Keyna, S.

[606] S. Keyna, (8. Oct.), eine Jungfrau in England, auch Keina und Keinwira, bei den Franzosen nach Migne (II. 203) mit Auszeichnung »die Jungfrau« genannt, lebte als Reclusin in einem Gehölze in Somerset. Ihre Sterbzeit setzt man ins 5. oder 6. Jahrhundert. Auch in Frankreich wird sie verehrt. So bei Migne; aber nach dem Bollandisten Jakobus Bueus, welcher am 8. Oct. über diese hl. Jungfrau abhandelt, lebte sie nördlich von Somerset im Fürstenthum Wales; wenigstens wird sie dort verehrt und zwar zu Brecon oder Brecknock (Brechinia). Ihr Vater war nämlich der Fürst Brecanus oder Brachanus von Brecon, welcher 12 Söhne und 12 Töchter hatte. Sein Erstgeborner war der hl. Canocus2; seine erstgeborne Tochter Gladus war die Mutter des hl. Cadocus2; seine zweite Tochter Melari war die Mutter des hl. Bischofs David1; eine andere Tochter war die hl. Almedha. Nach den Acten, die übrigens nicht sehr alt und nur nach der im Volke lebenden Ueberlieferung verfaßt sind, hatte die Mutter, ehe sie unsere hl. Keyna gebar, ein Gesicht, als wenn sie eine weiße Taube geboren hätte. Nach ihrer Geburt wurde sie fromm erzogen und gab schon bald Beweise ihrer Liebe zur Jungfräulichkeit, weßwegen man sie auch Keinwira (d.i. Jungfrau Keina) nannte. Später faßte sie den Entschluß, ihr Vaterland zu verlassen. Sie begab sich daher über den Fluß Severn (Sabrina) welcher sich in den Kanal von Bristol ergießt, in eine einsame Gegend, wo sie Gott dem Herrn durch Gebet und Fasten diente. Nach vielen Jahren geschah es, daß ihr Neffe, der hl. Cadocus, auf einer Wallfahrt zum St. Michaelsberg sie fand und voll Freude in die Heimath zurückführen wollte. Doch die Einwohner jener Gegend, welche sie lieb gewonnen hatten, wollten sie nichtziehen lassen. Sie soll nämlich durch ihr Gebet die in jener Gegend befindlichen vielen Schlangen in Steine verwandelt haben, wie man denn dort noch manche schneckenförmige Steine findet, die den Schlangen gleichen. Nach einiger Zeitaber kehrte sie in Folge einer höheren Eingebung doch in ihre Heimath zurück, lebte dort noch einige Zeit ein frommes Leben und starb dann am 8. Oct. in Gegenwart ihres hl. Neffen Cadocus, der sie sofort zu Brecon in ihrem Oratorium zur Erde bestattete, gegen Ende des 5. oder zu Anfang des 6. Jahrhunderts, oder nach Wilson um das J. 490. – Der Boll. Bueus führt ein paar Orte an, welche in England ihrer Verehrung geweiht sind und auch den Namen von ihr haben, nämlich Kynechurch (d.i. Kirche der Keyna) und dann Keynsham oder Canesham, auch Kaynsham genannt, welches in der Grafschaft Somerset liegt. (IV. 275–277).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 606.
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