Gunthildis, S. (2)

[588] 2S. Gunthildis, Abbat. (8. Dec. al. 28. Sept.) Diese hl. Gunthildis, auch Cunthildis, Chunigild, Chunihilt, frz. Ste-Gonthilde, genannt, eine Engländerin, war die Mutterschwester des hl. Lullus und hatte nach dem Tode ihres unbekannten Gemahls, dem sie die hl. Beratgita (Bergita, Bertigita, Brathgit) gebar, im Kloster Wimborn, der englischen Grafschaft Dorset, zugleich mit ibtet Tochter den Schleier genommen. Auf Einladung des hl. Bonifacius ging sie mit Erlaubniß der Abtissin Tetta, ihrer Verwandten, mit der hl. Walburg, der hl. Lioba und noch andern Klosterfrauen, worunter auch ihre Tochter Brathgit war, im J. 748 nach Thüringen. (S. S. Bonifacius7.) Die hl. Lioba stand nach Migne an der Spitze dieser jungfräulichen Colonistinnen, denen unser Vaterland einen guten Theil seiner christlichen Gesittung verdankt. Die hl. Gunthildis wurde Abtissin in einem der vom hl. Bonifacius gegründeten Klöster, dessen Name jedoch nicht [588] bekannt ist, da weitere Nachrichten von ihr nicht auf uns gekommen sind. Nur das wissen wir, daß sie im 11. Jahrhunderte in Eichstätt als eine Diöcesan-Patronin verehrt wurde und als solche in Gundekar's Pontificale vorkommt, was um so leichter zu erklären ist, da von Thüringen aus sowohl der hl. Wunibald als auch die hl. Walburga in das Bisthum Eichstätt kamen, also ein Zusammenhang nothwendig statthatte. Nach Suttner147 war die hl. Gunthildis noch im 13. Jahrhundert in der Diöcese Eichstätt bekannt; als nämlich Bischof Hildebrand im J. 1277 den Hochaltar der Pfarrkirche zu Emfing weihte, legte er Reliquien von der hl. Gunthildis in denselben. Selbst im 15. Jahrhunderte finden sich Spuren dieser Verehrung in dem jetzt protestantischen Thüringen. Zwei Statuen auf einem Altare, der sich in der Kirche des vom hl. Bonifacius gestifteten Ohrdruf befindet oder befunden hat, werden in der Thuringia sacra der Tradition zufolge als Abbildungen der hl. Chunigilt und Berathgit erklärt, und Beide als Schutzheilige des Klosters angegeben. Die mitgetheilte Abbildung zeigt, daß sie als Nonnen dargestellt werden. Daß übrigens diese hl. Gunthildis nicht identisch sei mit einer andern im Bisthum Eichstätt verehrten hl. Gunthildis, ist schon oben bemerkt worden. S. S. Gunthildis1. (Mg., Sut.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 588-589.
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