Gislenus, S. (2)

[441] 2S. Gislenus (Gislanus, Gisleinus), Abb. (9. Oct. al. 1. Juni). Dieser hl. Abt Gislen von Zell im Hennegau (Hannonia) wird nach den Bollandisten (Febr. III. 103) im Verzeichnisse der Reliquien von St. Niquier in der Picardie auch Gislanus genannt; bei Butler (XIV. 313) und bei Migne heißt er Guislein Nach dem Mart. Rom., wo er ebenfalls am 9. Oct. unter dem Namen Gislenus sich findet, soll er ein Bischof gewesen seyn, welcher sein Bisthum niedergelegt und in dem von ihm erbauten Kloster ein durch viele Tugenden ausgezeichnetes Leben geführt habe. Nach Lechner wäre er in Athen geboren und später dem Orden des hl. Basilius beigetreten. Zum Priester geweiht, habe er sich die Erlaubniß erbeten, nach Rom zu wallfahrten; auf der Reise sei er jedoch in [441] einem Gesichte ermahnt worden, nach dem Hennegau zu ziehen und dort sein Ende zu erwarten. Er sei nun mit zwei Gefährten, Lambertus und Bellivius, welche von Einigen als »Heilige« bezeichnet werden, dahin gegangen und habe sich zuerst an den hl. Bischof Amandus (vgl. S. Amandus2) gewendet. unter dessen Leitung er dann einen Ort, Namens Castri locus, von Dorn und Gestrüpp gereiniget habe, um dort eine Zelle zu erbauen. Aber durch eine Bärin und einen Adler wunderbar geleitet, sei er an einen andern Ort gekommen, den er Ursidongus geheißen, und habe dort mit Erlaubniß des hl. Bischofs Autbert von Cambray eine Kirche zu Ehren der hhl. Apostel Petrus und Paulus gebaut. Der König Dagobert habe ihm hierauf zur Gründung eines Klosters alles umliegende Land gegeben te. Wie weit nun dieses Alles historisch begründet werden kann, müssen wir dahin gestellt seyn lassen; gewiß ist nur, daß der hl. Gislen eine Zeit lang in einem Hennegauer Forste an dem Flusse Aisne (Axona, Esna) gelebt hat. Nachdem nun hier mehrere nach Vollkommenheit strebende Seelen sich seiner Leitung anvertrauten, stiftete er – nach Butler (XIV. 313) im J. 651 – ein Kloster nach der Regel des hl. Basilius, welches er den hhl. Aposteln Petrus und Paulus weihte und dem er 36 Jahre lang mit Klugheit und Heiligkeit vorstand. Dasselbe führte lange Zeit den Namen »Zelle« (la Celle) und nahm erst im J. 930 die Regel des hl. Benedictus an. Der Ort hieß auch Ursidungen (Ursidungum, Ursdungum). Später bildete sich dort eine Stadt, welche von unserm Heiligen den Namen St. Guislain69 erhielt. Auf seinen Rath entsagten zwei vornehme Frauen für immer der Welt, nämlich die hl. Waldetrudis (Waltrude), welche an einem Orte, Namens Castri locus (weil die Römer dort ein Lager hatten), ein Kloster stiftete, wo sich dann später die Stadt Mons erhob, und ihre Schwester, die hl. Aldegundis, welche ein Doppelkloster erbaute, das der Stadt Maubeuge (Malbodium) den Ursprung gab. Auch den Tochtern der hl. Waldetrudis, nämlich den hhl. Aldetrudis und Waldeberta, war er ein treuer Rathgeber. Sein Tod fällt in das Ende des 7. Jahrhunderts; bei Lechner ist das Jahr 681 angegeben. Am 1. Juni wird nach den Bollandisten (Jun. I. 7) eine Uebertragung seiner Reliquien gefeiert. Auf Abbildungen hat er wie der hl. Gallus einen Bären an seiner Seite. (IV. 1010.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 441-442.
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