Hesychius, S. (10)

[689] 10S. Hesychius (Hesychas), Conf. (3. Oct.) Das Geburtsjahr und der Geburtsort dieses hl. Hesychius, welchen die Griechen Hesychas nennen, ist unbekannt; aber das ist gewiß, daß er einer der liebsten und vertrautesten Schüler des hl. Abtes Hilarion7 war, mit dem er schon längere Zeit in Freundschaft fand. Wann er aber unter seinen Gehorsam als Mönch getreten sei, ist nicht ausgemacht. Die Bollandisten vermuthen, daß es zwischen den Jahren 328 und 354 geschehen sei und zwar zu Majuma (Majoma), einer Hafenstadt in Palästina, nicht weit von Gaza. Um das J. 359 begleitete er seinen Lehrmeister nach Aegypten, indem dieser die Verechrung und Hochschätzung, die er in Palästina genoß, aus Demuth nicht mehr ertragen wollte, oder noch mehr darum, weil er eine Offenbarung hatte, die ihn zur Abreise bestimmte. Dort war der hl. Hilarion in Bruchium, nicht weit von Alexandria, von einigen ihm bekannten Brüdern mit aller Liebe und mit größter Freude kaum aufgenommen worden, als er sogleich, da doch die Nacht schon herandämmerte, wieder aufbrach, was sie sehr in Betrübniß setzte. Von Gaza aus war nämlich auf ihn und den hl. Hesychius gerichtlich gefahndet worden; man hatte sein Kloster in Majuma zerstört, und es war bei dem jüngst zur Regierung gelangten Kaiser Julian der beider Männer erlangt worden, die man ergreifen sollte, wo immer man sie träfe. Von Bruchium weg flüchteten sich nun Beide in die größere Oase, wo sie etwa ein Jahr verweilten. Dann schiffte Hilarion mit dem Mönche Zananus nach Sicilien; Hesychius aber war ein wenig früher nach Palästina gegangen, um, nachdem bereits der besser gesinnte Kaiser Jovian auf dem Throne gefolgt, die Trümmer seines lieben Klosters bei Majuma aufzusuchen. Dann unternahm er um das J. 365 eine größere Reise und forschte überall nach Hilarion. In Methone endlich erfuhr er, da er bereits im dritten Jahre auf dem Wege war, von einem Trödeljuden den Ruf und die Wunder seines Lehrers und den Ort, wo er weile. Er eilte zu ihm und ging, als er ihn gefunden, mit ihm nach Epidaurus in Dalmatien. Aber auch hier ließ es den hl. Hilarion, da sein Name ebenfalls bald berühmt geworden war, nicht lange ruhen; er fuhr daher heimlich Nachts auf einem Schiffe nach Cypern. Auch dort schon immer und immer zum Davongehen geneigt, sandte er nach Umfluß von zwei Jahren den Heychius nach Palästina, damit er dort die Brüder heimsuche und die Stätte seines zerstörten Klosters auf ein Neues wiedersehe, im Frühjahr aber wiederkehre. Zurückgekommen, beredete der hl. Hesychius seinen greifen Meister, der schon wieder anderswohin und zwar dießmal nach Aegypten sich begeben wollte, lieber tiefer hinein in die Insel an irgend eine noch mehr abgeschiedene Stelle zu wandern. Das erwünschte Plätzchen ward endlich gefunden und gefiel dem hl. Hilarion noch um so mehr, weil es, abgesehen von der gänzlichen Abgeschiedenheit, auch noch aus andern Ursachen einen tüchtigen Kampfplatz bildete, indem, wie der hl. Hieronymus im Leben des hl. Hilarion erzählt, viele Dämonen sich dort aufhielten. Während der fünf Jahre, die der heil. Greis dort verweilte, befand sich der hl. Hesychius bald in Palästina, bald auf Besuch bei seinem geliebten alten geistlichen Vater. Als sich Hesychius gerade einmal nicht auf der Insel befand, schloß der fromme Alte seine Augen. Kaum hatte Hesychius es gehört, als er herbeieilte und nur mehr daran dachte, wie er den für ihn so kostbaren Leichnam bekommen könnte. Er gab sich den Schein, auch selber dort am Sitze seines Lehrers wohnen zu wollen und, nachdem er fast zehn Monate mit der äußersten Lebensgefahr die Herumwohnenden getäuscht hatte, gelang es ihm endlich, den heil. Leichnam davonzubringen, welchen er dann zu Majuma unter allgemeiner Theilnahme der Mönche wie des Volkes um das J. 373 bestattete. Wie lange der hl. Hesychius noch bei Majuma lebte, wissen wir nicht. Daß er aber nie nach Spanien und namentlich nie nach Toledo gekommen sei, wie Einige behaupten wollen, das haben die Bollandisten weitläufig dargethan; ebenso, daß nicht dieser hl. Hesychius eine Uebersetzung der heil. Schrift verfaßt oder die griechische Uebersetzung der sog. 70 Dolmetscher (Septuaginta) neu herausgegeben habe. (Vgl. S. Hesychius13). Sein Todesjahr kann nicht genau angegeben [689] werden; er lebte übrigens bis zu dem J. 373 oder über dasselbe hinaus. Sein Name wird auch im Mart. Rom. genannt. Vgl. S. Hilarion7. (II. 141–149.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 689-690.
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