Juliana, B. (29)

[517] 29B. Juliana, (1. Sept.), Jungfrau und Abtissin aus dem Orden des hl. Benedictus im Kloster der hhl. Blasius und Cataldus (S. Biasio e Catoldo) in Venedig, stammte nach der von den Bollandisten gegebenen Lebensbeschreibung eines Ungenannten aus der gräflichen Familie Collalto (Colalto), welche mit den deutschen Kaisern nach Italien kam, dort sich festsetzte und von einem Schlosse bei Treviso den Namen Colalto erhielt, im J. 1822 aber von Oesterreich in den Fürstenstand erhoben wurde. Ihr Vater Tolbertus war erster Reiter-Capitän bei den Herrn Scaliger von Verona:; ihre Mutter hieß Johannaa St. Angelo von Mantua. Diese ihre Eltern hatten zwei Söhne und zwei Töchter; jene hießen Rambaldus und Manfredus, diese aber Clara und Juliana, von welcher hier die Rede ist. Diese wurde im J. 1186 geboren und als Mädchen von 10 Jahren in das Kloster St. Margareth zu Salarola im Gebiete von Padua aufgenommen. Hier lebte auch die sel. Beatrix3 aus dem berühmten Hause Este (Ateste), welche aber wegen der Kriegsunruhen im J. 1222 dieses Kloster verließ und mit 10 anderen Jungfrauen an einen einsamen Ort sich begab, den die Mönche in Gemola (Gemmula) verlassen hatten, und wo Beatricens Bruder, Azo III. von Este, ein Kloster sammt Kirche gründete. Unter diesen 10 Jungfrauen befand sich auch unsere sei. Juliana, die nun in einem Alter von 36 Jahren im Kloster Demola unter Beatricens Leitung an ihrer Vervollkommnung für die Ewigkeit arbeitete. Als die sel. Beatrix nach 4 Jahren starb, verließ die sel. Juliana von dem hl. Blasius in einem Gesichte dazu gemahnt, das Kloster Demola, begab sich nach Venedig und gründete dort auf der sogenannten Giudecca oder Juden Insel169 und zwar an der nordwestlichen Spitze der kleinen Insel, welche damals Capo de Spina longa, und zur Zeit des Biographen Ponta della Zuecca d.i. »Spitze der Judeninsel« hieß, ein Nonnenkloster bei einer den hhl. Blasius1 und Cataldus1 geweihten Kirche, die von einigen angesehenen venetianischen Familien zugleich mit einem Hospitium für Fremde gegründet und am 6. Nov. 1188 consecrirt worden war. Hier führte nun die sel. Juliana als Abtissin ein sehr frommes Leben, gab ihren Untergebenen, deren sich Viele um sie sammelten, in allen Tugenden ein leuchtendes Beispiel, wurde deßwegen mit vielen himmlischen Gnaden beglückt und starb endlich am 1. Sept. 1262170 im Rufe der Heiligkeit in einem Alter von 76 Jahren, nachdem sie vorher namentlich von Kopfschmerzen viel zu leiden gehabt hatte. Schon gleich nach ihrem Tode wurde sie wie eine Heilige verehrt, und es geschahen auch mehrere Wunder auf ihre Fürbitte. Namentlich wird sie bei heftigen Kopfschmerzen als Fürbitterin angerufen. Anfangs wurde sie in einem Monumente von Holz beigesetzt; nach 35 Jahren aber, nämlich am 22. Juli 1297, da der Zulauf des Volkes immer wuchs, und einige Fischer bei der Nacht ihr Grab öfter leuchtend gesehen, wurde ihr Leib erhoben und eben so wie der Schrein, in dem er gelegen, ganz unverletzt gefunden, worauf derselbe in einem kostbaren Monumente auf einem ihr geweihten Altare zur Verehrung ausgesetzt ward. Die Bollandisten geben S. 311 eine Abbildung von diesem Schreine und S. 312 von ihrer Person, welche als Abtissin mit dem Hirtenstabe, die rechte Hand auf der Brust, dargestellt ist. (I. 309–317.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 517.
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