Hieronymus Aemilianus, S. (2)

[694] 2S. Hieronymus Aemilianus, Conf. (20 Juli, al. 8. Febr. 7. März). Dieser hl. Hieronymus, Stifter der »regulirten Kleriker«, welche den Namen der Somaschen führen, war im Jahr 1481 aus altadeligem Geschlechte zu Venedig geboren. Sein Vater Angelo Emiliani war Senator; seine Mutter Eleonora oder Dionora galt als eine sehr kluge Frau. Er war der jüngste unter vier Brüdern und empfing, da sein Vater frühzeitig starb, von seiner Mutter eine fromme und sorgfältige Erziehung. Gegen ihren Wunsch widmete sich aber der junge Hieronymus dem Soldatenstande und erwarb sich frühzeitig den Ruhm der Tapferkeit. Leider wußte er seine Lorbern nicht rein zu erhalten; er ergab sich zu großem Schmerze seiner Mutter und zum Aergernisse für seine Brüder einem ausgelassenen Leben. Strenge Gefängnißhaft in Feindeshand brachte ihn im J. 1511 zu besserer Gesinnung. Er machte der hl. Maria von Treviso das Gelöbniß einer Wallfahrt, und was noch mehr und besser war, eines frommen und bußfertigen Lebens. Die wunderbare Gebetserhörung, die ihm hierauf zu Theil wurde, befestigte ihn in diesem Entschlusse. Er lebte von jetzt in seiner Vaterstadt Venedig den Uebungen der Nächstenliebe, der Sorge für seine Angehörigen und suchte durch allmälige Ablegung seiner Fehler und den sorgfältigen Gebrauch der Gnadenmittel zu immer größerer Vollkommenheit zu gelangen. Nachdem er im J. 1518 Priester geworden, fing er an, Größeres zu unternehmen. Er sammelte die verlassenen, in Folge einer Theuerung und Hungersnoth auf der Straße ohne Aufsicht und Erziehung in Mengt umherschweifenden Knaben in ein Haus, das er zu diesem Ende käuflich erworben hatte, und übernahm als geistlicher Vater ihre Erziehung. Das Werk gelang und fand bereitwillige Theilnahme und Unterstützung, so daß er auch an andern Orten der Venetianschen Republik Waisenhäuser errichten und deren Leitung übernehmen durfte. In dankbarer Gesinnung gegen Gott begann er hierauf zuerst in Bergamo, dann auch anderwärts die öffentlichen Häuser der Unzucht zu entvölkern und aufzuheben, indem er persönlich sowohl den Inhabern als auch den Bewohnern derselben ihre schwere Gottvergessenheit, das öffentliche Aergerniß, die strenge Gerechtigkeit Gottes und überhaupt die letzten Dinge Menschen etc. vor Augen hielt. Es ging schwer, [694] und er mußte sich Vieles gefallen lassen; aber doch brachte er durch die Hilfe Gottes viele Sünderinnen auf bessere Wege und vermochte sie, in die Bußhäuser, die er für sie gründete, einzutreten. Hiemit sich nicht begnügend, erbat und erhielt er vom Bischofe die Erlaubniß, katechetische Vorträge für Kinder und Erwachsene auf dem Lande halten zu dürfen. Auch diese Unternehmung segnete der Herr durch staunenswerthe Erfolge, besonders aber durch Erregung eines ähnlichen Eifers unter Priestern und Laien, von denen manche sich dem hl. Hieronymus anschlossen, weßhalb er im; J. 1528 zu Somasca (Somascha) im Gebiete von Bergamo für sich und seine Genossen ein Kloster gründete. Von diesem Orte erhielt die Congregation den Namen der »Somaschen«; auch, aber seltener, heißt sie die Congregation von St. Majolus, nach der Kirche gleichen Namens in Pavia so genannt. Später ging er nach Mailand und übernahm auch hier die Sorge für die verlassenen Kinder, sowie für die Kranken und Armen. (Erst nach seinem Tode erfolgte durch Papst Paul III. im J. 1540 die Gutheißung der Congregation, die dann von Pius V. im Jahr 1568 in die Zahl der Orden unter der Regel des hl. Augustinus aufgenommen wurde.) Endlich, nach fünf in Werken der Nächstenliebe und Abtödtung vollbrachten Jahren kehrte Hieronymus nach Venedig zurück, um die von ihm gegründeten frommen Anstalten zu besuchen. Nachdem dieß geschehen war, ging er wieder ins Ordenshaus nach Somasca, um sein eigenes Leben und Thun einer strengen Prüfung zu unterziehen. Er zog sich in eine Höhle zurück, die er sich zur Zelle einrichtete, wo er unter Gebet und Bußwerken sich auf die Reise ins ewige Leben vorbereitete. In der That wurde er bald von der damals herrschenden Seuche ergriffen und starb am 8. Febr. 1537 den Tod der Gerechten, in einem Alter von 56 Jahren. Er wurde in der Kirche des hl. Bartholomäus beigesetzt. Bald begann das Vertrauen der Gläubigen in mannigfacher Noth sich an ihn zu wenden. Es geschahen zahlreiche Wunder an seinem Grabe. Papst Benedict XIV. sprach ihn selig, seine Canonisation vollzog einige Jahre später Clemens XIII. Sein Fest wird nach einem Decrete der S. Rit. Congr. vom 2. Sept. 1761 in der ganzen katholischen Kirche am 20. Juli sub ritu dupl. begangen. Er ist an diesem Tag auch in das Mart. Rom. aufgenommen worden, welches am 8. Febr. seinen Tod anzeigt. (Febr. II. 217.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 694-695.
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