Leodardus, S.

[760] S. Leodardus, (28. Oct.), auch Laudardus, Leothardus, Leudardus und Ludardus, frz. St-Ludard, ein Bäcker zu Soissons (Suessio) in Frankreich, wird im Elenchus genannt. Bei Migne, wo er »heilig« heißt, findet sich außer Obigem keine andere Notiz, als daß er im 8. Jahrh. lebte; dagegen macht der Bollandist Remigius de Buckin dem neuesten, erst vor wenigen Wochen erschienenen 59. Bande (dem 12. des October) die Bemerkung, daß der hl. Ludardus schon vor den Zeiten des Kaisers Karl des Großen in den öffentlichen Litaneien angerufen wurde. Nach einem alten Breviere von Soissons, dessen Lectionen bei den Bollandisten enthalten sind, wurde der hl. Leudardus zu Soissons von bürgerlichen Eltern79 geboren undlernte in seiner Jugend die Bäckerei. Zugleich war er durch seine Frömmigkeit so ausgezeichnet, daß ihn die Nonnen des uralten Klosters von U. L. Frau in Soissons zu ihrem Bäcker wählten. Als solcher führte er denn stets ein sehr erbauliches Leben, war sehr treu in seinem Dienste und wollte lieber selbst Schaden leiden als seiner Herrschaft einen Nachtheil zukommen lassen. Zugleich war er so eifrig im Gebete, daß er sich durch nichts davon abziehen ließ. Ja nach dem alten Breviere soll Gott diesen seinen Gebetseifer sogar durch Wunder verherrlicht haben. Es sei nämlich öfter vorgekommen, daß, wenn er am frühen Morgen das Brod in den Ofen einschießen wollte, und die Glocke das Zeichen zur hl. Messe gab, welcher er beizuwohnen sehnliches Verlangen trug, auf seine kindlich vertrauensvolle Bitte die Mutter Gottes mit den heil. Engeln sein Geschäft versehen und während seiner Abwesenheit das Brod in den Ofen gebracht habe. Es sei dieses durch ein uraltes Bild, welches sich in der Bäckerstube finde, dargestellt, und man zeige noch den Ofen, wo sich dieses ereignet habe. Nachdem er mehrere Jahre als Bäcker in diesem Kloster gelebt hatte, starb er endlich einen seligen Tod und wurde in der Pfarrkirche des hl. Martinus, wo er getauft worden war, begraben. Da nach seinem Tode viele Wunder auf seine Fürbitte geschahen, wurde er hoch verehrt und sein Leib mit Genehmigung des Bischofs in die Kirche der heil. Gottesmutter gebracht, wo er ehrenvoll beigesetzt ward. Sein Haupt aber wurde im J. 1300 in ein silbernes Gefäß gebracht, wo es bis zur Zeit der franz. Revolution aufbewahrt und verehrt wurde. Daß sein Fest in Soissons stets am 28. Oct. gefeiert wurde, ist ebenfalls durch alte Documente dargethan. (XII. 639–642.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 760.
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