Jonas Propheta, S. (7)

[431] 7S. Jonas Propheta. (21. al. 22. Sept. etc.) Der allbekannte Prophet Jonas, der fünfte unter den 12 kleineren Propheten, wird von den Bollandisten am 21. Sept. (VI. 186. 894), an welchem Tage er auch im Mart. Rom. steht, ziemlich ausführlich behandelt. Da seine Lebensschicksale ohnehin bekannt sind, so wollen wir uns hier kürzer fassen. Jonas war, wie es in seinem Buche (Jon. 1,1) selbst heißt, der Sohn eines gewissen Amathis und nach einer andern biblischen Angabe (4. Kön. 14, 25) gebürtig aus Geth-Opher im nördlichen Palästina und zwar im Stamme Zabulon. Nach späteren christlichen und südischen Nachrichten, die jedoch keinen Glauben verdienen, wäre er der vom Propheten Elias von den Todten erweckte Sohn der Wittwe von Sarepta gewesen. Seine prophetische Thätigkeit fällt in die Zeit vor der Regierung Jeroboams II. (823 v. Chr.); denn er weissagte, daß die alten Gränzen des Reiches Israel von Emath bis an das todte Meer wieder hergestellt werden, was unter jenem Könige wirklich geschah. In dem Büchlein, das wir von ihm haben, erzählt er die Geschichte seiner Sendung nach Ninive, um den Einwohnern dieser Weltstadt Buße zu predigen. Es enthält zwar keine eigentliche Weissagung, aber die Geschichte des Propheten selbst ist weissagend; denn durch seinen Schiffbruch ist er das weissagende Vorbild des Todes Jesu Christi; durch seine Predigt an die Niniviten und die Bekehrung derselben verkündet er das künftige Heil der Heiden, sowie sein dreitägiges Verweilen im Bauche des Meerungeheuers (wahrscheilich eines Haifisches) ein Bild der Auferstehung Christi ist. Der Unglaube der neuern Zeit hat zwar der streng historischen Auffassung des Büchleins gar viele Schwierigkeit entgegengehalten; aber nachdem der Heiland selbst die Wirklichkeit sowohl der Bekehrung der Niniviten durch die Predigt des Jonas, als auch seines Aufenthaltes im Fische ausgesprochen hat, kann für uns keine Rede mehr seyn von einem Versuche, die Erzählung als Parabel oder mythische Sage zu deuten. Man muß sich allerdings zur Annahme eines großen Wunders verstehen, durch welches Jonas im Innern des Fisches so lange am Leben erhalten wurde, welches Wunder aber, wie der heil. Augustin bemerkt, nicht größer ist, als die Erhaltung der drei Jünglinge im Feuerofen, oder die Auferweckung des schon im Grabe modernden Lazarus. Bei den Kopten waren, wie die Bollandisten (Jun. V. *147) bemerken, einst im Advente 3 Tage angesetzt, die zum Andenken dieses 3tägigen Aufenthaltes des Propheten in dem Meerfische mit Fasten begangen wurden; ein Patriarch verlegte sie nachher in die Woche vor Quadragesima – Das Buch Jonas haben Juden und Christen von jeher zu den heil. Schriften gezählt, und das ganze Alterthum hat den Jonas selbst für den Verfasser gehalten. Bezüglich seiner Weissagung, als die ja doch nicht eingetroffen sei, bemerkt Benedict XIV. de Canonix. (l. 3. c. 47. nr. 7), daß Gott einige Prophetien mehr als Drohung gebe und als eine bedingte Weissagung, die unter der Fortdauer des Zustandes, wegen dessen und in welchem sie gegeben werden, ganz bestimmt ihren Erfolg haben müssen. Bei der Lasterhaftigkeit der Niniviten mußte Ninive untergehen; es ward aber durch ihre Buße gerettet. Aehnlich mußte der König Ezechias den gedrohten Tod (I s. 38, 1) über sich kommen sehen, den natürlichen Zustand seines Körpers betrachtet wie er damals war; Gott aber gewährte ihm aus Gnade ein längeres Leben. Die Propheten seien deßhalb keine falschen; sie müßten leben Gott gehorchen und prophezeien in der Weise, wie Gott es sie heiße. – Aus dem Leben des Propheten werden drei Begebenheiten häufig auf Sarkophagen gefunden: er wird in's Meer geworfen und vom Fische verschlungen; der Fisch speit ihn aus, und er sitzt unter einer Kürbisstaude. Bemerkenswerth ist noch, daß der Fisch, welcher den Jonas verschlang, auf altchristlichen Kunstwerken immer in der Gestalt eines Drachen auftritt, der zuweilen auch Hörner hat. Die Juden glaubten nämlich, Gott habe einen großen Drachen, Leviathan dessen auch bei Isaias Erwähnung geschieht, geschaffen und ins Meer versetzt. Dieser soll nun den Jonas verschlungen haben. Sein Grab wird von der Sage bald nach Assyrien, bald nach Galiläa verlegt. Die Bollandisten halten die alten Traditionen der Orientalen, daß er in Geth-Opher begraben sei, für wahrscheinlich, und auch im Mart. Rom. wird Geth als der Ort seiner Begräbniß bezeichnet; doch mißbilligen sie es, wenn Baronius diesen Ort in das Land Saar verlegt, welches [431] nirgends sich finde. Seine Gebeine sollen von den Johannitern aus dem heil. Lande nach Nocera (Nuceria in Picentinis) gebracht worden seyn, wo deßwegen Jonas am 19. April verehrt wird. Auch am 27. Jänner findet er sich bei einigen Hagiographen. In Ravenna und Venedig sollen ebenfalls ansehnliche Reliquien von ihm seyn. Im Menologium des Basilius steht er am 22. Sept., während die Bollandisten, wie bemerkt, ihn am 21. Sept. behandeln. (VI. 186–194.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 431-432.
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