Johannes Berchmannus, V. (719)

[385] 719V. Johannes Berchmannus, S. J. (13. Aug.). Der ehrw. Johannes Berchmans, Scholastiker der Gesellschaft Jesu, wurde am 13. März 1599 zu Diest (Diesta, Diestemium, Diesthemium), einem Städtchen in Brabant (Belgien), geboren. Seine Eltern waren nicht reich an zeitlichen Gütern, wohl aber an christlichen Tugenden, und gaben ihm eine fromme Erziehung. Als er das 7. Jahr erreicht hatte, wurde er in die Schule geschickt, wo er sich durch großen Fleiß und besonders durch einen ungewöhnlichen Ernst auszeichnete. Mit 11 Jahren kam er zu dem Pfarrer Peter Emmerich von Diest, dessen Wohnung eine Art Seminar war, und auch dort diente er durch seine Frömmigkeit und seinen Lerneifer seinen Mitschülern zum Muster. Nachdem er drei Jahre dort zugebracht hatte, kam er wieder nach Hause zu seinem Vater, wo er erfuhr, daß seine Familie zur Fortsetzung seiner Studien die Kosten nicht mehr bestreiten könne, und er also ein Handwerk erlernen solle. Diese Nachricht machte ihn ganz untröstlich, und das rührte seinen Vater so sehr, daß er ihn bei Johann Freymont (Freiberg) unterbrachte, einem Canonicus in Mecheln, welcher den jungen Berchmans mit Liebe aufnahm und edelmüthig zu den Kosten seiner Erziehung beisteuerte. Inzwischen starb nach 7jähriger Krankheit seine fromme Mutter, worauf sein Vater in den geistlichen Stand trat und Chorherr bei St. Sulpiz wurde. Unser Johannes Berchmans aber entschloß sich, in die Gesellschaft Jesu einzutreten, wozu ihn besonders die Lesung der Lebensgeschichte des hl. Aloysius1 veranlaßt hatte. Im J. 1616 wurde er von den Jesuiten in Mecheln aufgenommen, und schon während seines Noviziats bereitete er sich vor, um den Ungläubigen die Botschaft des Heiles zu bringen; denn der Stand eines Missionärs zog ihn [385] unter allen am meisten an, und er befließ sich, die hohe, kostbare Kunst, Seelen zu gewinnen, sich anzueignen. Um sich darin zu bilden, ging er mit den Armen zur Kirche und stellte ihnen vor, wie sie im andern Leben selig werden würden dadurch, daß sie die Nöthen des gegenwärtigen sich zu Nutzen machten. Am 27. September 1617 legte er im Geheimen und am 25. September 1618 öffentlich die gewöhnlichen Ordensgelübde ab. Einen Monat später sandten ihn seine Obern nach Rom, um dort im römischen Collegium seine Studien zu beschließen. Ehe er nach Rom abreiste, wollte er noch seinen Vater besuchen, mußte aber erfahren, daß er gestorben und auch schon begraben sei. Sodann empfahl er in einem Briefe seine Brüder und Schwestern den Vormündern und begab sich nach Rom, von wo er nach Beendigung seiner Studien nach China als Missionär zu kommen hoffte, was sein sehnlichster Wunsch war. In Rom war er ebenfalls ein Muster aller Tugenden. Namentlich zeichnete er sich durch pünktlichen Gehorsam und getreue Beobachtung der heil. Regeln aus. Dabei war er stets anmuthig und liebevoll, so daß er sich die Liebe Aller erwarb, die mit ihm in Berührung kamen etc. Am 31. Juli 1621 empfing er nach dem Gebrauche der Gesellschaft einen Monatheiligen, worauf der Lehrspruch stand: »Wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann die Zeit kommen wird.« Diesen Spruch nahm Berchmans für eine höhere Vorbedeutung seines baldigen Todes. Wirklich empfand er 5 Tage nachher ein Unwohlseyn, welches sich ungeachtet aller angewendeten Mittel so sehr steigerte, daß er die heil. Sterbsacramente empfing und endlich, nachdem er die Namen Jesus und Maria mit innigster Andacht ausgesprochen und die Augen stets auf das Crucifix, den Rosenkranz und das Regelbuch, die er nie aus den Händen gelassen, geheftet hatte, an einem Freitag den 13. August 1621 um halb 12 Uhr selig verschied in einem Alter von 22 Jahren und 5 Monaten. Gleich nach seinem Tode drängten sich viele angesehene Personen herbei, um ihn nochmal zu sehen und Reliquien von ihm zu erhalten. Am folgenden Tage wurde er unter Begleitung vieler Bischöfe und Prälaten, sowie vieler anderer angesehener Personen in der Kapelle des hl. Aloysius, dem er in seiner Frömmigkeit so ähnlich gewesen, beigesetzt, später aber in der Kapelle des heil. Kreuzes zur Erde bestattet. Sein Herz kam nach Löwen in Belgien. – Johannes Berchmans war von mittlerer Größe und starkem Gliederbaue; er hatte ein blühendes Angesicht, eine breite Stirne, glänzende Augen und eine etwas gebogene Nase. Die Lippen waren klein und roth, die Haare gelblich. Sein Gang war mäßig mit männlicher Sittsamkeit. Bald nach seinem Tode wurden auf seine Fürbitte mehrere Wunder gewirkt, welche auf Befehl des Papstes Gregor XV. erhoben und gesammelt wurden. In Hinsicht auf dieselben wurde nun schon frühzeitig seine Seligsprechung betrieben. Nachdem deßfalls mehrere Processe eingeleitet worden waren, wurden endlich am 18. Novbr. 1839 die Verhandlungen über die theologischen und Cardinal-Tugenden des ehrw. Johannes begonnen, im Mai 1841 fortgesetzt, und am 22. Novbr. 1842 die betreffenden Vorträge vor dem Papste Gregorius XVI. gehalten, welcher sodann am Pfingstmontage (5. Juni 1843) in seinem vatikanischen Palaste feierlich verkündete: »Die theologischen und Cardinal-Tugenden, sowie jene, welche mit ihnen in Verbindung stehen, finden sich im heroischen Grade bei dem ehrw. Diener Gottes Johannes Berchmans aus der Gesellschaft Jesu so bewährt, daß man sicheren Weges zu dem Weiteren schreiten kann, nämlich zur Prüfung der vier Wunder.« Dieses Decret, durch welches dieser Diener Gottes förmlich als »ehrwürdig« er scheint105, wurde öffentlich bekannt gegeben am 7. Juni 1843. Dasselbe findet sich auch in dem zu Regensburg bei Manz im J. 1844 erschienenen »Leben des gottseligen Jünglings Johannes Berchmans, nach dem Jesuiten C. Virgil Cepari neu bearbeitet von M. Sintzel,« welches Buch wir bei dieser Lebensskizze nebst Migne vorzüglich benützten. Wie weit sein Beatificationsproceß zur Zeit gediehen sei, ist uns nicht bekannt. Bei den Bollandisten steht dieser Joannes Berchmannus am 13. August unter den »Uebergangenen,« und zwar im dritten Augustbande (III. 3), der im J. 1737 erschienen ist. Wir bedauern, daß wir es übersahen, diesen ehrw. Johannes Berchmans auf S. 339 nach285 V. Johannes ab Ipra einzureihen, wohin er eigentlich gehört hätte.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 385-386.
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