Landrada, S.

[673] S. Landrada, (8. Juli), Jungfrau und Abtissin von Bilsen (Belisia, Belsena) im Gebiete von Lüttich, wurde um das J. 620 geboren. Sie stammte aus dem hohen Geschlechte der fränkischen Hausmaier (Majores domus), ja nach Einigen wäre sie sogar die Enkelin (neptis) des Pipin von Landen, und die Tochter des Auslgisus und der Begga (s.d.), somit eine Schwester des Pipin von Heristall gewesen, was aber der Bollandist Pinius (pag. 620 nr. 4. 5.) in Abrede stellt17. Von früher Jugend an befliß sie sich der jungfräulichen Keuschheit, weßhalb sie die von ihren erlauchten Eltern gewünschte Verehelichung standhaft mit großer Beredtsamkeit zurückwies. Sie schloß sich in den engen Raum einer Zelle ein, wo sie ein sehr strenges Leben führte und selbst während ihrer Fieberkrankheit ein weiches Lager verschmähte. Zudem leuchtete sie in allen Tugenden und wurde himmlischer Visionen gewürdiget. Sie erbaute später (um das J. 669) mit unsäglichen Anstrengungen, indem sie Gesträuch ausrodete und Steine herbeitrug etc., eine Kirche zu Ehren der seligsten Jungfrau, welche der heil. Bischof Lambertus7 von Mastricht einweihte. Dann nahm sie mehrere Genossinnen auf, welche mit ihr ein heiliges Leben führten, und gab dem in der Nähe von Bilsen, an der Strasse von Tongern nach Mastricht gelegenen Orte, der ehedem wegen der da selbst hausenden wilden Thiere »Belua« hieß, den Namen »Belisia«, d.i. »selige Wohnung« (Elysium), später »Münster-Bilsen« genannt. Nachdem sie für die Ehre Gottes viel gethan, gekämpft und gelitten oder, wie ihr Lebensbeschreiber sagt, »immer lebend immer gestorben war«, kam zuletzt noch eine schmerzliche Krankheit, in welcher sie, umgeben von ihren frommen Schwestern, selig starb um das J. 690 am 8. Juli. Nach ihrem Tode erschien sie dem auf ihre Bitte zu ihr eilenden hl. Lambertus auf dem Wege im Traume und bestimmte ihm den Ort ihres Begräbnisses. Als jedoch der hl. Lambertus in Bilsen ankam, war man schon mit ihrem Begräbnisse beschäftigt, und als er dann den Leuten bemerkte, daß die hl. Landrada einen andern Begräbnißort sich erwählt habe, wehrten sich Alle dagegen, indem sie ihren heil. Leib in Bilsen behalten wollten, wo sie so viel Gutes gewirkt habe. So mußte denn der hl. Lambertus den ungestümen Bitten nachgeben und sie in der Kirche zu Münster-Bilsen begraben lassen. Nach drei Tagen habe man sofort in ihrem Grabe nachgesehen, aber ihren heil. Leib nicht mehr gefunden, welchen Engel nach Wintershofen gebracht haben sollen, wo der hl. Lambertus durch den hl. Landoaldus unterrichtet worden sei. Daß die hl. Landrada in Wintershofen begraben war, findet sich auch im Leben des hl. Landoaldus (s.d.), mit dessen Reliquien auch die ihrigen öfter erhoben und transferirt wurden. Aber auch ihre Reliquien allein wurden einige Male erhoben, und zwar zum letzten Male in der Kathedralkirche von Gent am 31. Juli 1720. An ihrem Grabe geschahen viele Wunder. Im Mart. Rom. ist die hl. Landrada nicht enthalten; aber bei den Bollandisten steht sie ausführlich am 8. Juli. (II. 619–629).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 673.
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