Godricus, S. (1)

[462] 1S. Godricus, Erem. (21. Mai). Vom Altd. = reich in Gott (an Güte oder an Gütern etc.) – Dieser hl. Godrich, frz. St-Gorry, engl. Godrick, wurde zu Walpole in der engl. Grafschaft Norfolk um das J. 1080 geboren. Er war von niederer Herkunft; sein Vater hieß Ailward, seine Mutter Aedwen. In seiner Jugend ging er als Landkrämer herum, um sich etwas zu verdienen. Allmälig wurde er jedoch wohlhabend und konnte größere Reisen unternehmen. Eines Tages landete er auf der Insel Lindisfarne (jetzt Holy-Island) an der Ostküste von England und wurde durch das fromme Beispiel der dortigen Mönche so angezogen, daß er sich und der Welt zu sterben den Entschluß faßte. Er wallfahrtete nach Jerusalem, Rom, Compostella, und zog sich dann mit einem Gleichgesinnten, Namens Ethelricus, in eine Einsiedelei bei Carlisle zurück. Nach dem Tode seines Gefährten, welcher bei Butler (VII. 39) und Migne irrig Godwin genannt wird, machte er eine zweite Wallfahrt nach Jerusalem. Nach seiner Rückkehr brachte er nach Butler einige Zeit in der Wüste Streneshalch (jetzt Whitby) zu. Dann besuchte er das Grab des hl. Cuthbert in Durham, und endlich wählte er sich nach erhaltener Erlaubniß des Bischofs Ranulf die Wüste Finchal, nicht weit von Durham, zum Aufenthalte. Hier übte er sich während 60 Jahren in der Demuth, Geduld und Entsagung. »Am meisten,« sagt sein Biograph, der ihn noch persönlich kannte, »floh er den Fehler des menschlichen Argwohnes und der Ueberhebung.« Viele Kämpfe mit den Dämonen werden von ihm erzählt. Dem Bischof Wilhelm von Durham (gest. im J. 1153) soll er seinen Tod vorausgesagt haben. Auch Wunder sind viele von ihm aufgezeichnet, besonders auch solche, die er durch Besprengung mit Weihwasser vollbrachte. Dem hl. Thomas von Canterbury weissagte er seine Verbannung, seine Heimkehr und seinen Tod. Er wurde viel geprüft und von verschiedenen schweren Krankheiten geplagt. »Allein obgleich sein Körper einer Leiche ähnlich sah, hörte seine Zunge doch nicht auf, den geheiligten Namen der drei göttlichen Personen zu wiederholen.« Er starb am 21. Mai 1170, in der Octave der Himmelfahrt unsers Herrn, wie er das vorausgesagt hatte. Auch nach dem Tode wurde er durch Wunder verherrlicht. (V. 68–85.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 462.
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