Ferreolus, SS. (2)

[199] 2SS. Ferreolus, Presb. et Ferrutio (Ferrncius), Diac. MM. (16. Juni). Diese Heiligen werden von Einigen für Griechen gehalten; wahrscheinlich aber sind sie geborne Gallier, die in Griechenland ihre Studien gemacht haben, wo sie von dem hl. Polycarp zum christlichen Glauben bekehrt worden sind, der sie dann als evangelische Arbeiter in ihr Vaterland wieder zurücksandte. Von dem hl. Irenäus erhielten sie dann um das Jahr 180 ihre Mission nach Besançon (Vesontio) im südlichen Frankreich, wo sie 30 Jahre lang im Weinberge des Herrn unermüdet arbeiteten und viele Heiden zum Christenthum führten, bis sie in den Jahren 212–217 des Martyrtodes starben. Die Legende sagt von ihnen, sie seien auf Befehl des Präfecten Claudius gegeißelt worden; dann habe man ihnen die Zunge abgeschnitten, worauf sie aber doch ungehindert das Evangelium gepredigt hätten. Dieß habe den Präfecten in solche Wuth versetzt, daß er ihnen alle Gelenke mit Pfriemen durchstechen, und eiserne Nägel in Form einer Krone in den Kopf schlagen, endlich aber sie enthaupten ließ. Die Gläubigen nahmen heimlich ihre Leiber weg und legten sie in eine der Stadt nahe gelegene Höhle, wo sie am 5. Sept. 370 wieder gefunden, von Bischof Anianus erhoben und in das zu ihrer Ehre erbaute Kloster gedacht wurden. Im J. 1063 kamen ihre Reliquien in die St. Johanniskirche, und Theile von diesen im J. 1246 in die Kirche des hl. Vincentius daselbst. Nach der Ueberlieferung [199] der Kirche von Besançon hätte der hl., Ferreolus die bischöfliche Würde getragen. Butler (VIII. 191) ist, obgleich das dem hl. Prothadins zugeschriebene Rituale und die Legende des Heiligen ihm nur den Namen Priester geben, doch sehr geneigt, dieser Ueberlieferung Glauben beizumessen, weil in alter Zeit das Wort Presbyter oft gleichbedeutend mit Episcopus gewesen sei; dann weil, Ferreolus in einem alten Antiphonarium Hierarcha genannt werde, ein Name, der blos dem Bischofe zukomme; und endlich, weil ehrwürdige Denkmale der Kirche von Besançon auf die bischöfliche Würde des Heiligen hinweisen. Die Bollandisten dagegen hatten ihn nur für einen Priester, und im Mart. Rom., wo die Namen dieser Heiligen ebenfalls am 16. Juni sich finden, wird der hl. Ferreolus auch nur als Priester bezeichnet, Ferrutio aber als Diakon. (III. 5.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 199-200.
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199 | 200
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