Johannes Mindensis (674)

[379] 674Johannes Mindensis Abb. (22. al. 21. Juli). Dieser Johannes von Münden, bei Einigen auch Johannes von Northem und Johannes Dederoth genannt, wird von den Bollandisten am 22. Juli (V. 186) als Abt und Urheber (auctor) der Reformation von Bursfelde in Hannover angegeben mit dem Beisatze Mindae ad S. Mauritium, d.i. zu Münden (gleichfalls im Hannöverischen) bei St. Moriz. Dieser ist denn der 1. Abt zu Bursfelde seit der dort hergestellten klösterlichen Reform. Die Schicksale dieses Mannes hängen ganz eng mit denen von Bursfelde zusammen. Nach W.W. (II 221 f.) war nämlich das schon im 11. Jahrhundert gestiftete Benedictinerkloster Bursfelde um das J. 1430 in so gänzlichen Verfall gerathen, daß einer alten Nachricht zufolge nur noch ein Mönch und eine Kuh dort vorfindlich war. Unser Abt, Johannes brachte es aber wieder empor. Derselbe war nach W.W. in Münden geboren, trat dann ins Kloster Reinhausen bei Göttingen, von welchem er wegen seines Eifers und seiner Gelehrsamkeit auf das Concil zu Constanz geschickt wurde. Nach Lechner, der ihn am 21. Juli hat, haben nun die auf dem Concilgehörten Reden über die Nothwendigkeit einer Reformation der Klöster auf unsern Johannes einen solchen Eindruck gemacht, daß er sich gedrungen fand, ihn auch bei seinen Mitbrüdern hervorzurufen. Als er aber keinen Erfolg wahrnahm, wendete er sich an die fromme Herzogin von Braunschweig, welche dann bei ihrem Gemahle, der bei W.W. »Otto der Einäugige« heißt und in Göttingen residirte, die Ernennung desselben zum Abte in Clauß (Cluß, Clus, Clusa) bei Gandersheim im Herzogthum Braunschweig erwirkte, wie er denn wirklich bei Zedler (VI. 271) als der 21. Abt dieses Klosters Clauß mit dem Namen Johannes Dederodt und den Jahren 1430 bis 1439 vorkommt. Nach Lechner hatte nun sein Eifer in Clauß zunächst die Folge, daß Alles austrat, worauf er denn einige Novizen um sich sammelte und in jenes verfallene, verlassene Bursfelde zog. Der Bericht bei W.W. sagt, daß er im J. 1433 im Auftrage des nämlichen Braunschweiger Herzogs Otto dorthin ging. In Bursfelde nun gelang ihm seine Absicht dadurch, daß er aus dem Kloster St. Matthias in Trier, welches durch den Abt Johannes Rode verbessert worden war, von Letzterm einige arbeitsame, tüchtige Geistliche erhielt, sowie er auch die dortigen Statuten für sein Haus annahm. Es kam nun ein gelungener Anfang der Reformation zu Stande, zumal da Johannes auch noch wegen verschiedener Einrichtungen die Klöster Windesem (Wiedesheim) in den Niederlanden und und Bödingen in der Kölner Diöcese bereist hatte. Jedoch gelang die völlige Zustandbringung der nach W.W. im J. 1439 (nach Lechner erst im J. 1462) starb, noch nicht, sondern erst seinem Nachfolger Johannes675 von Hagen, den die Bollandisten sogleich nach unserm Johannes Mindensis am nämlichen Tage unter den »Uebergangenen« nennen. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 379.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: