Felix Vialard de Herse (227)

[192] 227Felix Vialard de Herse, (10. Juni), Bischof von Chalons an der Marne, stammte aus einem adelichen Geschlechte der Auvergne, und war geboren zu Paris im J. 1603. Seine Mutter, Charlotte von Ligny, eine der tugendhaftesten Frauen ihres Jahrhunderts, welche der hl. Franz von Sales sehr hoch schätzte, legte in ihn die ersten Keime einer zarten Frömmigkeit. Nachdem er seine Studien an dem Collegium von Navarra gemacht hatte, ergriff er den geistlichen Stand, wozu ihn Gott berief. Als er seine theologischen Lehrcurse vollendet hatte, wurde er Doctor. Er war erst kurze Zeit Priester, als er zum Abt von Pibrac in der Auvergne ernannt wurde, und später zum Coadjutor des Bischofs von Chalons. Noch war das Ernennungsschreiben nicht angekommen, als er durch den Tod desjenigen, dessen Stelle er zu vertreten hatte, wirklicher Bischof dieses Sprengels wurde. Er zählte nur 27 Jahre, als er die Leitung genannter Diöcese übernahm; aber nach dem Beispiele des hl. Carl Borromäus, den er zu seinem Vorbilde gewählt hatte, zeigte er vom Anfange seines Bischofsamtes an die Klugheit und Besonnenheit eines Greises. Er vergrößerte sein Seminar, und verließ sein Palais, um dort seine Wohnung aufzuschlagen; so sehr gefiel es ihm dort. Et machte häufige Besuche in den geistlichen Häusern und beiden Pfarrern auf dem Lande. Er spendete eine Beisteuer zur Begründung eines Ursulinerklosters zum Behufe der Jugend-Erziehung. Durch seine Unterstützung wurden auch drei Häuser gegründet zur Bildung von Lehrerinnen, und bekam Vitry ein Collegium. [192] Voll Eifer für die Unterweisung seiner Heerde, und voll Mitleiden zu den verirrten Schafen, welche nicht auf des Hirten Stimme merkten, stiftete er Missionen, um die Protestanten seiner Diöcese zu bekehren; häufig kehrten sie in den Schooß der Küche zurück, und selbst jene, welche nicht zur katholischen Einheit heimkehrten, konnten den Tugenden des Bischofs den Tribut der Hochachtung nicht versagen, die ihm gebührte. Ludwig XIV. wählte ihn als einen der Vermittler des sogenannten clementinischen Friedens, wo zwischen dem heil. Stuhl und den französischen Bischöfen der Streit wegen des »Formulars« geschlichtet wurde, und wenn dieser Friede nicht auf die Länge dauerte, so lag die Schuld an den Jansenisten, deren Grundsätze zu theilen er weit entfernt war. Allerdings bestätigte er die moralischen Betrachtungen des P. Quesnel und gab ihnen für seine Diöcese giltiges Ansehen, durch einen Erlaß, den man zu Anfang der ersten Ausgabe findet; aber das nachmals so berüchtigte Buch enthielt nur eine Sammlung kurzer erbaulicher Betrachtungen über das Evangelium, und wenn man in der Folge eben diese Gutheißung beibehielt, nachdem das Werk um drei Viertheile durch die Zusätze, welche dessen Geist veränderten und seine Glaubensrichtigkeit entstellten, vergrößert worden war; so konnte der tugendhafte Prälat, welcher schon mehrere Jahre todt war, nicht verantwortlich seyn für den Mißbrauch, den man von dieser Gutheißung machte, und es war eine Ungerechtigkeit, damit sein Andenken zu beladen, welches in seiner Diöcese, wie in ganz Frankreich, in hoher Verehrung geblieben ist. Er starb heiligmäßig am 10. Juni 1680, nach 40 Jahren seines Bischofamtes. Er hinterließ Verordnungen und Hirtenbriefe, ein Ritual von Chalons, und einen Katechismus, betitelt: »Die christliche Schule«. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 192-193.
Lizenz:
Faksimiles:
192 | 193
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika