Eustochium, S. (1)

[133] 1S. Eustochium, V. (28. Sept.) Vom Griech. εὔστοχος = gut treffend, scharf = sinnig etc. – Diese hl. Eustochium, um das J. 364 zu Rom geboren als die Tochter des Torotius und der hl. Paula, stammte aus den edelsten und ältesten Geschlechtern Roms, dem der Julier und der Aemilier. Nach dem Tode ihres Genrabis verlor ihre Mutter allen Geschmack an der Welt, und wollte nur mehr in christlicher Einfalt, in Uebung der Armuth, der Adtödtung und des Gebetes ihre noch übrigen Lebenstage zubringen, zu welchem Entschlusse ihre Freundin, die hl. Marcella, nicht wenig beitrug. So lernte die junge Eustochium von Kindestagen an die Welt mit ihren Ehren und Freuden geringschätzen, und sah an der Wohlthätigkeit ihrer Mutter, wie man mit zeitlichen Gütern sich himmlische Schätze erkauft. Sie kleidete sich ganz einfach und beschloß im jungfräulichen Stande lebenslang dem Herrn zu dienen. Als sie einmal in das Haus ihres Oheims Himetius kam, befahl dieser seiner Gemahlin Prätextata, das einfache Gewand der Jungfrau zu ändern, und ihr vernachlässigtes Haupthaar nach weltlichem Brauch und Sitte zu flechten, um dieselbe in ihrem Entschluß wankend zu machen. Da sah Prätextata im Traume einen Engel, der ihr mit drohenden Worten Verweise gab, laß sie es gewagt, an eine dem göttlichen Erlöser geweihte Jungfrau die Hände zu legen und die Welteitelkeit einer Seele einflößen zu wollen, welche Jesus zu seiner Braut erwählt hatte. Aus solcher Gefahr gerettet, schloß sich Eustochium mit ihrer Mutter und andern frommen Frauen dem hl. Hieronymusan, der, um das J. 382 nach Rom gekommen, im Hause der Paula wohnte. Für die hl. Eustochium schrieb er um das J. 383 seine Abhandlung von der Jungfräulichkeit (de virginitate), bekannt unter dem Namen: »Brief an Eustochium«, worin er, nachdem er die Vortrefflichkeit der Jungfrauschaft dargethan, auch die Mittel angibt, um den kostbaren Schatz der Reinigkeit zu bewahren, und zwar 1) eine aufrichtige Demuth mit der Furcht vor Gefahr; 2) Wachsamkeit über seine Sinne und muthigen Widerstand gegen den ersten Anfall der Versuchung; 3) Mäßigkeit im Essen und Trinken; 4) Vermeidung alles dessen, was das Herz verweichlichen kann etc. – Als später der hl. Hieronymus in das heil. Land ziehen wollte, entschlossen sich Mutter und Tochter, mit dem Heiligen nach Palästina zu gehen, um dort, wo ihr Heiland geboren wurde, gelebt und gelitten hat und gestorben ist, ihr Leben zu beschließen. Sie verließen Rom im J. 385, und ließen sich, nachdem sie Syrien, Aegypten und Palästina durchwandert hatten, zu Bethlehem nieder. Bis zum J. 389 lebte Paula und Eustochium in einer engen Behausung; dann aber erbaute Paula aus ihrem Vermögen zu Bethlehem vier Klöster, ein Mannskloster und drei Frauenklöster, welch' letztere unter ihrer Oberaufsicht standen. Eustochium beobachtete genau die heil. Regel, welche häufiges Gebet, demüthiges und friedfertiges Betragen, Einfachheit in Kleidung, Liebe zur Armuth und Abtödtung vorschrieb; ja sie ging in ihrer Demuth so weit, daß sie mit ihrer Mutter die gemeinsten Arbeiten im Hause verrichtete, und machte überhaupt in der Wissenschaft des Heiles die glänzendsten Fortschritte, welche ihr geistlicher Lehrer und Führer Hieronymus in einem Briefe an Furia nicht genug zu rühmen vermag. Unter seiner Anleitung erlernte sie vollkommen die hebräische Sprache und erwarb sich noch manche andere ihrem Geschlechte ungewöhnliche Kenntnisse. Der heil. Lehrer widmete ihr auch seine Commentare über die Propheten Isaias und Ezechiel. Als im J. 404 ihre Mutter in ein besseres Leben hinübergegangen war, übernahm Eustochium die Obsorge für die Klöster. Weil der hl. Hieronymus eifrig gegen die Pelagianer geschrieben hat, rächten sich diese derart, daß sie die Klosterleute zu Bethlehem mit unsäglicher Schmach überhäuften, und ein Kloster sogar plünderten und verbrannten. Eustochium und ihre Nichte, die jüngere Paula, entgingen mit genauer Noth der Wuth der Feinde und den [133] Flammen des Feuers. Im Jahr 419 starb Eustochium; Hieronymus nennt sie in einem Briefe an Augustinus und Alypius eine »heilige und ehrwürdige Jungfrau«. Die Kirche verehrt sie unter den Heiligen, und feiert ihr Andenken, wie das Mart. Rom. zeigt, am obengenannten Tage (28. Sept.) Aeltere und neuere Heiligenkalender gedenken ihrer auch am 20. Febr., 2. März, 2. Nov. und an andern Tagen. (Sept. VII. 630.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 133-134.
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