Irmina, S. (1)

[57] 1S. Irmina, Abbat. (24. Dec. al. 23. Jan.). Diese Heilige war eine Tochter des hl. Königs Dagobert2 von Austrasien. Ihre Geburt mag nach Butler (XVIII. 512 ff.) in das J. 662 fallen. Sie wurde mit einem französischen Grafen, Namens Herrmann (Herman), verlobt; da aber dieser vor dem Vermählungstage unvermuthet starb, machte dieß einen so tiefen Eindruck auf die Königstochter, daß sie sich entschloß, in gottgeweihter Jungfrauschaft zu leben. Von ihrem Vater erhielt sie die nöthigen Mittel, um das Kloster Horreum (Horreen, Oreen, Ohren) zu bauen, oder nach Tritheim und Andern den alten königlichen Palast zu Trier in ein Kloster zu verwandeln, welches jenen Namen erhielt.34 Sie stiftete eine Genossenschaft zu Ehren der Mutter des Herrn für Jungfrauen, denen sie die Regel des hl. Benedict gab und zugleich als Abtissin vorstand. Nach dem Bollandisten Henschenius (Apr. III. vm. nr. 20) geschah dieß um das J. 679. Als zu Ende des 7. Jahrhunderts zu »St. Irminen« (so hieß in der Folge das Kloster) eine Krankheit herrschte, an welcher viele Nonnen bereits gestorben waren, und die Andern noch daniederlagen, bat die auf Gott kindlich vertrauende Abtissin den hl. Willibrord, Apostel der Friesen, nach Trier zu kommen und den Kranken den Beistand seines apostolischen Segens zu gewähren. Der heil. Diener des Herrn erschien, verrichtete für die klösterliche Genossenschaft das heil. Meßopfer, wie Alcuin in dessen Lebensgeschichte berichtet, besprengte sie mit Weihwasser und gab ihnen auch davon zu trinken, worauf die Nonnen sämmtlich genasen. Aus Dankbarkeit für diese große Wohlthat schenkte Irmina am 1. Nov. 698 dem Friesenapostel mehrere Liegenschaften, mit welchen das Kloster Echternach im Luxemburgischen, 4 Stunden von Trier, für Benedictinermönche gestiftet wurde (mit Hilfe des Königs Pipin und des hl. Willibrord). Am [57] 1. Juli 699 vergabte sie demselben Kloster das ihr angehörige Dorf Bergen im Zülpicher Gebiete, welches die Abtei bis in ihre letzten Zeiten inne hatte. In ihrem Testamente, das Irmina ein Jahr früher niedergeschrieben, ward genanntes Gotteshaus ebenfalls reichlich bedacht. Die verschiedenen Schenkungsbriefe, welche die Heilige erließ, tragen sämmtliche das Gepräge der Frömmigkeit und Gottesliebe. Sie starb am 24. Dec., an welchem Tage sie auch im Mart. Rom. und im Elenchus steht; ihr Todesjahr aber läßt sich nicht genau bestimmen. Bucelin nennt das Jahr 710, Lechner das Jahr 720. Durch die vielen Wunder, die nach ihrem Tode auf ihre Fürbittegeschahen, wurde sie weithin berühmt. Ihr Haupt befand sich im 15. Jahrhundert im Kloster zu Sponheim, ihr Leib aber im Kloster zu Weißenburg (Wissembourg), einer Stadt an der Lauter. Sie wird sitzend und betrachtend dargestellt. Ober ihrem Haupte tragen, wie bei Migne (Dict. iconogr.) beigefügt ist, zwei Engel ihre Seele zum Himmel. Auch ihre hl. Schwester Adela2 ist bereits im I. Bande Seite 32 vorgekommen. (But. XVIII. 511–529.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 57-58.
Lizenz:
Faksimiles:
57 | 58
Kategorien: