Helena, B. (10)

[618] 10B. Helena, Vid. (23. al. 27. April). Diese sel. Helena, ein Mitglied des dritten Ordens des hl. Augustinus, wurde zu Udine (Friaul) im Venetianischen von vornehmen Eltern geboren. Ihr Vater stammte aus der alten Familie der Valentini, ihre Mutter war Elisabeth von Maniago, deren Stammsitz zwischen Udine und Belluno gelegen ist. In ihrem 15. Jahre wurde sie zu Udine mit Antonio de Cavalcanti, einem Florentiner, verheirathet, aus welcher Lbjährigen Ehe viele Kinder hervorgingen, die sie in Frömmigkeit und Gottesfurcht erzog. Namen und Zahl derselben sind nicht auf uns gekommen. Nur ein Sohn, Namens Karl, war bei ihrem Tode zugegen. Als ihr Mann starb, schnin sie sich ihre schönen Haare ab und legte sie sammt allem Schmucke auf seinen Sarg. »Nur dir zu lieb,« sprach sie, »hab' ich diese Haare und diesen Schmuck getragen; nun nimm beides mit unter die Erde!« So weihte sie sich nach dem Tode ihres Mannes dem heil. Wittwenthum. Eine Predigt über die Heiligkeit des Ordens der Augustinerinnen bewog sie, als Tertiarerin in denselben einzutreten. Von diesem Augenblicke an widmete sie alle ihre Zeit nur dem Gebete und den Werken christlicher Liebe und Barmherzigkeit. Da sie im hl. Augustinus gelesen hatte, man könne »zu den großen Belohnungen nur nach großen Mühen« kommen, so übte sie außerordentliche Bußwerke, züchtigte ihren Leib und zwar jedes Glied in besonderer Art, genoß weder Fleisch noch Milch, schlug wie der hl. Hieronymus ihre Brust mit einem Steine, bestreute ihr Brod mit Asche, that Galle ins Wasser, welches sie trank, und oblag unausgesetzt dem innerlichen und mündlichen Gebete und der geistlichen Lesung. Vom Provincial der Augustiner erbat sie sich die besondere Vergünstigung, daß ihr die Pflicht beständigen Stillschweigens auferlegt würde, und sie nur mit Erlaubniß ihres Beichtvaters daselbe brechen dürfte. Diese Erlaubniß bekam sie dann jedesmal am Weihnachtsabende, wo sie ihre Geschwisterte, Kinder und Anverwandte zu sich kommen ließ und sich mit ihnen über geistliche Angelegenheiten unterhielt. Außerordentlich wie ihre Tugenden waren auch ihre Leiden. Die letztern rührten großentheils vom bösen Feinde her, der sie bald als Engel des Lichtes versuchte und ihr rieth, das Kloster zu verlassen, damit sie das Wort des Herrn erfülle, der gesagt habe: »Lasset euer [618] Licht leuchten vor den Menschen«; bald aber mit schweren, auch körperlichen Plagen, Schlägen und Verfolgungen heimsuchte. Einmal warf er sie, da sie nach St. Lucia in die Kirche ging. ins Wasser; ein andermal hob er sie in die Luft und ließ sie fallen, so daß sie zweimal den Schenkel brach; wieder einmal jagte er sie in der Zelle herum, bis sie wie todt vor dem Crucisire niederfiel, oder er vollführte ein Geräusch, wie wenn das Kloster einstürzen wollte, um sie im Gebete zu stören. Damit waren ebenso große Tröstungen verbunden. Ost ward sie gewürdiget, ihren Heiland mit leiblichen Augen zu sehen; besonders wenn sie communicirte, was gewöhnlich alle Tage geschah, pflegte sie die Erscheinung zu haben, daß sie unsern Herrn wirklich bei sich einkehren und in ihrem Herzen Wohnung nehmen sah. Ost war sie bei derlei Visionen von Licht umstossen und verspürte in ihrem Innern eine unbeschreibliche Seligkeit. Oft sah sie Jesum in seinen Leiden am Kreuze auf dem Calvarienberg, was ihr jedesmal eine Aufforderung zu neuen Bußübungen war. Als sie die letzte Wegzehrung empfing, sah sie unzählige Heilige; es stand ihr so zu sagen der Himmel offen. So starb sie mit zum Kreuze erhobenem Haupte, vor und nach ihrem Tode mit Wundern verherrlicht, am 23. April 1458, un 62. Jahre ihres Alters. Unmittelbar nach ihrem Tode begann auch ihre Verehrung. Schon 20 Jahre nach ihrem Hinscheiten wurde ihr Fest ins Meßbuch der Augustiner aufgenommen und zwar am 27. April, als dem Tage ihrer Beerdigung. Aus dem Meßbuche wurde sie zwar später entfernt, doch ward ihre Grabstätte lange Zeit von Andächtigen besucht. Auch Abbildungen sind von ihr vorhanden, die sie im Habit der Augustinerinnen mit schwarzem Schleier darstellen. Sie ruht in der Kirche der hl. Lucia zu Udine. Nach der Cor. de Rome vom J. 1848–1849 (S. 44) hat die heil. Congregation der Riten auf Ansuchen des Bischofs von Udine und des General-Postulators des Augustiner-Ordens am 23. Sept. 1848 die unfürdenkliche Verehrung dieser sel. Helena bestätigt. (II. 249–258.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 618-619.
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