Eucherius, S. (3)

[99] 3S. Eucherius, Ep. (16. Nov.) Dieser hl. Eucherius, Bischof von Lyon, war einer angesehenen gallischen Familie entsprossen, und sah seine Verwandten die ersten Würden des Neichs begleiten. Für ihn hatte indessen alle irdische Größe keinen Reiz; er verachtete großmüthig die Reichthümer und Ehrenstellen der Welt. Er besaß seltene Geistesgaben, vielseitige Kenntnisse, bewunderungswürdige Beredsamkeit, so daß er die Hochachtung aller Moßen des Reichs genoß. Er war verehelicht mit Galla, die ihm zwei Söhne, Salonius und Veranus, gebar. Väterlich besorgt um ihre gute Erziehung, schickte er sie als zarte Jünglinge in das Kloster Lerins, wo sie unter den Augen des hl. Honorat, und unter Leitung des berühmten Priesters Salvian von Marseille, zu hoffnungsvollen Männern heranwuchsen. Beide gelangten in der Folge zur bischöflichen Würde. – Eucherius selbst zog sich gegen das J. 422 in das genannte Kloster zurück, wozu seine Gemahlin gerne ihre Zustimmung gab, weil sie sich selbst nach der Einsamkeit sehnte. Nach einiger Zeit verließ er Lerins, und begab sich auf die noch einsamere nicht ferne Insel Lero, jetzt St. Honorat genannt. Hier schrieb er sein Buch von dem Einsiedlerleben, und um das Jahr 427, in schönem, reinem Latein, seine Abhandlung von »der Verachtung der Welt«, welche in verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Competente Richter erklären namentlich die letztgenannte Abhandlung als eines der schätzbarsten Werke des kirchlichen Alterthums, und bewundern darin die sanfte, leichte Schreibart, die Schönheit der Wendungen, den Adel der Gedanken, die Kraft des Ausdrucks, Lebendigkeit und Natürlichkeit der Bilder, und Klarheit der Methode, und sagen, es wehe in ihr der Geist einer so lieblichen Frömmigkeit, daß man sie nicht lesen könne, ohne von dem Verlangen ergriffen zu werden, dem Umgange mit Menschen zu entsagen, um nur des Umgangs mit Gott zu genießen. Gegen das J. 434 zog ihn die göttliche Vorsehung aus seiner Einsamkeit hervor, und setzte ihn auf den bischöflichen Stuhl von Lyon, auf dem er durch Tugend und Wissenschaft weithin glänzte. Man hält dafür, er sei um das J. 450 gestorben. Seine Tugend preisen einstimmig seine heiligen Freunde Paulin von Nola, Honorat, Hilarius von Arles und Sidonius Apollinaris. Eucherius findet sich auch im Mart. Rom. und ist nicht zu verwechseln mit einem Heiligen gleichen Namens, der auch auf dem Bischofstuhle von Lyon, aber fast um ein Jahrhundert später, saß. Deßhalb führt der Elenchus der Bollandisten einen Eucherius senior und junior am gleichen Tage an als Bischöfe von Lyon. (But. XVII. 21.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 99.
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