Ethelbertus, S. (1)

[92] 1S. Ethelbertus, Rex. (24. Febr.) Vom Angelsächs. Ethel = griech. ἐσϑλός = edel, Adel etc., und bert = prächtig, berühmt etc.; also: hervorleuchtend durch Adel.29 – Seit dem Abzuge der Römer aus dem römischen Britannien, im Anfange des 5. Jahrhunderts, machten die Picten und Scoten häufige Einfälle und bedrohten die Selbstständigkeit der Britten. Da rief Vortiger, einer der mächtigsten brittischen Könige, um das J. 449 die zwei Brüder und jütischen Häuptlinge Hengist und Horsa zu Hilfe gegen die lästigen Feinde. Aber nicht lange, und die Bundesgenossen kehrten ihre Waffen gegen die Britten und eroberten nach und nach den schönsten Theil des Landes. Jener Hengist nun ist der Urgroßvater des hl. Ethelbert, aus dessen Leben wir hier das Wichtigste mittheilen. Er war König von Kent; seine Eroberungen hatten ihm ein solches Ansehen verschafft, daß er öfters nur »König von England« genannt wurde. Er verehelichte sich mit Bertha, der einzigen Tochter des Königs Charibert von Paris, und bestieg um das J. 560 den Thron, auf dem er nahezu 56 Jahre saß. Ethelbert und seine Unterthanen [92] waren Heiden, die ihren Götzendienst in geheiligten Hainen und wohl auch in Tempeln feierten, welch' letztere aber früher Gotteshäuser katholischer Britten waren. Während der Regierungsjahre Ethelberts ging eines Tages zu Nom ein gottbegeisterter Mönch über den Marktplatz, und sah da junge Angeln (Angelsachsen, Engländer) stehen, um als Sklaven verkauft zu werden; schön war ihr Antlitz, blendend ihre Haut, herrlich ihr Haupthaar. Der Mönch erkundigte sich um ihr Vaterland, und erfuhr, daß es heidnische Angeln seien aus Deira, und ihr König Aella heiße. Sogleich dachte der fromme Mann an die Bekehrung der Angeln, und rief mit Begeisterung aus: »Wahrhaftig, solche Engelsgesichter sollten Miterben der Engel seyn30, dem Zorne Gottes (de ira – Deira) entrissen werden, und bei ihnen das freudenreiche Alleluja (Aella) angestimmt werden.« Er wollte nun alsbald als Missionär nach England gehen, wurde aber vom römischen Volke zurückgehalten. Dieser Mönch war der im J. 590 auf den Stuhl Petri erhobene große heil. Papst Gregorius I. Der Gedanke an die Bekehrung der Angeln verließ ihn auch als Haupt der Kirche nicht, und er schickte daher im J. 596 Missionäre dahin unter Leitung des hl. Abtes Augustin. Im folgenden Jahre landete die Missionsgesellschaft auf der Insel Thanet im Reiche des Königs Ethelbert von Kent, dem sie alsbald ihre Ankunft und die Absicht ihres Erscheinens melden ließ. Nach einigen Tagen erschien der König selbst und gewährte den Missionären alles, was sie wünschten. Er erlaubte ihnen die Predigt des Evangeliums, und versprach sogar, für ihren Unterhalt zu sorgen, zeigte aber selbst noch keine Geneigtheit, ihnen ferner Gehör zu schenken. Besonders nahm sich der temden Glaubensprediger die Königin Bertha hochherzig an, sie, die schon als Christin, and nur unter der Bedingung, ihre Religion frei ausüben zu dürfen, nach England gekommen war, und zur Feier der heil. Geheimnisse den Bischof Lethard (Luidhard, Ledbard) dahin genommen hatte. Schon am Pfingstfeste des Jahres 597 ließ sich König Ethelbert tausen, und um Weihnachten desselben Jahres folgten seinem Beispiele 10,000 Unterthanen. Von nun an suchte der eifrige König nur mehr Gottes Ehre und seiner Landeskinder zeitliches und ewiges Wohl. Er gab weise Gesetze, schaffte die heidnischen Gebräuche ab, zerstörte die Götzentempel, oder ließ sie zur Verehrung des wahren Gottes einweihen. Seinen Palast zu Canterbury, der Hauptstadt von Kent, machte er dem hl. Augustin zum Geschenke, der indeß von dem Erzbischof von Arles nach Weisung von Nom die bischöfliche Weihe empfangen hatte; gründete die Kathedrale jener Stadt, sowie eine Abtei zu Ehren der hhl. Apostel Petrus und Paulus daselbst; ebenso die Kirchen zum hl. Andreas in Rochester, zum hl. Paulus in London etc. Auch arbeitete der hl. Ethelbert eifrig an der Bekehrung benachbarter Fürsten, von denen er wenigstens Einen, den König Sebert, für immer dem Christenthum gewann. Um d. J. 616 starb König Ethelbert, und wurde in der Abtei St. Peter und Paul, der von ihm selbst für die Könige und Bischöfe bestimmten Begräbnißstätte, zur ewigen Ruhe bestattet, wo ihn Gott durch Wunder verherrlichte. Ethelbert hinterließ drei Kinder: Eadbald, der ihm in der Regierung folgte, und die zwei Töchter Edelburga und Eaeburga. Im Mart. Rom. steht er unter dem Namen Edlibertus ebenfalls am 24. Februar. (III. 470.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 92-93.
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