Johannes a S. Facundo, S. (81)

[241] 81S. Johannes a S. Facundo Conf. (12. al. 11. Juni, 11. Mai). Im nördlichen Spanien und zwar im ehemaligen Königreiche Leon, in der Mitte zwischen den beiden Städten Leon und Palencia, am Flusse Cea, liegt eine nach dem hl. Martyrer Facundus (s.d.) genannte Stadt, welche im Spanischen auch San Fangon, gewöhnlich aber Sahagun54 heißt. Hier wurde unser hl. Johannes um das J. 1419 von angesehenen Eltern geboren. Sein Vater hieß Johann Gonzalez von Castrillo und seine Mutter Sancia Martinez. Nachdem sie lange des Kindersegens entbehrt hatten, wurde ihnen endlich nach vielem Gebete unser Johannes geschenkt, dem dann noch 3 Söhne und 3 Töchter folgten. Schon als Knabe predigte Johannes seinen kleinen Gefährten und schlichtete ihre Händel. Seine erste wissenschaftliche Bildung erhielt er von den Benedictinern seiner Vaterstadt. Im J. 1445 empfing er die Priesterweihe von dem Bischofe von Burgos, der ihm auch ein Canonicat und zwei Beneficien verlieh. Sein lebendiges Gefühl für Gerechtigkeit aber und seine hohe Achtung vor den kirchlichen Satzungen ließen ihn nicht lange in deren Besitze; er wollte nur die geringste Pfründe, die Kaplanei an der Kirche St. Agatha, für sich behalten. In dieser Stellung pflegte er emsig des Gebetes, des Krankenbesuches und des Unterrichts der Unwissenden. Wie vom Geiste Gottes durchhaucht, erklang seine Stimme und ergriff die Herzen und riß sie los von Sünden. Ganz Burgos gewann durch ihn ein anderes Aussehen. Das Verlangen nach einer möglichst gründlichen Kenntniß der Heilswahrheiten trieb ihn nach Salamanca auf die kurz vorher errichtete Universität, wo er 4 Jahre noch unermüdet den theologischen [241] Studien oblag, daneben aber die Seelsorge nicht versäumte, wozu er als Kaplan des Collegiums des hl. Bartholomäus die schönste Gelegenheit hatte. Einmal dem Tode nahe, konnte er nur noch durch eine schmerzliche Operation gerettet werden. Er unterzog sich derselben, machte aber ehevor das Gelübde, in einen Orden zu treten, falls Gott ihm das Leben erhalten wolle. Und Gott erhielt es ihm; die Operation gelang, und Johannes säumte nicht, sein Gelübde zu erfüllen, indem er, etwa 49 J. alt, in den Orden der Eremiten des hl. Augustinus zu Salamanca trat. Mit heiligem Eifer hielt er die strenge Regel und gewann das Zutrauen seiner Brüder in so hohem Grade, daß sie ihn in kurzer Zeit zum Novizenmeister und dann zum Prior wählten, in welcher Stellung er ungemein viel Gutes stiftete. Johannes hatte vom Herrn die Gabe der Klugheit und der Unterscheidung der Geister empfangen. Ein wunderbares Licht strahlte aus seinen Augen und schien ihm selbst das Dunkel der Herzen aufzuhellen. Ihn im Beichtstuhle zu täuschen, war fast unmöglich, so scharf blickte dieses Auge und erspähte die geheimsten Gedanken. Furchtlos wie einst der hl. Täufer Johannes predigte er gegen die Laster seiner Zeit, und kein Ansehen der Person galt vor ihm. So verkündigte er mit gewohnter Freimüthigkeit einmal das Wort Gottes zu Alba, einem dem Herzoge von Garcias gehörigen Flecken in Leon. Der Herzog, beleidigt durch einige Ausdrücke der Predigt, in denen er eine specielle Mahnung für sich erblickte, seine Untergebenen nicht mehr so hart zu drücken, schickte dem heimkehrenden Gottesmann zwei Diener nach, um ihn zu züchtigen, nach Umständen ihm gar das Leben zu nehmen. Allein kaum hatten die Elenden den hl. Mann erblickt, so sprangen sie erschüttert von den Schrecken eines bösen Gewissens von den Pferden, gestanden ihr vorhabliches Verbrechen und baten reuig um Verzeihung. Der Heilige aber entließ sie mit einer liebevollen Ermahnung und seinem Segen. Auch der Herzog, der in eine schmerzliche Krankheit fiel, ging in sich, bezeugte eine lebhafte Reue, ließ den Heiligen zu sich rufen, bat ihn um Verzeihung und um seine Fürbitte bei Gott, und des Herzogs Gesundheit kehrte alsbald wieder. Als der hl. Diener Gottes von seiner letzten Krankheit befallen wurde (Einige hielten sie für ein langsames Hinsiechen am Gifte, das ihm eine zuchtlose Weibsperson aus Rache beigebracht), sagte er die Stunde seines Todes voraus, der am 12. Juni 1479 eintrat. Schnell verbreitete sich in Spanien seine Verehrung; zahlreiche Wunder erfolgten auf seine Fürbitte und bezeugten seine Heiligkeit. Im J. 1525 leitete man seinen Beatificationsproceß ein, nahm ihn nach einiger Unterbrechung im J. 1545 wieder auf und führte ihn im J. 1551 zu Ende. Papst Clemens VIII. sprach ihn im J. 1601 feierlich »selig,« und Alexander VIII. im J. 1690 »heilig.« Benedict XIII. setzte seinen Namen ins römische Martyrologium und zwar auf den 12. Juni, an welchem Tage sein Officium sub ritu dupl. auch im römischen Breviere steht. Seine Reliquien finden sich an verschiedenen Orten Spaniens und Belgiens. Bei den Bollandisten sieht man ihn S. 619 abgebildet, mit einem Strahlenkranze um das Haupt, im St. Bartholomäer-Kleide, ein Buch in der Linken, mit der Rechten einen Kelch vor der Brust haltend, mit schwebender Hostie über demselben. Eine zweite Abbildung auf S. 631 zeigt ihn mit der sogenannten Beca (Liripipium?) (II. 616–663.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 241-242.
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