Herlindis, SS. (1)

[664] 1SS. Herlindis (Harlindis) et Reinula (Renildis), V V. Abbatt. (22. März, al. 8. Febr. 12. Oct.) Diese heil. Jungfrauen wurden am 22. März mit einander zu Maaseyk (Masacum) in Belgien (Provinz Limburg) verehrt. Das Kloster, welchem sie vorgestanden waren, lag in dem nahen Orte Alden-Eyk, und ist von den Calvinisten zerstört worden. Ihre Eltern, Adalhardus und Grinnara, sollen von vornehmer Herkunft gewesen seyn; daß sie aber aus dem Geschlechte stammten, aus welchem später Karl der Große hervorging, ist wohl eine Fabel. Beide Schwestern kamen, nachrem die Eltern ihre schönen, der Tugend und Gottesfurcht geneigten Anlagen kennen gelernt hatten, in ein Frauenkloster zu Valencienne (Valencina, Valentina) im Hennegau zur Erziehung. Merkwürdig ist, was man schon damals, am Anfange des 8. Jahrhunderts, in derartigen Instituten lernte: Lesen, Schreiben und Malen (»was den Leuten jetziger Zeit«, wie der alte Chronist bemerkt, »so mühevoll vorkommt«), Singen und Psalliren, alle weiblichen Handarbeiten, namentlich Spinnen, Weben, Stricken, Nähen, endlich Seidenstickerei, auch mit eingelegtem Gold und Edelsteinen. Dazu kam ein gründliches und einfaches praktisches Christenthum. Ins elterliche Haus zurückgekehrt, entsprachen sie vollkommen den Erwartungen ihrer Eltern, die für sie ein Kloster zu erbauen gesonnen waren, zu welchem Zwecke der Vater einen kleinen Wald, den er an der Mosel besaß, für geeignet hielt. Die Sage erzählt, daß die Schwestern den Bau mit solcher Freude betrieben hätten, daß sie selbst Steine herbeitrugen, welche aber, als der Vater ihnen begegnete, sich in Rosen verwandelten. Die Eltern wohnten hier zugleich mit den Töchtern und beschlossen in Gottesfurcht ihre Tage. Der Ort wurde Eyk (Eiche, Eiche an der Maas, daher Maaseyk) genannt. Im neuen Kloster blühte aufs Schönste Zucht, Fleiß und Frömmigkeit. Die vom hl. Willibrodus und vom hl. Bonifacius eingesetzten und geweihten beiden hhl. Vorsteherinnen erzogen durch freundliche Ermahnungen und tugendreiches Beispiel noch viele andere adelige Jungfrauen zu Bräuten Christi. Ohne Unterlaß thätig, hinterließen sie eine Menge selbst gefertigter Arbeiten; unter diesen eine Casula, deren sich der hl. Bonifacius bei Darbringung des heil. Opfers öfter bediente, eine Abschrift der vier Evangelien, ein Psalterbüchlein mit Malereien und prachtvollen Zierrathen. Neben und unter der Arbeit wurden Psalmen und geistliche Lieder gesungen. Die hl. Harlindis starb am 12. Oct., ihre Schwester Reinula aber in hohem Alter am 6. Februar. Das Jahr läßt sich leider nicht mit Bestimmtheit angeben; nur daß sie in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gestorben sind, ist zuverlässig. Bald nach ihrem Tode, als ihr Grab fortwährend durch neue Wunder der göttlichen Erbarmung verherrlicht wurde, begann auch ihre öffentliche Verehrung; Bischof Franco von Lüttich veranstaltete um das J. 860 die erste Erhebung ihrer Reliquien. Im nächsten Jahrhundert erfolgten die verwüstenden Einfälle der Normannen, die auch Eyk in Asche legten. Bischof Richarius von Lüttich (vom J. 922–945) ließ Kirche und Kloster wieder aufbauen, übergab sie aber regulären Kanonikern im J. 930. Die oben berührte Auswanderung derselben nach Maaseyk erfolgte im J. 1571. Der 22. März ist der Tag der Uebertragung. (III. 385–392.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 664.
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