Hilarius, S. (11)

[722] 11S. Hilarius, Ep. et 4 Soc. MM. (16. März). Dieser hl. Hilarius, auch Hilarus, Helarus, Hilarianus, Clarius und Ylarus genannt, war der dritte43 Bischof von Aquileja. Das Mart. Rom. gedenkt seiner und [722] seiner Mitgenossen: des hl. Diakons Tatianus, dann der hhl. Felix56, Largus und Dionystus17, mit dem Beisatze, daß sie unter dem Kaiser Numerianus und dem Provinzbefehlshaber Beronius gelitten haben. Auch der Name des Tatianus ist in verschiedenen Manuscripten sehr verschieden geschrieben: Titianus, Tassianus, Cassianus und Datianus. – Der hl. Hilarius war von Jugend auf wohl erzogen, gottesfürchtig, mitleidig und gutmüthig, von der Welt geschieden und in der heil. Schrift so gut bewandert, daß er sie ganz im Gedächtnisse hatte. So ward er, wie es in jener Zeit oft vorkam, vom Volke gezwungen, sich zum Diakon weihen zu lassen. Bald darauf wurde er zum bischöflichen Amte erhoben, das er mit aller Treue, ohne Ansehen der Person, in Demuth verwaltete. Der hl. Tatian war sein gelehrigster Schüler; er machte ihn zum Diakon, und später zum Erzdiakon. Zu jener Zeit hatte der Kaiser Numerianus das Edict ausgehen lassen, man solle alle Christen, nöthigenfalls durch Anwendung von Martern, zur Theilnahme an den Götzenopfern bewegen. Der hl. Hilarius wurde durch Monofantus, einen heidnischen Priester, als Bischof der Christen angegeben. Vor den Richterstuhl des Beronius gerufen, sprach er zu Tatianus: »Im Namen Jesu Christi unsers Herrn wollen wir hingehen.« Freudig erschien er vor dem Präses. Auf die Frage, wie er heiße, erwiderte er: »Ich heiße Hilarius und bin der Bischof der Christen.« Der Präses sprach: »»Da du selbst sagst, daß du ein Christ seiest, so opfere den Göttern, wie die Kaiser es befohlen haben; denn es ist ihr Wille, daß alle Christen den Göttern opfern; die sich weigern, sollen mit verschiedenen Strafen belegt werden; die aber, welche Gehorsam leisten, sollen zu Ehren und Gütern kommen. Deßhalb sieh dich wohl vor und opfere den Göttern.«« Der hl. Hilarius entgegnete: »Von Kindesjahren an hab' ich gelernt, dem lebendigen Gott zu opfern, und höre nicht auf, Jesum Christum seinen Sohn mit reinem Herzen anzubeten; den nichtigen und eiteln Dämonen aber, die Götter genannt werden und es nicht sind, opfere ich nicht.« Der Präses: »»Christus, den du, wie du sagst, verehrst, ist von den Juden gekreuzigt worden.«« Der hl. Hilarius antwortete: »Wenn dir die Kraft dieses Kreuzes bekannt wäre, so würdest du den Irrthum der Idole verlassen und Ihn anbeten, um die Wunden deiner Seele zu heilen; denn der eingeborne Sohn Gottes hat sich nach dem Willen des Vaters und seinem eigenen Willen in die Natur der Menschen für das Leben dieser Welt hingegeben, damit Er die, welche, gebunden in den Schlingen, Gefangene des Teufels waren, durch sein kostbares Blut erlösete und den Unverstand und das eitle Wesen der Gottlosen, das du verehrst, durch das Gericht seiner Macht zu den Strafen des ewigen Todes verurtheilte.« Der Präses: »»Mit vielen Worten und Scheingründen hast du meine Ohren voll gemacht, als könntest du mich überreden, die Ehre der Götter zu verlassen und dafür den Gekreuzigten zu ehren, wie du die Andern verführt hast, die dich zum Bischofe gemacht haben. Opfere also den Göttern, bevor jene an deiner Pein eine Lehre erhalten.«« Hilarius: »Den ich immer und bis auf diesen Augenblick als meinen Versorger angebetet habe, den allmächtigen Vater und unsern Herrn Jesum Christum, den verehre ich allzeit; du aber, ein Diener der Dämonen, deren Werkzeug du zu seyn scheinst, wirst nicht geringe Peinen auszustehen haben.« Der Präses: »»Weil ich dir gestattet habe, offen zu reden, lästerst du die Götter und meinst, daß ich einen Dämon habe. Wenn ich nun aber deinen Stolz beschneide, wie ich sage, dann lasse ich dich als Lästerer züchtigen und zwinge dich, die Götter zu ehren, die dieser Stadt Wohlergehen verleihen und durch welche die Welt regiert wird.«« Hilarius: »Du bist in Wahrheit blind und unglücklich; darum kennst du Gott den Schöpfer und Regierer der Welt nicht und meinst, daß von unreinen Geistern, die dir ähnlich sind, die Welt regiert werde.« Beronius: »»Opfere den Göttern, sonst werde ich dir die Zunge herausschneiden lassen.«« Hilarius: »Wenn du gewohnt bist, durch Furcht die Gemüther zu bewältigen, so drohe nicht mit Worten, sondern thu sogleich, wie du begonnen; denn mir steht mein Helfer bei, dem ich allezeit ein reines Opfer darbringe.« Auf dieses hin schritt Beronius doch noch nicht zur Gewalt, sondern ließ den Heiligen in den Tempel führen und zeigte ihm die Standbilder der Götter in aller ihrer Pracht. Dabei drang er in ihn, dem Hercules zu opfern, und er solle dessen Macht verspüren. Der Heilige aber sagte ihm aufs Neue, wie thöricht es wäre, diese Gebilde menschlicher Hände als Götter zu ehren, da sie weder [723] hören, noch sehen, noch reden, noch gehen können und nicht im Stande wären, sich selbst zu helfen, wenn Jemand sie zertrümmern wollte. Nun ließ ihn Beronius mit Ruthen streichen. Zweimal wechselten dreißig Mann ab und schlugen, bis sie ermüdet waren; zweimal wurden frische Ruthen und Büttel genommen. Darauf ward er auf die Folter gespannt und mit eisernen Hacken gerissen. Hilarius litt mit größter Freudigkeit und sang Psalmen. Auf eine neue Mahnung des Präses, den Göttern zu opfern, gab er keine Antwort. Da ließ ihm der Präses den Rücken mit brennenden Kohlen versengen, mit Salz und Essig anspritzen und seine Wunden mit einem Zeuge aus Kameelhaaren reiben. Während dieß geschah, rief der Heilige zu Gott, Er möge seine Allmacht über die Götzenbilder offenbaren und den Richter mit den heidnischen Priestern zu Schanden machen. Darauf blies er die Götzenbilder an, und sie stürzten plötzlich alle in den Staub. Nun beschuldigte man den Heiligen der Magie. Der Richter sprach: »Er soll mir keines gewöhnlichen Todes sterben,« und ließ ihn in den Kerker werfen. Am andern Tage kam die Reihe an Tatianus. Auch er legte ein herrliches und standhaftes Bekenntniß ab. Aufgefordert, seinen Namen oder seinen Ort anzugeben, sagte er: »Nach meinem irdischen Namen heiße ich Tatianus, nach dem geistigen Christianus; ich bin Diakon der Kirche von Aquileja, ordinirt von dem Herrn meinem Vater, dem Bischofe Hilarius.« Der Präses ermahnte ihn nun, zu opfern, widrigenfalls er ihn foltern ließe. Tatianus aber entgegnete, daß er unmöglich Gottheiten verehren könne, die das Gebet seines Bischofes zu stürzen vermöge. Auch er wurde nun gefoltert und gegeißelt und darauf zu Hilarius ins Gefängniß gebracht. Noch in derselben Nacht stürzte auf ihr Gebet durch ein heftiges Erdbeben der Tempel des Hercules ein. Darauf wurden die Heiligen am 16. März 285 durch das Schwert getödtet. Mit ihnen zugleich vollendeten Felix, Largus und Dionysius, die um des Namens Jesu willen waren eingezogen worden. Noch in der nämlichen Nacht wurden die heil. Leiber vor den Mauern der Stadt durch die Christen, welche durch Geld die Wächter gewonnen hatten, in ehrenvoller Weise beigesetzt. (II. 418–420.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 722-724.
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