Hildeburga, V.

[734] V. Hildeburga, Vid. (3. Juni, al. 14. Juli). Die ehrw. Hildeburga lebte in der letzten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Sie war vornehmer Abkunft; ihr Vater war Herväus, Herr von Gallardon (Castrum-Gallardo), einem Städtchen nordöstlich von Chartres; ihre Mutter hieß Beatrix. Als sie herangewachsen war, verheirathete sie sich auf den Wunsch ihrer Eltern mit Robert, Herrn von Ivry, dem sie drei Söhne gebar. Hierauf trat ihr Mann mit ihrer Zustimmung ins Kloster Le Bec und starb daselbst. Nach seinem Tode wollte sie zu einer zweiten Ehe schreiten. Auf dem Kirchgang begegnete ihr aber das Unglück, daß eine hölzerne Treppe unter ihren Füßen zusammenbrach. Darüber erschrack sie heftig und betrachtete den Vorfall als ein Zeichen göttlichen Mißfallens an der zweiten Ehe. Sie beschloß also, Wittwe zu bleiben und unter Uebungen des Gebetes ihre Laufbahn zu beschließen. Sie siedelte nun unter dem Abte Theobald, welcher gegen das Ende des 11. Jahrhunderts die Leitung der Mönche von Pontoise (Monasterium Pontisa– [734] rense) führte und bis nach dem J. 1114 inne hatte, sich in einer an das Kloster gebauten Zelle an, ohne jedoch sich durch Gelübde zu binden. Sie lebte in den strengsten Bußübungen und pflegte von ihrem Vermögen Werke der christlichen Liebe und Wohlthätigkeit. Am 3. Juni 1115 entschlief sie selig im Herrn. An ihrem Grabe, das sich in der Klosterkirche zum hl. Martinus befand, geschahen zahlreiche Wunder. Doch ist sie nicht canonisirt worden; auch genoß sie nie eine kirchlich autorisirte, öffentliche Verehrung, wiewohl sie von vielen Legendenschreibern, auch von Migne, den Titel »selig« erhielt. Artur führt sie im Gynaeceum am 14. Juli auf. Die Bollandisten handeln aber von ihr am 3. Juni. (I. 361.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 734-735.
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