Gerhohus, B.

[405] B. Gerhohus, Praep. (24. Juni). Vom Altd. ger, gar = sehr, also: sehr hoch etc. – Der sel. Gerhohus, Propft von Reichersberg, auch Gerohus und Gerochus genannt, wurde zu Polling in Oberbavern, Bisthums Augsburg, um das J. 1093 von frommen bürgerlichen Eltern geboren. Da er frühzeitig hohe [405] geistige Anlagen verrieth, übergaben ihn seine Eltern den dortigen Chorherren zur Erlernung der Wissenschaften, worauf er dann zu Moosburg, Freising und endlich zu Hildesheim seine Studien mit allem Eifer fortsetzte. Nach seiner Rückkehr ertheilte ihm Bischof Herimann von Augsburg die niederen Weihen, nahm ihn im J. 1119 in sein Domstift auf und ernannte ihn hierauf zum Domscholaster, als welcher er den Unterricht der Domschule zu leiten hatte. Da ihm dieser Bischof die Ergreifung der Partei Heinrichs V. gegen Papst Paschalis zumuthete, verließ er Augsburg und floh ins Kloster Nailenbuch, wo er auch Aufnahme erhielt. Nachdem der Friede der Kirche hergestellt war, ward er wieder zurückgerufen und ging im J. 1129 mit Bischof Hermann zu dem Concil nach Rom. Nach Augsburg zurückgekehrt, wollte er das gemeinschaftliche Leben der Kanoniker wieder herstellen, stieß aber auf so viele Hindernisse, daß er, wie es scheint, nach kurzem Aufenthalte nach Raitenbuch zurückkehrte. Hier machte er bald die nämlichen Erfahrungen, bis endlich Bischof Chuno von Regensburg ihn zu sich lud, ihm die heil. Weihen ertheilte und die Pfarrei Cham im bayerischen Walde übergab. Hier wollte Gerhohus eine geistliche Pflanzschule anlegen, die aber nicht zu Stande kam. Er begleitete den Bischof bei den Visitationen seines Sprengels, bei welcher Gelegenheit er die schönen und erbaulichen Anreden hielt, die er nachher sammelte und dem Bischof Chuno widmete. Nach Chuno's Tod wurde er im J. 1132 vom Erzbischof Conrad von Salzburg dem Kloster Reichersberg am Inn (im Innviertel) als Propst vorgesetzt, das er durch die Freigebigkeit der Bischöfe und begüterter Laien zu großer Blüthe brachte. Vierzig Jahre stand er demselben vor und verbreitete weithin den Glanz seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit. Von heil. Eifer für die Ehre Gottes ganz durchglüht, erhob Gerhohus für dieselbe selbst vor Päpsten, Bischöfen und Königen seine kraftvolle Stimme und rügte offen die Zuchtlosigkeit und Unordnung, wo er sie fand. Von diesem Geiste suchte er auch dem Kloster mitzutheilen. Sein heißester Wunsch war, daß sich dasselbe dem Fürsten der Finsterniß wie ein furchtbares Heer entgegen stellen und die Ränke und Stürme desselben vereiteln möchte. Er ist auch der Stifter eines Frauenklosters. Die von ihm neu erbaute Kirche wurde im J. 1183 durch den Bischof Roman von Gurk eingeweidt H genoß das unumschränkte Vertrauen der Päpste Kalixt II., Honorius II., Innocenz II., Mestinus II., Eugenius III., Anastasius IV. und Alexander III. Ebenso stand er in hoher Gnade bei Herzogen, Fürsten und Grafen besonders bei den Erzbischöfen Konrad und Eberhard von Salzburg, sowie bei den Bischöfen von Paßau und Bamberg, die ihn in wichtigen Angelegenheiten oft um Rath fragten. Er schrieb eine Menge gelehrter und Hochgeschätzter Werke und starb am 24. Juni 1169. Sein Leichnam wurde in der Klosterkirche von Reichersberg am Kreuzaltare beigesetzt. (But. XIX. 595.) (Vgl. Pl. Braun, Lebensgeschichten aller Heiligen und Seligen des Bisthums Augsburg S. 106–111.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 405-406.
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