Guthlacus, S.

[593] S. Guthlacus (Gutlacus), Presb. Anach. (11. April). Die Bedeutung des Namens ist nach der bei den Bollandisten angesühnten Quelle so viel als »Geschenk des Krieges«, von gut oder gund = Krieg, und lac = Geschenk. – Dieser hl. Einsiedler Guthlak war von sehr hohem, nach Einigen von königlichem Stamme in England entsprossen. Seine Geburtszeit fällt in das J. 673 (nach Andern 667). Zuerst diente er unter dem Könige Ethelred von Mercia als Kreieger. Da er aber sah, wie sehr Gott dort beleidiget werde, so zog er sich in einem Alter von 24 Jahren zurück und begab sich in das Kloster von Reppington (Reponium, Ripandum), wo er zwei Jahre lebte. Im J. 699 aber zog er sich mit vier (nach Migne mit zwei) Gefährten mit Erlaubniß seines Obern auf die Insel Croyland zurück, wo er unter beständigen Bußübungen mit Ausübung der Seelsorge sich beschäftigte und 15 Jahre lang ein erbauliches Leben führte, nachdem der hl. Bischof Hedda1 von Dorchester ihn zum Priester geweiht hatte. Uebrigens war er so streng abgeschieden von der Welt, daß er nicht einmal seine Schwester, die hl. Pega, welche nur vier Stunden von ihrem Bruder entfernt als Einsiedlerin lebte, sehen wollte, nicht als ob er keine brüderliche Liebe zu ihr getragen hätte, sondern nur um sich selbst abzutödten. Sein Leben ist eines der wunderbarsten, voll von Seelenleiden jeder Art, die er aber im Hinblick auf den Gekreuzigten standhaft trug. Das Martyrologium von Utrecht gedenkt insbesondere seiner Kämpfe wun den Teufel, der ihn unter Zulassung Gottes bis in die Tiefen der Hölle hinuntergezogen und ihm die Qualen der Verdammten, die er wegen seiner Sünden verdient habe, gewiesen haben soll. Durch diese Leiden aber und die dadurch veranlaßte immer größere Abtödtung seiner selbst errang er allmälig die innigste Vereinigung mit Gott, sowie die vollige Herrschaft nicht blos über alle Vesuchungen, sondern auch über die belebte und leblose Natur, die ihm diente. Nach Menzel (Symb. II. 352) war er immer mit Schwalben umgeben und lebte überhaupt mit den Vögeln so vertraut, daß sie in seiner Einsamkeit beständig bei ihm waren, zahm mit ihm spielten und ihre Nester dahin bauten, wohin er wollte (Symb. II. 527). Dem Prinzen Ethelbald, welcher sich im Exil befand, weissagte er, daß der Tag, an welchem er König von Mercia würde, nahe sei. Im J. 719 ging diese Vorhersagung wirklich in Erfüllung. Er selbst starb am 11. April 714 in einem Alter von 41 Jahren. Seine hl. Schwester Pega begrub ihn. Er ist Patron der Insel Croyland. (II. 37–60.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 593.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: