Eduardus, S. (1)

[14] 1S. Eduardus, Rex. Conf. (5. Jan. al. 13. Oct.) Dieser hl. Eduard (engl. Edward) ist der Sohn Ethelreds II., Königs von England, und seiner zweiten Gemahlin Emma, der Tochter Nichards I., Herzogs der Normandie. Als Ethelred gestorben war, und Thronstreitigkeiten das Land beunruhigten, zog sich Emma mit Eduard und seinem ältern Bruder Alfred in die Normandie zurück, wurde aber bald von König Canut zur Ehe begehrt, der unterdessen Herr von ganz England geworden. Während so die Mutter als neue Königin wieder nach England zog, blieben die Söhne am herzoglichen Hofe zurück, wo sie einen weisen Lehrer und Erzieher hatten. Eduard zeigte frühzeitig einen frommen Sinn, und war voll Sanftmuth, Demuth und Liebe gegen Jedermann. Nach einer neunzehnjährigen Regierung starb Canut im J. 1036, und seine Staaten wurden nun unter seine Kinder vertheilt. Godwin, der in West-Sex regierte, kam mit Harold, dem England zugefallen, überein, die zwei Prinzen aus der Normandie an den Hof kommen zu lassen, um sie heimlich zu ermorden. Emma durchschaute theilweise den gottlosen Plan, und für ihre Kinder besorgt, schickte sie, da sie nicht anders konnte, blos Alfred dahin. Godwin ging dem Prinzen [14] entgegen, bemächtigte sich seiner, ließ ihn einkerkern, die Augen ausstechen und dann in ein Kloster setzen, wo er einige Tage nachher starb. Harold starb schon im J. 1039, und Hartiknut, der Dänemark als Antheil erhielt, kam nach England und ließ sich als König anerkennen. Diesen lasterhaften Regenten ereilte der Tod im J. 1041. Nun wollten die Engländer, des fremden und sie schmählich drückenden Joches müde, wieder ihre angestammten Fürsten auf den Thron erheben. Eduards Tugenden waren ihnen nicht unbekannt, und Alle stimmten dahin, daß man ihm die Krone seiner Väter zurückgeben sollte. Und diese wurde ihm denn am Ostertage 1042, etwa in seinem 40sten Lebensjahre, wirklich auf das Haupt gesetzt. Obwohl er unter schwierigen Umständen den Thron bestieg, war seine Regierung dennoch eine der glücklichsten, die man je gesehen. Sogar die in England ansäßigen Dänen liebten und ehrten ihn. Obgleich er seine Regierung mit dem Grundsatze antrat, lieber das mächtigste Reich ablehnen, als nur eines einzigen Menschen Blut vergießen zu wollen, mußte er doch einmal einen Krieg unternehmen, um Malcolm, König von Schottland, auf seinen Thron zu erheben, ward aber mit einem glänzenden Siege gekrönt. Eduard schien ganz allein mit der Beglückung seiner Unterthanen beschäftigt, und suchte auf jede Weise allen ihren Nöthen abzuhelfen; er konnte nicht ruhen, so lange er Jemanden im Unglücke und in Bedrängnissen wußte. Da er keine Lieblingsneigung zu befriedigen hatte, verwandte er alle seine Einkünfte zur Belohnung seiner treuen Diener, zur Unterstützung der Armen, zur Gründung von Kirchen und Klöstern. Von einem weisen Rathe umgeben, gab er seinem Volke so weise Gesetze, daß diese noch jetzt einen Theil des britischen Rechts bilden. Auf Andrängen des Volkes und des Adels heirathete Eduard die fromme und geistvolle Editha, Godwins Tochter, führte aber mit ihr auf ihre freudige Zustimmung eine jungfräuliche Ehe. Da der hl. König eine Wallfahrt zum Grabe des hl. Petrus in Rom angelobt hatte, wenn es dem Herrn gefallen möchte, den Unfällen seiner Familie ein Ende zu machen, wollte er nicht säumen, sein Gelübde zu erfüllen. Als er sich daher auf dem Throne befestigt sah, bereitete er reiche Geschenke, um sie auf dem Altar des Apostelfürsten niederzulegen, und traf alle nöthigen Vorkehrungen zur Abreise. Auf einer Nationalversammlung gab er seinem Volke Kenntniß von seinem Gelübde, schlug noch die geeignetsten Mittel zur Hebung des Handels und zur Handhabung des öffentlichen Friedens vor, und empfahl zuletzt seine Unterthanen dem Schutze des Himmels. Allein die Großen des Reiches machten Gegenvorstellungen, und schilderten ihm mit bewegtem Herzen die Gefahren, die für die Sicherheit des Staates von Außen, und für das innere Wohl desselben zu befürchten seien. Eduard ward dadurch tief gerührt und versprach, seine Reise nicht eher antreten zu wollen, als bis er das Gutachten des Oberhauptes der Kirche eingeholt hätte. Papst Leo IX. aber sah wohl ein, daß Eduard, ohne seine Unterthanen augenscheinlichen Gefährdungen auszusetzen, seine Staaten nicht verlassen könne, und sprach ihn von der Erfüllung seines Gelübdes unter der Bedingung frei, daß er das, was er zu seiner Reise gebraucht hätte, unter die Armen vertheilen und ein Kloster zu Ehren des hl. Petrus erbauen solle. Vorzüglich beschenkte der König das Kloster des hl. Paulus zu London, das von den Dänen zerstört und von Edgar wieder hergestellt worden war, und das, weil es von der Domkirche aus gegen Abend lag, Westmünster genannt wurde. Bei der Einweihungsfeier, die am Geburtsfeste unsers Herrn im J. 1065 vor sich ging, befand sich Eduard schon unwohl, harrte indessen noch bei allen Ceremonien aus. Gleich darauf mußte er sich zu Bette legen, von dem er nicht mehr erstehen sollte. Voll glühender Andacht empfing er die heil. Sterbsacramente, empfahl seine jungfräuliche Gemahlin den Edlen und Großen des Reiches, und verschied sanft und ruhig im Herrn am 5. Jan. 1066, beweint von seinen Unterthanen, wie noch kaum ein Regent. Nach dem röm. Breviere hatte er eine ganz besondere Verehrung zu dem heil. Apostel und Evangelisten Johannes, so daß er Niemanden etwas versagte, der ihn im Namen dieses Heiligen um etwas ansprach. Als der hl. Johannes ihn einmal in der Gestalt eines Armen um ein Almosen bat, und der hl. Eduard eben kein Geld bei sich hatte, gab er ihm seinen Ring vom Finger. Bald darauf schickte ihm aber der hl. Johannes den Ring wieder zurück mit der Nachricht, daß er bald sterben werde. Wirklich war sein Tod auch an dem nämlichen Tage erfolgt, den ihm der hl. Johannes vorausgesagt hatte. Im J. 1102 fand man seinen Leib, dem [15] Wilhelm der Eroberer einen prachtvollen Sarg hatte fertigen lassen, ohne alle Zeichen der Verwesung. Darauf wurde ein Gichtbrüchiger an seinem Grabe durch dessen Fürbitte geheilt; ebenso erhielten auf diese Weise 6 Blinde ihr Augenlicht wieder. Im Jahre 1161 wurde Eduard von Papst Alexander III. »heilig« gesprochen, und sein Fest auf den 5. Januar gesetzt. Zwei Jahre darauf hielt der hl. Thomas, Erzbischof von Canterbury, am 13. Oct. eine feierliche Uebertragung seiner Reliquien, und wurde sein Fest in der Folge an diesem Tage begangen, welchen im J. 1220 das Nationalconcil von Oxford zu einem gebotenen Feiertag für England erhob. Papst Innocenz XI. bestätigte später dieses Fest, wie das Mart. Rom. am 5. Jan. sagt, und schrieb es für die ganze Kirche vor und zwar an dem Tage, an welchem sein hl. Leib, 36 Jahre nach seinem Tode, feierlich übertragen wurde. Deßhalb findet sich der Name dieses Heiligen im Mart. Rom. auch am 13. Oct., an welchem Tage sein Fest auch im römischen Breviere und zwar ritu semid. vorkommt. Dargestellt wird er in königl. Schmucke, einen Kranken tragend, den er eben durch sein Tragen geheilt hat. (I. 290. But. XIV. 562.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 14-16.
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