Jephte, S.

[150] S. Jephte, (1. Sept.), ein Richter in Israel, welcher nach dem Hebr. Jiphthach, (»der Oeffnende« etc.), nach der Sept. Ἰεφϑάε heißt, findet sich bei den Bollandisten (I. 3) unter den »Uebergangenen«. Der hl. Apostel Paulus nennt ihn im Hebräer-Briefe (11, 32) unter den Glaubenshelden des Alten Bundes. Er heißt »Galaaditer«, weil er aus Galaad (Gilead) war, und auch sein Vater Galaad hieß. Seine Geschichte ist im Buche der Richter (11. 1 ff.; 12, 1 ff.) erzählt. Da ihn nämlich seine Brüder wegen seiner außerehelichen Geburt nicht mehr duldeten, mußte er aus dem väterlichen Hause entweichen und begab sich in das Land Tob (Istob), wo sich streitlustige Schaaren um ihn sammelten. Dahin kamen nun seine von den Ammonitern bedrängten Landsleute und boten ihm die Führergewalt gegen die Feinde nebst der Herrschaft im Lande Galaad an. Zu Maspha beschwor Jephte das Bündniß und zwar nach Calmet im J. 1183 v. Chr. Da die Feinde eine Unterhandlung nicht annahmen, beschloß Jephte den Angriff, »vom Geiste Gottes« getrieben, und er machte das Gelübde, wer immer »an seines Hauses Thüre« ihm zuerst begegnen würde, wenn er siegreich zurückkehre, den wolle er dem Herrn als Brandopfer weihen (Richter 11, 30). Er schlug die übermüthigen Ammoniter. Als er aber aus der Schlacht wieder nach Maspha [150] heimzog und seinem Hause sich näherte, als Sieger zu begrüßen, tanzend und die Pauken schlagend ihm entgegenkam. Sie weigerte sich des Opfers nicht, und nachdem sie vorher noch mit ihren Gespielinnen in der Einsamkeit ihren frühen Tod in den Jahren der Jungfrauschaft zwei Monate lang beweint und betrauert, vollzog Jephte, was er gelobt hatte. Auch die zur Theilnahme am Kampfe vergeblich von ihm aufgeforderten Ephraimiter, die nun, als hätte er sie nicht eingeladen, mit ihm Fehde begannen, besiegte er und tödtete deren 42,000. Jephte war 6 Jahre Richter in Israel. Ihm folgte Abesan von Bethlehem. Nach Epiphanius verehrten die Samariter Jephite's ungenannte Tochter als Göttin Iphigenia. (Vielleicht ist dieß so viel als Ἰεφϑι γένεια. Vgl. Sepp »Leben Jesu« (II. a. 11). Ueber sein Gelübde etc. sehe man bei W.W. (V. 514).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 150-151.
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