtigte, strafte, wurde er von ihr in die Verbannung geschickt, dann zurückberufen, und endlich i. J. 608 (nach Butler 612) in dem Dorfe Persien, das jetzt St-Didier de Chalarone, weil es an dem kleinen Fluße dieses Namens liegt, auf ihr Anstiften gemeuchelt. Brunehilde wurde bald darauf wegen solcher That auf Befehl des Königs Clodwig hingerichtet, der Leib des hl. Desiderius aber von jenem Dorfe in die Kirche der hhl. Petrus und Paulus übertragen, wo er bis auf wenige Reliquien, die in der Schweiz sich befinden, noch ganz vorhanden ist. Nach Bucelin (ad 11. Febr.) war er ein Mönch zu Luxeuil, die Bollandisten aber widersprechen dieser Annahme. Seiner wird auch im Mart. Rom. zum 23. Mai gedacht, wobei bemerkt wird, er sei auf des Königs Theodorich Befehl mit Steinen geworfen und damit vergraben worden (obrutus). Was dieses betrifft, so wurde er allerdings unter diesem Könige getödtet; aber der Befehl dazu ging zunächst von der gottlosen Brunehilde aus. Nach dem Proprium des Klosters Maria Einsiedeln in der Schweiz wird sein Fest daselbst als Festum duplex am 23. Mai gefeiert. Auf Kirchenbildern wird er dargestellt mit einem Strick in der Hand, mit welchem er erwürgt wurde.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 743.
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