Julia (35)

[508] 35Julia, (22. Juni, al. 26. Nov.), eine fromme Clarissin im Kloster der hl. Ursula zu Mailand, welche nach Hub. Men., wo sie am 26. Nov. vorkommt, um das J. 1463 lebte und welcher die am 9. März 1463 gestorbene hl. Katharina3 von Bologna 30 Jahre lang häufig erschien und ihr himmlische Offenbarungen mittheilte, die dann Julia in einem Buche niederschrieb. In Art Mart. und Gyn. steht sie mit dem Titel »selig«164 am 22. Juni, an welchem Tage sie auch die Bollandisten (IV. 138) unter den »Uebergangenen« haben. Ausführlicher aber sprechen sie von ihr im Leben der hl. Katharina von Bologna am 9. März (II.* 83. nr. 162 ff.), wo es heißt, unsere Julia habe in dem bezeichneten Kloster zu Mailand um das J. 1500 gelebt. Sie habe, schon immer ein Muster der Tugend, besonders nachdem sie das im J. 1511 gedruckte Leben der genannten hl. Katharina von Bologna bei Tische lesen gehört hatte und dann es auch für sich einige Male las, eine noch viel stärkere Begierde nach sittlicher und klösterlicher Vollkommenheit bekommen und öfters die Heilige um Fürbitte und Schutz angefleht. Ein ganzes Jahr hatte sie so gefleht, als sie einst bei dem nämlichen Gebete am Feste des hl. Johannes89 des Täufers die Heilige ihr erscheinen sah. Vor Schrecken schlug sie ein Kreuz und fragte sie, wer sie wäre. Julia empfing dann von ihr nach Einleitung eines Wechselgespräches Lehren, welche in der citirten Stelle weiter zu lesen sind. Julia dachte, als die Erscheinung verschwunden war, und sonst noch oft, darüber nach. Einmal, als sie die Vesper mit den Uebrigen zu singen in den Chor gegangen war und dem in der Eucharistie verborgenen Gotte in gebeugter Stellung ihre Verehrung gezollt hatte, schien es ihr, als dringe ein flammender Pfeil aus dem Tabernakel und durchbohre ihr Herz. Von da an war die Liebe Gottes in ihr lebhafter als je. Die Selige [508] erschien ihr nun an den Festen Christi, Mariä und der Heiligen, dann so oft sie die eucharistische Labung genommen hatte. Wadding berichtet, dieser Umgang mit der hl. Katharina von Bologna habe 30 Jahre gedauert, und diese Jungfrau Julia müßte also bis über 1540 gelebt haben. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 508-509.
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