Flavianus I (20)

[221] 20Flavianus I., (21. Febr. al. 26. Sept.), Patriarch von Antiochia, stammte aus einer angesehenen Familie dieser Stadt, und ergriff schon in früher Jugend eine strenge Lebensweise, welche ihn vor den Gefahren der Welt bewahrte. Schon als Laie nahm er sich der Sache der unterdrückten Religion an, bei legenheit der ungerechten Absetzung des hl. Patriarchen Eustathius von Constantinopel, und der unrechtmäßigen Einsetzung des Leontius. Die Arianer fanden an ihm einen muthvollen und, seiner Tugenden wegen, achtungswürdigen Gegner. Der hl. Meletius, welcher um das J. 361 auf den durch die Bemühungen der Katholiken abgesetzten Arianer Eudorus als Patriarch von Antiochia gefolgt war, weihteihn zum Priester. Nach Meletius' Tode, vor Schluß des im J. 381 zu Constantinopel gehaltenen Concils, wurde Flavian zu Antiochia als dessen Nachfolger erwählt. Damals gab es eine Partei, die an dem hl. Paulinus festhielt, der von einem Theile der Katholiken zum Nachfolger des hl. Eustathius gewählt worden war; nach dessen Tode aber (im J. 383) hatten die Eustathianer dem Evagrius ihre Stimme gegeben, und als dieser im J. 395 starb, erkannten dieselben den Flavian als rechtmäßigen Bischof an. Ihm gelang es, den über die Bewohner Antiochiens – welche, wegen der Auflage einer Kriegssteuer gegen den Kron-Prätendenten in Gallien, sich empört, und des Kaisers und verschiedener Glieder der kaiserlichen Familie Bildsäulen niedergerissen hatten – schwer erzürnten Theodosius zu versöhnen und bis [221] zu Thränen zu rühren. Flavian selbst mußte ihnen eiligst die erlangte Gnade hinterbringen. Unser Flavian hatte an Joh. Chrysostomus einen treuen Freund und Mitarbeiter gefunden. Er hatte ihn zum Priester geweiht, und konnte, als derselbe im J. 397 zum Erzbischof von Constantinopel ernannt worden war, nicht ohne Wehmuth den von sich scheiden sehen, welcher, nach dem Ausdrucke eines Kirchenschriftstellers, seine Hand, sein Auge, sein Mund gewesen. Flavian bewies den Verfolgungen dieses seines Freundes stets die größte Theilnahme, und erließ namentlich bei dessen erster Verbannung ein Schreiben an die Geistlichkeit zu Constantinopel. Im J. 404 starb Flavian nach 23jährigem Episkopate. Die allgemeine Kirchenversammlung zu Chalcedon ertdelite ihm die Benennung eines Seligen, und Theodoret nennt ihn einen Großen, einen Bewunderungswürdigen, einen Heiligen. Jedoch wurde er nie mit öffentlicher Andacht verehrt, wenn auch Hagiographen ihn am 21. Febr. oder am 26. Sept. aufführen. – Die Bollandisten setzen einen Bischof Flavian von Antiochia am 27. Sept. unter die »Praetermissi«, weil seine kirchliche Verehrung bei den Griechen nicht erwiesen ist. Wahrscheinlich ist er identisch mit unserem Patriarchen Flavian. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 221-222.
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