Leander, S. (2)

[728] 2S. Leander, (13. März, al. 27. Febr.), Erzbischof von Sevilla (Hispalensis) in Spanien, der angesehenste spanische Bischof seiner Zeit, wurde zu Carthagena (Carthago nova) in Spanien von vornehmen Eltern geboren. Sein Vater Severianus wird von Einigen als Herzog oder Militärpräfect bezeichnet, seine Mutter Theodora (Turtura) soll die Tochter des Ostgothenkönigs Theodorich gewesen seyn. Seine Brüder waren der hl. Fulgentius2, Bischof von Ecija (Astygis), und der hl. Isidorus7, den er als älterer Bruder mit seiner Schwester erzogen hatte, und der ihm dann auf dem bischöflichen Stuhle von Sevilla nachfolgte. Seine Schwester war aber die hl. Florentia1 oder Florentina2, die später dem jungfräulichen Leben sich widmete. Schon in seiner Jugend zog sich unser hl. Leander in ein Kloster zurück, wo er mehrere Jahre in Heiligkeit und unermüdetem Studium zubrachte. [728] Nach dem Tode des Bischofs von Sevilla erwählte man ihn zum Hirten der Kirche dieser Stadt. Wann dieses geschah, ist unbekannt und nach W.W. (VI. 388) nur das gewiß, daß er bereits im J. 578 Bischof von Sevilla war. Damals herrschten die Westgothen, die fast Alle Arianer waren, in Spanien und verbreiteten das Gift ihrer Irrlehren in allen von ihnen eroberten Ländern. Der hl. Leander trat ihnen mit Gebet und Belehrung entgegen, und hatte auch wirklich die Freude, daß er den hl. Hermenegildus1, den ältesten Sohn des Königs Leovigildus von Spanien, den Beherrscher der Provinz Sevilla, zum katholischen Glauben bekehrte, wozu besonders dessen eifrigkatholische Gemahlin Ingundis oder Ingonda (s.d.), die Tochter des austrasischen Königs Sigebert, durch Wort und Beispiel mitgewirkt hatte. Nach W.W. wäre dieß im J. 578 geschehen, während er nach Andern erst im J. 579 mit Ingonda sich vermählt hatte. Im J. 583 sei der hl. Leander im Auftrage des hl. Hermenegildus nach Konstantinopel gegangen, während er nach Andern wegen Glaubens-Angelegenheiten der Westgothen sich dorthin begeben hätte. Dort war es denn, daß er mit dem hl. Gregorius13 dem Stellvertreter des Papsres Pelagius II., zusammentraf, welcher mit ihm die innigste Freundschaft schloß, die er auch als Papst ihm stets bewahrte und namentlich dadurch bezeugte, daß er auf seine Bitte die Erklärung des Buches Job verfaßte, die er ihm dann mit einem sehr liebevollen Briefe übersendete. Nach seiner Rückkehr von Konstantinopel verwendete er wieder all seine Mühe auf die Bekehrung der Gothen, mußte aber leider im J. 586 den Schmerz erleben, daß der hl. Hermenegildus, weil er die hl. Communion aus den Händen eines arianischen Bischofs zu empfangen sich weigerte, richtet wurde. Dagegen wurde ihm die Freude zu Theil, daß im folgenden Jahre 587 König Leovigild, von Gewissensbissen geplagt, diese Unthat bereute, seinen Haß gegen die Katholiken ablegte, die vertriebenen katholischen Bischöfe zurückberief und, da er auf's Todbett kam, den hl. Leander dringend dat, er möchte auch seinen Sohn und Nachfolger Reccaredus (Richaredus) im katholischen Glauben unterrichten. Auch Leovigild selbst soll 7 Tage vor seinem Tode noch katholisch geworden seyn; doch der hl. Papst Gregorius sagt ausdrücklich, daß er nach der Empfehlung seines Sohnes Reccared gestorben sei, ohne den kath. Glauben angenommen zu haben. Aber sein Sohn Reccared folgte auf die Ermahnungen des hl. Leander seinem hl. Bruder Hermenegild, und wurde nicht blos selbst ein eifriger Katholik, sondern bewog auch die meisten arianischen Bischöfe mehr durch Gründe als durch Gewalt zur Annahme des kath. Glaubens, so daß am Ende durch die Bemühungen des hl. Bischofs Leander und des Königs Reccared das ganze Volk der Westgothen (Visigothi) in den Schooß der kath. Kirche eintrat, welches große Werk dann auf der dritten Synode von Toledo im J. 589, bei welcher der hl. Leander auch die Hauptaufgabe hatte, besiegelt wurde. Nach dieser Synode hielt er über den Triumph der Kirche eine schöne Homilie, welche bei den Bollandisten (S. 277–279) ganz aufgenommen ist. Im J. 590 versammelt er eine Synode zu Sevilla. Da in diesem Jahre sein Freund Gregorius auf den päpstlichen Stuhl erhoben wird, sendet ihm der hl. Leander ein Gratulationsschreiben, in welchem er ihm zugleich das freudige Ereigniß der Bekehrung des Königs Reccared und der arianischen Westgothen meldet, so wie auch einige Fragen zur Beantwortung vorlegt. Papst Gregorius antwortet ihm, als seinem ersten Freunde, in einem sehr liebevollen Schreiben, in welchem er seine große Freude über die Bekehrung der Gothen ausspricht, seine Anordnung bezüglich der Taufe derselben billigt und ihm am Ende sagt, daß er ihn, obwohl abwesend dem Körper nach, stets vor Augen habe, indem er das Bild seines Angesichts in seinem innersten Herzen eingedrückt trage etc. Im J. 594 schreibt er wieder an ihn und schickt ihm, den er vor allen Andern liebe, durch den Priester Probinus die von ihm verfaßte »Hirten-Regel« (Regula pastoralis), so wie die schon oben erwähnte moralische Auslegung des Job. In einem späteren Schreiben lobt er seine liebevollen Briefe, tröstet ihn wegen der Schmerzen des Podagra, an welchen er selbst leide, und schickt ihm zum Zeichen seiner Liebe das erzbischöfliche Pallium, was er auch dem König Reccared anzeigt. In mehreren dieser Briefe gibt er dem hl. Leander den Titel »Ew. Heiligkeit« (Sanctitas vestra), und im letzten sagt er am[729] Schlusse: »Wie sehr ich wegenmeiner Schwäche durch meine Arbeiten gedrückt bin, bezeugt mein kurzer Brief, in welchem ich mit dem, den ich so viel liebe, doch nur so wenig spreche«. Nach einer beständigen Tradition der Spanier soll ihm der hl. Papst Gregorius auch das Bild der seligsten Jungfrau Maria geschickt haben, das nun in Guadalupe hoch verehrt wird. Leider ist von den Briefen des hl. Leander, so wie von seinen übrigen Schriften, deren sein hl. Bruder Isidorus erwähnt, nichts auf uns gekommen als die oben erwähnte Homilie, welche er am Schlusse der großen Synode von Toledo hielt und welche immer als ein stehender Beweis seines Glaubens, so wie seiner Liebe zu Jesus und Seiner heil. Kirche gelten wird, und dann eine für Nonnen aufgesetzte »Regel oder Belehrung über den Beruf der Jungfrauen und die Verachtung der Welt«, die er an seine hl. Schwester Florentina2 gerichtet hatte. Man nennt dieß die »Klosterregel des hl. Leander«. Auch für die Feier des Gottesdienstes war er sehr besorgt und verbesserte zu diesem Ende die Liturgie der spanischen Kirche. Nachdem er so als treuer Diener des Herrn in aller Demuth und Liebe nach Kräften gewirkt hatte, ging er in die ewigen Freuden ein gegen Ende des 6. Jahrhunderts, wobei Einige das J. 596, Andere das J. 597 nennen. Auch der Tag seines Todes ist nicht genau bestimmt. Im Mart. Rom., so wie auch in andern Martyrologien, sieht er am 27. Febr., indem er wahrscheinlich mit dem hl. Martyrer Leander1, der an diesem Tage vorkommt, verwechseltwurde. Die Bollandisten verweisen ihn am 27. Febr. (III. 672) auf den 13. März, an welchem Tage er in den Kirchen Spaniens verehrt und daher auch von den Bollandisten, die auch noch andere Gründe dafür anführen, behandelt wird. (II. 275–280).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 728-730.
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