Hugo de S. Victore, V. (15)

[789] 15V. Hugo de S. Victore, (5. Juli, al. 11. Febr.), auch »Hugo von Paris« genannt, wird von Ferrarius und Migne zu den »Seligen«, von Andern aber und namentlich von allen französischen Kalendarien zu den »Ehrwürdigen« gezählt. Auch wir geben ihm diesen Titel, da er ihn bei den Bollandisten, wo er auch am 11. Febr. (II. 507) erwähnt wird, ebenfalls hat. Am 5. Juli (II. 215) führen sie dann sein Lob aus Saussayus an und bemerken, sie hätten nicht gefunden, daß er irgendwo als »heilig« oder »selig« verehrt werde, weßwegen sie ihn unter die »Uebergangenen« setzen. Nach W. W. (K.-L. V. 390) war er um das J. 1097 geboren. Ob er, wie man gewöhnlich annimmt, aus der gräflichen Familie von Blankenburg abstamme, ist ebenso ungewiß wie sein Vaterland, indem er bald als Sachse, bald als Flammländer, Lothringer und Gallier aufgeführt wird. Nach Mabillon wäre er in Gegend von Ypern (in der belgischen Provinz Westflandern) geboren. Da er übrigens in einem Briefe selbst andeutet, daß er einst im Augustiner-Kloster Hamersleben bei Halberstadt gelebt habe, so dürfte in der dortigen Gegend auch sein Geburtsort am Sichersten gesucht werden; jedenfalls ist es wahrscheinlich, daß er im Stifte Hamersleben seine erste Bildung erhalten habe. Um das J. 1115 kam er dann in das von Wilhelm von Champeaux im J. 1109 gestiftete Augustiner-Kloster St. Victor bei Paris, von dem er seinen Beinamen hat, weil er dort als »regulirter Chorherr« (Canonicus regularis) eintrat und auch immer blieb. Er lebte bis zu seinem Tode, der im J. 1141 oder 1142 erfolgte, nur der Wissenschaft und Contemplation, und es scheint auch, daß er im Kloster kein anderes Amt gehabt habe, als das eines Lehrers der dortigen Schule. Er war einer der ehrwürdigsten Gottesgelehrten und christlichen Philosophen aller Zeiten, ein Mann, der ebenso demüthig als gelehrt war, der Glauben und Wissen aufs Schönste zu vereinigen wußte. In der speculativen Richtung schloß er sich vorzüglich dem hl. Augustinus an und wird deßwegen auch »der zweite Augustinus«, »die Zunge Augustins« genannt. In der Mystik trat er in die Bahn des hl. Bernardus, seines Freundes und Zeitgenossen, mit welchem er vielfach verkehrte. Seine Schriften, von denen die »De Sacramentis«, »Summa Sententiarum«, »Didascalion« die vorzüglichsten sind, sowie andere Notizen über seine Vorzüge etc. mögen eingesehen werden bei W. W. (K.-L. V. 390–393).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 789.
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