Ebbo, S.

[3] S. Ebbo, (27. Aug.), Erzbischof von Sens, wurde in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts aus vornehmem Geschlechte zu Tonnerre in Burgund geboren. Ausgestattet mit reichlichen Talenten widmete er sich nach dem Wunsche der Eltern den Studien, um dereinst sich ganz Christo weihen zu können. Nach dem Tode der Eltern verwaltete er die ererbten Güter und übte das mit selben verbundene Herrschaftsrecht aus. Aber bald entsagte er ganz der Welt und trat in das Kloster St. Peter, das in einer Vorstadt von Sens lag. Hier bestrebte er sich mit allem Eifer, die Regel in ihrem ganzen Sinne zu erfassen und zu erfüllen, und nahm auf diese Weise schnell in der christlichen Vollkommenheit zu. Er hatte zwei Schwestern, Ingoara und Leoteria, welche sich ebenfalls Gott in dem Orden des heil. Benedictus weihten. Nach dem Tode des Abtes (Aighilenus?) wurde Ebbo zu dieser Würde erhoben. Als Abt suchte er die Herzen der Brüder nicht blos durch seine Lehre, sondern auch durch sein Tugendbeispiel zu befruchten, und weit und breit strahlte das Licht seiner Heiligkeit. Nach dem Tode seines Oheims, des Erzbischofs Gerich (Guericus, frz. St-Guerri) von Sens, wurde Ebbo nicht ohne göttliche Fügung von dem Volke zum Erzbischof erwählt (um das Jahr 710), welche Würde er aber nur mit Widerstreben annahm. In dieser neuen Stellung zeichnete er sich besonders dadurch aus, daß er die Betrübten tröstete, die Armen erquickte, die Irrenden zurückbrachte, mit einem Worte Allen Alles ward. Im J. 731 (732?) machten die Saracenen verheerende Einfälle in das Land und belagerten Sens. Durch sein Gebet verschaffte der Heilige den Bürgern Sieg, so daß die Feinde hier eine große Niederlage erlitten. Im hohen Alter zog er sich nach Arce (Arcea), einem einsamen Orte in der Nähe der Stadt, zurück, wo er sich ganz den Uebungen des Gebetes und der Abtödtung ergab; doch kehrte er jeden Sonntag zu seiner Kirche zurück, um das hl. Opfer zu feiern, das Volk zu unterrichten und zu segnen. Von einem heftigen Fieber ergriffen, starb er heilig im J. 743(750). Sein Leib wurde in der Kirche des Klosters St. Peter (Petri vivi) begraben. Später (970 oder 1034) erfolgte durch den Erzbischof Sevinus und den Abt Rainardus eine Erhebung des hl. Leichnams, den der Abt Gaufridus in einen silbernen Kasten einschließen ließ. Nach Mabillon befinden sich die Reliquien des hl. Ebbo, mit Ausnahme des Hauptes, in der Abtei St. Peter in Sens, [3] woselbst noch ein bei seiner Erhebung unverfehrt gefundenes priesterliches Gewand (»infula, quam casulam vocant«) aufbewahrt wird. (Aug. VI. 94.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 3-4.
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