Gerlacus, S. (1)

[407] 1S. Gerlacus, (5. Jan.), ein Einsiedler und Büßer in Belgien, war von vornehmen Eltern geboren und wurde frühzeitig zum Kriegsdienste erzogen. Hiefür eignete er sich durch seinen starken Körper, seine Leibesgröße und seinen persönlichen Muth. Leider überließ er sich einem ausgelassenen Leben. Der militärische Muth artete in Rohheit aus, so daß er selbst seine Mutter mißhandelte. Ein Kampfspiel in Jülich, wo ihm der plötzliche Tod seiner Gattin gemeldet wurde, ward durch Gottes Fügung der Anlaß seiner Bekehrung. Als lebenslustiger Ritter war er gekommen, mit Bußgedanken kehrte er nach Balkenburg (im jetzigen Herzogthum Limburg) zurück. Er machte eine Wallfahrt nach Rom, beichtete und erbat sich vom heil. Stuhle irgend ein öffentliches Bußwerk. Es wurde ihm auferlegt, sieben Jahre lang im Hospitaliter-Kloster in Jerusalem jene Dienste zu versehen, die ihm der Vorsteher desselben bestimmen würde. Der hl. Gerlach that es, hütete in Palästina das Vieh, verrichtete in aufrichtigem Bußeifer andere niedrige Dienste und kehrte nach Verlauf seiner Bußteit nach Rom zurück. Hier empfing er die allgemeine Vorschrift, von nun an in der Welt zu leben, als lebte er nicht in ihr. Nach Hause gekommen, setzte er seine Bußübungen fort und wohnte in einer ausgehöhlten alten Eiche, nahe bei seiner väterlichen Heimat, um durch das Beispiel fortgesetzter Buße die Aergernisse der Jugend gut zu machen. Das Leben der ägyptischen Einsiedler nachahmend, aß er nichts als Brod. das er mit Asche bestreute, trank nur Wasser und kasteite seinen Leib durch ein rauhes, mit eifernen Drähten durchwirktes Bußkleid. Er stand barfuß im Schnee, der von der Hitze seiner Andacht schmolz (Menels Symb. I. 108). So lang er noch bei Kräften war. stand er täglich in der Nacht nach kurzer Ruhe auf, um nach Mastricht zur Kirche des hl. Servatius zu gehen und dort der Mette beizuwohnen. Samstags ging er zur Verehrung der sel. Gottesmutter bis nach Aachen in die Domkirche. Die Mönche von Meersen. in deren Pfarrbezirk die Einsiedelei des Heiligen gehörte, verklagten ihn beim Bischofe von Lüttich als einen Heuchler, der unter den Steinen, auf welchen er schlief, große Schätze verborgen hätte. Sie brachten es dahin, daß die Eiche umgehauen und sein Leben streng untersucht wurde. Das Ergebniß war, daß der Heilige vom Bischofe eine neue Einsiedelei, bestehend aus zwei Zellen, erhielt; die eine war zur Verrichtung der Gebete bestimmt und erhielt auch einen Altar, wo bisweilen das heil. Opfer gefeiert werden durfte; die andere, niedrig und eng wie ein Grab, diente zum Schlafen. Immer weiter verbreitete sich nun der Ruf seiner Heiligkeit, besonders seitdem die hl. Hildegardis zu Mainz ihm zum Zeichen ihrer geistigen Gemeinschaft den Kranz überschickte. den sie am Tage ihrer Einkleidung vom Bischofe Heinrich erhalten hatte. Denen, die zu ihm kamen, gab er geistliche Zusprüche. wie sie dem Stande jedes Einzelnen angemessen waren. Dabei hatte er, wie bei einem solchen Leben natürlich, die schwersten Anfechtungen des bösen Feindes zu bestehen. Aber auch himmlische Tröstungen fehlten nicht. Einmal war das Quellwasser, das er trank, in Wein verwandelt [407] – ein Wunder, das sich zum zweiten und dritten Mal wiederholte, als er, teuflischen Betrug befürchtend, den Wein weggeschüttet hatte. An seinem Grabe geschahen zahlreiche Wunder, weßhalb seine Verehrung, besonders im Prämonstratenser-Orden, immer zunahm. Es entstanden Klöster und Gotteshäuser, die seinen Namen trugen, z. B. Gerlachsheim in Baden, das erst im J. 1803 dem Sturme der Säcularisation erlegen ist. Dargestellt wird er nach Hack (S. 345) als Einsiedler, neben ihm der hohle Baum, in welchem er lange Zeit lebte, oder die Klause. Der Dorn in seinem Fuße erinnert an seine Buße in Palästina, wo er sich durch einen Dorn an demselben Fuße verwundete, mit dem er einst seine Mutter gestoßen hatte. (I. 304.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 407-408.
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