Johannes de Pace, B. (990)

[422] 990B. Johannes de Pace, aus dem dritten Orden des hl. Franciscus, wurde geboren zu Pisa im Jahr 1353 aus einer Familie von altem Adel und widmete sich anfänglich dem Waffendienste. Eine gräßliche Scene der um die Herrschaft in Pisa streitenden Häupter, die er ganz in seiner Nähe erlebte, nämlich die Verrätherei des Joh. Gambacorta, der seine Gegner am Altare erdolchte, sowie die Gefahr, in die er dabei selbst verwickelt war, machte auf ihn einen so überwältigenden Eindruck, daß er sich gänzlich von der Welt wegwandte. Er ließ sich das Ordenskleid des hl. Franciscus anlegen und wurde Mitglied des 3. Ordens. Dann verwandelte er sein Haus in eine Kapelle und in ein Spital für Arme, denen er und seine Frau dienten. Sein Beispiel weckte durch den Anblick der Tugenden, den er der Welt darbot, bald Nachahmer, und so begründete er denn aus denen, welche eine solche fromme Gesinnung mit ihm gemein hatten, die Bruderschaft der Flagellanten, anfangs unter dem Namen der heiligsten Dreieinigkeit, nachher aber unter dem des hl. Johannes Baptista. Neben der Abtödtung übten die Glieder die Nächstenliebe. Bei Tag gingen sie von Thür zu Thür und sammelten Almosen, Nachts trugen sie es dann in die Häuser der Armen, namentlich der verschämten. Trotz seines mühsamen Wirkens für das Reich Gottes und seiner Abtödtungen erreichte Johannes doch ein hohes Alter; denn er starb nicht vor dem J. 1427. Bestimmt läßt sich übrigens Jahr und Tag seines Hinscheidens nicht angeben. Das Volk hatte eine starke Ueberzeugung von seiner Heiligkeit und verehrte ihn unmittelbar nach seinem Tode als Seligen. An seinem Grabe wurde ein Gemälde aufgestellt, worauf er einen Heiligenschein trug; zwei Engel schwangen Rauchfäßer und hielten einen Zettel, worauf zwei Stellen aus den Psalmen standen, die an seinen Beinamen, seine Tugenden, seine Werke und seine Belohnung im Himmel erinnerten. Man steckte Kerzen auf, die man ihm zu Ehren verbrennen ließ. Votivtafeln wurden aufgehangen. Diese Verehrung hatte unausgesetzten Fortgang bis auf unsere Tage, und so konnte Papst Pius IX. am 10. Sept. 1857 diese unvordenkliche Verehrung bestätigen. So viel besagen die Analecta jur. pontif. vom J. 1858 (III. 378), wo auch noch beigefügt ist, daß der Leib des sel. Johannes im J. 1856 in der Kirche der Minoriten-Conventualen 8 Tage lang zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt worden sei. Einen ganz ähnlichen Namen und dieselbe Vaterstadt hat übrigens Johannes964 Pacius aus Pisa, ebenfalls ein Adeliger, dem gleichfalls das Prädikat »selig« von Einigen ertheilt wird, und es hat ganz das Aussehen, als ob Beide identisch seien, wenn nicht der Umstand dagegen wäre, daß dieser unter mehreren gottseligen Hieronymitauern am 17. Juni (III. 532. nr. 7) im Leben des sel. Petrus von Pisa von den Bollandisten erwähnt wird. In den Quellen für den Orden des heil. Franciscus hat sich übrigens [422] unser B. Johannes Pacius nirgends vorgefunden, und das ist auch der Grund, warum wir ihn nicht früher gebracht und unter den »Seligen« aufgeführt haben. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 422-423.
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