Gisela (1)

[440] 1Gisela (Gisala, Gisula), Regina Abbat. (7. Mai, al. 1. Febr.) Vom Altd. = Geisel, Gabe, Pfand etc.; nach Andern: die Mächtige, Starke. Nach Andern wäre es so viel als Elisabeth; im Ungarischen soll es victoria (Sieg) bedeuten. – Diese gottsel. Frau war eine Tochter des Herzogs Heinrich II. von Bayern und eine Schwester des hl. Kaisers Heinrich II., mit welchem sie vom hl. Bischof Wolfgang von Regensburg zur Tugend und Gottesfurcht herangebildet wurde. Sie ward mit dem damals noch heidnischen Könige Stephan von Ungarn vermählt, und gewann durch ihre eifrigen Bemühungen nicht blos den König, dem sie in der Schloßkapelle zu Scheyern angetraut worden seyn soll, sondern auch den größten Theil seiner Unterthanen für das Christenthum. Wie der hl. Kaiser Heinrich mit seiner hl. Gemahlin Cunigunde die Sache der Religion auf alle Weise zu befördern suchte, so that auch der hl. König Stephanus mit seiner frommen Gemahlin Gisela Alles, um das Christenthum im Lande zu befördern. Vorzüglich waren sie darauf bedacht, Pflanzschulen des Glaubens, nämlich Kirchen und Klöster, zu gründen und auszustatten. Namentlich versah Gisela die Kirchen mit heil. Gefäßen und kostbaren Gewändern. Am meisten unter Allen verdankt ihr die Kathedralkirche von Veszprim, die sie von Grund aus erbaute und mit reichlichen Einkünften begabte. Auch für Belgrad und Altbuda that sie sehr viel. Nach Butler (XX. 450) ließ sie Steinhauer aus Griechen land kommen, welche diese Bauten auf's Schönste auszuführen beauftragt waren. Wie sie als Frau und Mutter wirkte, bewies ihr Sohn, der sel. Emerich, den sie mit ihrem Gemahle und dem hl. Bischof Gerhard in allen Tugenden erzog. (S. B. Emericus1 ). Nach dem Tode ihres Gemahls kehrte sie um das J. 1045 nach Deutschland zurück und begab sich in das zu Paßau im J. 738 gegründete und im J. 1010 vom hl. Kaiser Heinrich restaurirte Benedictinerinnen-Kloster Niedernburg, wo sie wie die geringste im Hause sich allen Uebungen unterzog, bis sie endlich am 7. Mai 1095 als Abtissin starb. Sie wird von Einigen zu den »Heiligen«, von Audern zu den »Seligen« etc. gezählt. Da aber die Bollandisten ihr kein bestimmtes Prädicat beilegen, so wollten auch wir uns desselben enthalten. Die Ungarn wallfahrteten bis zu den Zeiten des Kaisers Joseph II. jährlich in großer Anzahl zu ihrem Grabe. Ihre Verehrung im Kloster Niedernburg, welches seit 1836 im Besitz der »Englischen Fräulein« ist, und wo sie neben ihrer Muhme Helika, der ersten Abtissin von Niedernburg, in der St. Agatha-Kapelle, die eben restaurirt wird, begraben liegt, dauert im Stillen noch fort. Vgl. Helica. (II. 133. Bat. XX. 449.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 440.
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