Gabriel, S. (4)

[334] 4S. Gabriel, Archang. (26. al. 18. 21. März). Der hl. Erzengel Gabriel ist der »Mann Gottes« im eigentlichen Sinne des Wortes, der Schirm- und Schutzengel des auserwählten Volkes und der Kirche.1 Nicht bloß das Abendland, sondern auch die orientalische Kirche singt feierlich zu Ehren des hl. Erzengels Gabriel lobpreisende Hymnen (Eph. Men. graec. magn.) Seine Verehrung begreift sich aus der erhabenen Stellung, die er in der Heilsgeschichte einnimmt. Der Prophet Daniel sah ihn im Gesichte und hörte ihn die Geheimnisse des Messianischen Reiches verkünden: »Siebenzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heil. Stadt; dann wird dem Uebertreten gewehret, und die Sünde getilgt, und die Missethat gesühnt, und die ewige Gerechtigkeit herbeigeführt, und die Gesichte und die Weissagung erfüllet, und der Allerheiligste gesalbet werden. So wisse nun und merke: Vom Ausgange des Worts (Befehls), daß Jerusalem soll wieder gebaut werden, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen. Die Straße soll wieder gebaut werden und die Mauer, wiewohl in [334] kummervoller Zeit. Und nach den 62 Wochen wird der Messias getödtet werden, und das wird nicht sein Volk seyn, welches ihn verläugnen wird (das Reich Gottes wird von ihm genommen werden, und Söhne Abrahams werden jene seyn, die den Glauben Abrahams daben, und diese werden auch die Erben seiner Verheißungen seyn). Und die Stadt und das Heiligthum wird zerstört werden durch das Volk des Heerführers, der da kommen soll. Das Ende wird seyn wie eine Fluth, und nach Ende des Kriegs ist die Verwüstung bestimmt. Er aber wird Vielen den Bund bekräftigen (der ›Bund‹ wird die engen Gränzen des Judenlandes durchbrechen; und es wird nicht mehr Jude, noch Heide etwas gelten, sondern allein der Glaube an Christus) in Einer Woche; und in der Woche wird aufhören das Opfer und das Speisopfer, und im Tempel wird Gräuel der Verwüstung seyn bis zur bestimmten Zerstörung.« (Dan. 9, 24 ff.) Er erschien dem Zacharias, und verkündete ihm die Geburt des Johannes und kündigte sich an als ein Engel, »der vor Gott stehet.« Die Zeit der Erscheinung war jedesmal die des Abendopfers. (Luc. 1, 8–25.) Da ihm Zacharias nicht glauben will, nennt er ihm ausdrücklich seinen Namen. Eben dieser himmlische Bote begrüßte sechs Monate später die »Gebenedeite unter den Weibern« als die von Gott auserlesene Mutter des Welterlösers, des Sohnes Gottes (Luc. 1, 25–33.) Er sprach das erste Ave Maria; von ihm hat es die katholische Christenheit. Als Verkünder des Evangeliums trägt er auf Abbildungen am angemessensten das Gewand der Diakonen und die Lilie als Sinnbild der unbefleckten Jungfräulichkeit der heil. Gottesmutter. Nach Migne feiern die Griechen sein Fest am 26. März als dem Tage nach der Verkündigung Mariä; die Lateiner feiern es in verschiedenen Kirchen (z. B. in Rom, auch in Augsburg etc.) am 18. März, die Benedictiner und Franciscaner am 24. März, als dem Tage vor dem Feste Mariä Verkündigung. Im Mart. Rom. ist sein Name nicht enthalten; dagegen steht im Martyrologium der drei Orden des hl. Franciscus am 24. März eine feierliche Erinnerung (solemnis memoria) an den hl. Erzengel Gabriel. Das Officium, welches bei uns von diesem hl. Erzengel gebetet wird, ist eine dankbare Erinnerung an die oben bemerkten, durch ihn uns zugestossenen göttlichen Offenbarungen. (III. 607.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 334-335.
Lizenz:
Faksimiles:
334 | 335
Kategorien: