Johannes Sarcander, B. (189)

[295] 189B. Johannes Sarcander, (17. März), ein Pfarrer und Martyrer in Mähren, wurde nach einer, im J. 1859 zu Rom herausgegebenen, actenmäßigen, italienischen Lebensbeschreibung geboren am 20. Dec. 1576 zu Skotschau, einer Stadt an der Weichsel im österreichischen Schlesien im Kreise Teschen. Sein Vater war Gregorius Matthias Sarkander80, seine Mutter Helena Gureczky von Kornitz, Beide von altem, edlem Geschlechte, zwar nicht sehr vermöglich, aber sehr gute Katholiken. Seine älteren Brüder waren Wenzeslaus, Paul und Nikolaus, welch' letzterer später Canonicus in Brünn und dann in Olmütz war. Nach dem im J. 1589 erfolgten Tode seines Vaters suchte seine Mutter in Schlesien, Mähren, Böhmen und Steiermark nach einem tüchtigen Erzieher für ihren jüngsten Sohn, Johannes. Endlich brachte sie ihn zu einem Pfarrer in der bischöflichen Stadt Freiberg, auch Pribor genannt, wo er sich, wie auch später überall, durch Talente, Fleiß und Frömmigkeit unter seinen Mitschülern sehr auszeichnete. Nach 3 Jahren kam er nach Olmütz, wo er bis gegen Ende des J. 1600 bei den Jesuiten die niedern Studien machte, worauf er nach Prag sich begab, wo er den philosophischen Disciplinen unter Leitung der Jesuiten mit solchem Erfolge sich widmete, daß er am 13. Mai 1603 den Doctorgrad erlangte. Hier war es auch, wo er zuerst den Beruf zum geistlichen Stande in sich fühlte. Er zog nun nach Gratz in Steiermark, wo er mit allem Fleiße Theologie studirte und endlich [295] die heil. Weihen erhielt. Hierauf kehrte er in seine Diöcese Olmütz zurück, wo er durch seine Kenntnisse und seinen Seeleneifer die Aufmerksamkeit des Erzbischofs und Cardinals v. Dietrichstein auf sich zog, der ihn im J. 1609 als Pfarrgehilfen zuerst nach Troppau, wo sein Bruder Nikolaus Pfarrer und Decan war, dann nach Charwat und später nach Neustadt sendete, wo viele Hussitische Irrlehrer81 sich befanden. Nachdem er auch noch in Zdannek und Boskowitz die Seelsorge ausgeübt, übernahm er endlich am 6. Mai 1616 auf das dringende Verlangen des frommen Barons von Lobkowitz, Herrn von Sternstein, Neista, Rybnik und Holleschau, der gleichzeitig Statthalter von Mähren war, die Pfarrei Holleschau, südöstlich von Olmütz, auf welche ihn 9 Tage später der benachbarte Decan von Kremsier förmlich instaliirte. In dieser Pfarrei wirkte er nun in Ausübung jeglicher Tugend als treuer Hirt seiner Heerde, sowie als Vertheidiger der Lehren und Rechte der Kirche. Da die Irrlehrer dort längere Zeit geherrscht hatten, so kam er hiebei in manchen Conflict mit denselben und namentlich mit dem benachbarten Baron Wenceslaus Bitowsky, Herrn von Bistritz am Fuße des Hostein, welcher der Irrlehre ergeben war, und von welchem er bald nach dem Antritte seiner Pfarrei den ihm rechtmäßig gebührenden Zehent verlangen mußte. Da Johannes sein Recht nachwies, gab Bitowsky anfangs einigen Ersatz in Geld, verweigerte aber dann Alles nicht nur selbst, sondern verhinderte auch seine Unterthanen, ihre Schuld abzutragen, und da unserm sel. Johannes auch bei dem weltlichen Gerichte, an das er sich gewendet, das Recht zugesprochen werden mußte, wurde der Haß des Barons gegen ihn nur noch mehr angefacht. Als daher eben um diese Zeit die etwas gebrochene Macht der Irrlehrer wieder wuchs, wütheten sie so sehr gegen Sarkander, daß er die Pfarrei auf einige Zeit zu verlassen gezwungen war und sich im Juni 1619 zuerst nach dem Wallfahrtsorte Czenstochau in Polen zurückzog, dann aber über Rybnik nach Krakau sich begab, um dort bessere Zeiten abzuwarten. Aber es war ihm unerträglich, so lange von seiner Heerde entfernt zu seyn, ohne seine Pflichten als Pfarrer erfüllen zu können; deßwegen wollte er lieber auf seine Pfarrei resigniren und schrieb daher in diesem Sinne am 22. Oct. 1619 an den Baron von Lobkowitz. Dieser ging jedoch nicht darauf ein, und so kehrte dann, Johannes im darauf folgenden November wieder zu seiner Heerde zurück. Hier lebte er, nur auf seine Kirche und seinen Pfarrhof beschränkt, ruhig seinem Berufe, bis ein besonderes Ereigniß den Haß seiner Feinde zu hellen Flammen anfachte. Es verbreitete sich nämlich im Februar 1620 das Gerücht, daß Legionen von Polaken und Kosaken durch Schlesien nach Mähren vorrückten. Da sie bald nachher wirklich in die Gegend kamen und überall großes Unheil verbreiteten, versammelte Sarkander am 6. Februar seine Pfarrkinder und rieth ihnen den Empfang der heil. Sacramente, um den Zorn Gottes von sich abzuwenden, welchen Rath auch Viele befolgten. Als nun am 7. Februar die wilden Legionen auf das Gebiet von Holleschau heran rückten, ging ihnen Sarkander mit dem Allerheiligsten in der Monstranze in feierlicher Procession unter Psalmengesang entgegen. Sobald die feindlichen Polaken dieses sahen, stiegen sie von ihren Pferden, warfen sich als Katholiken vor dem Sanctissimum auf die Erde, empfingen den Segen des Priesters und zogen dann ruhig weiter, indem sie zum Schutze gegen die nachfolgenden Schaaren eine Besatzung in Holleschau zurückließen. Dieser glückliche Einfall, durch welchen unser Seliger seine Pfarrei vom Untergange errettet hatte, brachte ihm selber den Tod; denn nun benützten seine Feinde den ruhigen Abzug der Polaken dazu, daß sie überall aussprengten, Johannes sei mit ihnen einverstanden gewesen und habe während seines Aufenthaltes in Polen die Hilfe der fremden Völker angerufen. Sie nannten ihn daher einen Vaterlands-Verräther und suchten ihn auf alle Weise in ihre Hände zu bekommen. Ja, der aufrührische Magistrat von Olmütz publicirte einen Aufruf, daß alle Katholiken von Holleschau bei großer Strafe verpflichtet seien, den Pfarrer Sarkander ins Gefängniß abzuliefern. Um daher seiner Gemeinde alle [296] Verlegenheit zu ersparen, begab sich dieser zum Grafen Salm in Tobitschau, wo er ganz ruhig hätte leben können, aber nur 3 bis 4 Tage blieb, da ihn sein Herz wieder antrieb, bei seiner Heerde nachzusehen. Auf dem Wege zu derselben wurde er nun im Grügauer Walde bei Olmütz von seinen Feinden gefangen genommen und gebunden im Triumphe nach Olmütz gebracht, wo er mit Ketten beladen in einen unterirdischen Kerker geworfen wurde. Am 13. Februar 1620 wurde er vor eine Commission gestellt, welche aus lauter Hussiten bestand, mit Ausnahme des Richters Johann Scintilla, den man hiezu gezwungen hatte, und der später die Leidensgeschichte des sel. Johannes beschrieb. Zuerst fragte ihn der aufständische (Hussitische) Landeshauptmann von Mähren, Ladislaus Lundenburg von Zierotin, auf welche Weise denn die Polaken und Kosaken nach Mähren gerufen worden seien. Als Johannes in aller Demuth erwiderte, daß er dieß nicht wisse, wurde er mit den schrecklichsten Lästerungen überhäuft und mit seinem Freunde Lobkowitz ein Spion, Verräther etc. gescholten, wobei besonders sein alter Feind Bitowsky, dann der Ritter Hartmann v. Buchaimb, Benedict Praschma, Johann Skrbensky von Fulnek etc. durch Rohheit sich auszeichneten. Sie warfen ihm vor, er sei im Auftrage oder doch mit Wissen des Baron Lobkowitz, dessen Rathgeber und Beichtvater er gewesen, deßwegen nach Polen gereist, um eine feindliche Invasion der Polen zu veranlassen etc., und da Sarkander diese unwahre Beschuldigung eben so bescheiden als entschieden zurückwies und namentlich bemerkte, daß er, wenn er sich schuldig gewußt hätte, gewiß nicht mehr nach Mähren, viel weniger aber nach Holleschau zurückgekehrt seyn würde, wurde er am ersten Tage unter den ärgsten Drohungen in sein Gefängniß entlassen, am folgenden Tage aber, da er auf seiner Aussage standhaft beharrte und Gott zum Zeugen der Wahrheit derselben anrief, auf Befehl des Bitowsky der angedrohten Folter übergeben und eine ganze Stunde lang fürchterlich gemartert, wobei er unter den schrecklichsten Schmerzen und den wildesten Lästerungen von Seite seiner Feinde sanftmüthig duldete und für sie betete. Von nun an machte sich der Richter Scintilla ganz los von der Commission. Am 17. Februar wurde Sarkander unter dem Vorsitze des grausamen Ziernowsky neuerdings vorgeführt und auf die Folter gespannt, wobei er von Petrus Koprzisky, der in seiner Nähe begütert war, noch weiter besonders darüber angeklagt wurde, daß er den katholischen Glauben wieder in seine Gemeinde eingeführt und seine Pfarrkinder veranlaßt habe, nur unter Einer Gestalt zu communiciren etc. Da er auch hierüber in aller Bescheidenheit sich vertheidigte, daß ja dieses seine Pflicht als katholischer Priester gewesen etc., wurde ihm neuerdings seine Reise nach Polen vorgeworfen und von ihm verlangt, daß er aussage, was ihm Lobkowitz anvertraut habe, und da er denn wieder nur in Wahrheit seine Unschuld betheuerte, mußte der Henker ihn noch grausamer quälen und endlich sogar mit Fackeln an beiden Seiten brennen. Diese entsetzliche Qual dauerte wohl an zwei Stunden, während der heil. Martyrer immer nur die heil. Namen Jesus, Maria und Anna (die Patronin seiner Pfarrkirche) anrief, sonst aber stillduldete und am Ende unter den größten Schmähungen von Seite der durch seine Standhaftigkeit besiegten Feinde wieder in den Kerker abgeführt wurde. Endlich am 18. Februar wurde er zum letzten Male verhört, und hier war es, wo Praschma mit aller Wuth von ihm verlangte, daß er das von Lobkowitz in der heil. Beicht ihm Anvertraute offenbare. Hierauf erwiderte der sel. Johannes: »Ich weiß nichts, und es ist mir in dem heil. Sacramente der Beicht nichts anvertraut worden, und wenn mir auch Jemandirgend etwas in derselben anvertraut haben würde, so behalte ich dieses nicht in meinem Gedächtnisse und will es auch nicht behalten, sondern habe es in Vergessenheit begraben aus Ehrfurcht vor dem unverletzlichen Beichtsigill, und ich ließe mich lieber in Stücke zerreißen und wollte lieber alle erdenklichen Leiden mit Gottes Hilfe dulden, als nur einen Augenblick das Beichtsigill sacrilegisch verletzen.« Wüthend über diese großherzigen Worte gab Buchaimb dem Henker, der nur ungern gehorchte, den Befehl, daß er unsern Johannes, mit dem Halseisen belegt, neuerdings an dem Folterpfahle aufziehe und auf beiden Seiten mit Fackeln brenne. Dieß geschah, und von nun an öffnete der heil. Martyrer nicht mehr seinen Mund, außer um Psalmverse zu beten oder die heil. Namen Jesus, Maria und Anna anzurufen; aber die Fackeln, feucht von seinem herabfließenden [297] Blute, verlöschten, als wenn sie Mitleid mit ihm hätten und ihren grausamen Dienst verweigern wollten. Alsbald ließ man neue Fackeln bringen, streckte seine Glieder noch ärger auf dem Marterpfahle und brannte ihn so schrecklich, daß der ganze Leib wie eine einzige Flamme erschien, besonders da seine Verfolger auch noch eine Mischung von Oel, Talg, Harz und Theer mit Federn auf seinen brennenden Leib streichen ließen, dessen Glieder von der Folter ganz auseinander gerissen waren. Da sie nun den sel. Martyrer über ihre Grausamkeit doch triumphiren sahen, kamen diese so aufgeklärt seyn wollenden Ritter so weit, daß sie, wie früher die Heiden, diese Standhaftigkeit zauberischen Künsten zuschrieben. Sie ließen ihm daher den Scheitel, den Bart etc. abrasiren und die Asche davon zu trinken geben, um den vermeintlichen Zauber zu lösen. Lächelnd nahm Johannes diesen Trank, indem er den heiligsten Namen Jesus anrief und an den Ihm bei der Kreuzigung aufgenöthigten Trank sich erinnerte. Nachdem sie ihn noch weiter gemartert und gelästert hatten, ließen sie endlich, besiegt von so großer Standhaftigkeit und entmuthigt durch den immer lauter sich kund gegebenen Unwillen der Zuschauer, den unüberwindlichen Blutzeugen von dem Folterpfahle, an welchem er 3 Stunden lang Unmenschliches erduldet, wegnehmen, indem sie ihm mit neuen Martern drohten, wenn er nicht die Wahrheit offenbaren würde. Von der Folter befreit, fiel er aus Schwäche auf den Boden und blieb längere Zeit besinnungslos liegen. Wieder zu sich gekommen, begehrte er Wasser, und da die rohe Bande ihm dieses versagte, richtete er, wie Marangoni (S. 453) angibt, einen flehenden Blick zum Himmel, und alsbald entsprang auf dem Platze, wo sein Haupt lag, eine Quelle, welche, wie unser italienisches Original erwähnt, noch bis in unsere Tage fortsprudelt. Als er dann halbtodt in den Kerker zurück geschleppt wurde, kamen mehrere mitleidige Menschen, unter denen auch einige Hussiten sich befanden, die dem unbesiegten Bekenner Christi Speise und Trank anboten, sowie auch Arzneimittel und Leintücher für seine entsetzlichen Wunden brachten. Der sel. Johannes nahm aber nur ein wenig Wasser und überließ sich seinen gewöhnlichen Gebeten. Doch noch war der Haß seiner Feinde nicht gesättigt, sondern sie wollten ihm noch neue Qualen bereiten, und um dieses zu verhindern, wäre die Entgegnung des Richters, des Notars und des Rudolph Mandel, daß der bereits zum Tode gequälte Sarkander diese Martern unmöglich überleben könne, nicht hinreichend gewesen, wenn nicht der Henker und seine Gehilfen ihre Dienste verweigert hätten. Nun mußten zwar seine Feinde beschämt abziehen, aber noch hatten sie seine Marter nicht geendet; denn als einige fromme Katholiken ihn nach Hause nehmen wollten, um ihn dort besser pflegen zu können, wurde ihnen dieses von dem grausamen Buchaimb verweigert. So mußte denn der am ganzen Körper mit tödtlichen Wunden bedeckte Blutzeuge in seinem unterirdischen Kerker verbleiben, ohne daß er sich selbst helfen konnte, da ja durch die Folter seine Glieder ganz auseinander gerissen waren und ihm den Dienst versagten. Dabei war er ganz in den Händen seines ebenfalls Hussitischen Kerkermeisters, welcher durch die rohe Behandlung des Verwundeten sein Martyrium nur verlängerte, indem er das auf die Wunden gelegte Pflaster grausam wegriß, beim Umwenden ihn nur mit den Füßen stieß und dabei die ärgsten Lästerungen aussprach. Auch gegen die frommen Besucher benahm sich derselbe äußerst roh; und doch kamen viele angesehene Herren und Damen, die dem edlen Dulder ihre Ehrfurcht bezeigten und, soweit der wilde Kerkermeister es gestattete, ihm ihre Liebesdienste widmeten, besonders der Notar Mandel und seine 7jährige Tochter, welche später als hochbetagte Wittwe noch bezeugte, wie sie ihm z.B. beim Brevierbeten die Blätter umwendete, da er es selbst nicht thun konnte. So betend und leidend lebte er noch einen vollen Monat im Kerker, bis er endlich, nachdem er noch von dem Curaten Vincenz Schwiwek die heil. Sterbsacramente andächtig empfangen hatte, unter den Gebeten desselben und noch eines andern Curaten, sowie zweier, ebenfalls wegen des katholischen Glaubens mit ihm gefangener Karthäuser-Mönche, am 17. März 1620 zwischen 10 und 11 Uhr Nachts seine Seele in die Hände seines Schöpfers übergab, in einem Alter von etwas mehr als 43 Jahren. Es gilt von ihm, was der hl. Augustinus vom hl. Laurentius sagt: »Er wurde nicht schnell getödtet, sondern man ließ ihn lange leben, oder vielmehr es wurde ihm nicht gegönnt, lange zu leben, sondern er wurde gezwungen, langsam zu [298] sterben etc.« Gott wollte aber auch seinen treuen Blutzeugen, der Ihn vor den Menschen bekannte, alsbald vor den Menschen verherrlichen; denn kaum war seine Seele in die Herrlichkeit eingegangen, so erschien sein durch die entsetzlichen Folterqualen ganz verunstalteter und in Fäulniß übergegangener Körper ganz schön weiß und roth, mit einem heitern Lächeln im Gesichte und zugleich einen sehr angenehmen Wohlgeruch von sich gebend, was viele Zeugen bestätigten. Am Tage nach seinem Tode stellten die Katholiken bei dem Hussitischen Senate die Bitte, den Leichnam aus dem Kerker wegnehmen und ehrenvoll begraben zu dürfen. Nachdem sie diese Erlaubniß mit vieler Mühe erhalten, brachten sie denselben in das Haus der Wittwe Schweidlitzky, wo er, mit priesterlichen Kleidern angethan und mit einem Kelche in der Hand, bis zum dritten Tage verblieb. Als man eben das feierliche Leichenbegängniß beginnen wollte, kam Buchaimb in größter Wuth und befahl, die Leiche dieses »Staatsverräthers« auf seinem Platze zu belassen, bis von Brünn eine Anordnung darüber komme, was mit derselben geschehen solle. Erst nach 7 Tagen kam eine Antwort des Lundenburg, welcher die Beerdigung gestattete, aber ohne alle Feierlichkeit. Und so wurde denn der noch immer unverweste und Wohlgeruch verbreitende Leib des sel. Johannes Sarkander am 24. März früh um 6 Uhr in die Pfarrkirche von U. L. Frau begleitet und dort mit großer Verehrung in der Kapelle von St. Lorenz beigesetzt. – »Ein glänzendes Zeugniß,« sagt der hl. Augustinus, »gibt Gott Seinen Bekennern, indem Er selbst, der den Geist der Kämpfer regierte, auch die Körper Derjenigen nicht verläßt, die auf dem Kampfplatze gefallen sind, damit das, was der Feind zu verbergen sich bemühte, durch die göttliche Kraft offenbar werde« etc. So war es auch bei diesem Blutzeugen der Fall. Sein Grab wurde bald durch viele Wunder verherrlicht, und seinen Reliquien hohe Ehre erwiesen. Die Höhle, wo er die unmenschlichen Martern erduldet, wurde in eine Kapelle verwandelt, zu welcher viele Wallfahrer aus Schlesien, Polen, Böhmen, Steiermark etc. kamen, um das Leiden des Bekenners Christi zu verehren. Von den vielen Wundern, welche von Gott auf seine Fürbitte gewirkt worden sind, sollen hier nur jene drei erwähnt werden, welche bei seiner Seligsprechung in Betracht kamen, nämlich die im J. 1746 erfolgte Heilung des einjährigen Knaben Philipp Kunerth von einem sehr gefährlichen Nasenpolypen, dann die im J. 1737 geschehene Heilung des Joh. Georg Kümmel aus Schlesien von einem angebornen, sehr bösartigen Podagra und endlich die im J. 1720 stattgefundene Heilung des Barbiers Joseph Winkler in Proßnitz von einer sehr bösartgen Gelbsucht. Nachdem diese Heilungen nach der strengsten Untersuchung als wahre, auf die Fürbitte des sel. Johannes geschehene Wunder sich herausgestellt hatten, was Papst Pius IX. durch Decret vom 7. März 1859 feierlich erklärte, wurden dann die weiteren Vorbereitungen zu seiner feierlichen Beatification gemacht, welche endlich am 6. Mai 1860 als am 4. Sonntage nach Ostern in der Peterskirche zu Rom stattfand. Dieselbe ist näher beschrieben in den Analecta Juris Pontificii vom J. 1860 (38. Lief. S. 2381), und wir wollen daraus noch Folgendes erwähnen: Gegen 10 Uhr Vormittags versammelten sich die Cardinäle, die Consultoren der Riten-Congregation, das Capitel von St. Peter etc. in dem schön geschmückten Presbyterium der Peterskirche. Eine große Volksmenge war anwesend, und auch viele angesehene Fremde, unter welchen auch eine Deputation von Olmütz sich befand. Zuerst erschienen die Postulatoren Liverani und Bellegarde mit dem Congregations-Secretär Capalti vor dem Cardinal Patrizi, dem Vorstande der bezeichneten Congregation, und nachdem sie von diesem und dem Cardinal Mattei, dem Erzpriester von St. Peter, die Erlaubniß dazu erhalten, wurde das Beatificationsbreve vom 11. Sept. 1859 laut verlesen, und dann das Te Deum angestimmt. In diesem Augenblicke fiel der Schleier, der das Bild des Seligen bedeckte; es wurden die Glocken geläutet, und die Kanonen der Engelsburg gelöst. Dann folgte die feierliche Messe des Seligen, die von dem Fürsten von Hohenlohe, Erzbischof von Edessa, pontificirt wurde. Gegen 6 Uhr Abends kam auch der heil. Vater Pius IX., begleitet vom heil. Collegium etc., zur Verehrung der Reliquien des Seligen in die Peterskirche, betete dort längere Zeit und hielt dann eine lateinische Anrede an die Deputirten von Olmütz etc. Den ganzen Tag war der erhabene Tempel von Gläubigen erfüllt, um sich der Fürbitte des sel. Johannes Sarkander zu empfehlen [299] und Gott zu preisen, der ihm die Gnade gegeben, sein Leben für den katholischen Glauben und, wie ein zweiter Johannes von Nepomuk, für die Unverletzlichkeit des Beichtsigills hinzuopfern etc. – Dargestellt wird der sel. Johannes nach Migne (Dict. iconogr. S. 316) im Talare mit einer Palme und einem versiegelten Buche in der Hand. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 295-300.
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