Leopardinus, S.

[787] S. Leopardinus, (7. Oct.), ein Mönch und Martyrer zu Aubigny in der franz. Landschaft Bourbonnois (Albiniaci in pago Borbonico), Gründer des Klosters Viviers, stammte aus der franz. Provinz Auvergne, und soll ein Bruder des am 24. Nov. verehrten hl. Abtes Portianus (frz. St-Pourçain) von Mirande gewesen seyn, was jedoch den Bollandisten nicht ganz sicher erscheint. Nach den von ihnen gegebenen Acten dienten beide Brüder bei einem sehr reichen Manne und führten als Knechte ein heiliges Leben. Oft besuchten sie ein nahe gelegenes Kloster, in welches sie, ihrem Wunsche gemäß, vom Abte (vielleicht Protasius) aufgenommen wurden107. Als sie hier einige Jahre im Dienste Gottes zugebracht, begab sich Leopardinus zum hl. Erzbischofe Sulpicius108 von Bourges (Biturix), mit dem er längere Zeit in einem Kloster daselbst zubrachte, und der ihn dort wahrscheinlich auch zum Priester weihte. Da entstand inihm eine große Sehnsucht nach einem einsiedlerischen Leben, weßwegen ihn der hl. Bischof mit seinem Segen entließ und mit dem Wunsche, sich in seinem Bisthume einen Platz zu erwählen. Hierauf zog er wieder zu seinem Bruder Portianus, der indessen im Kloster Mirande Abt geworden war. Nachdem er sich bei ihm Raths erholt, und dieser ihm den Wunsch ausgesprochen hatte, daß er nicht zu weit von ihm sich entferne, ging er nach Aubigny und fand in der Nähe einen Ort, Namens Viviers (Vivaris), und ein dem hl. Symphorianus geweihtes Oratorium, welches dem Fürsten Ardeus gehörte. Diesen bat der hl. Leopardinus um Erlaubniß, daß er dort seine tägliche Andacht verrichten dürfe, und Ardeus erlaubte ihm nicht nur dieses gerne, sondern schenkte ihm auch noch das Oratorium, so wie den Grund und Boden von Viviers, welcher Ort nach Mabillon zwei Lieues von Bourbon l'Archembaut (Borbon Archembaldi) liegt. Hier baute nun Leopardinus eine Zelle, welche bald zu einem Kloster wurde, da sein heil. Leben weithin leuchtete, und in kurzer Zeit eine Menge von Brüdern sich sammelte, die unter seine Leitung sich stellten. Sie beteten und arbeiteten und lebten stets im schönsten Frieden, so daß der Fürst Ardeus alle Freude mit dem Kloster hatte und demselben viele Wohlthaten erwies. Dieses erregte den Neid seiner Gemahlin Blitiidis (Bichildis), welche deßwegen, und weil er ein seit alter Zeit der Kirche des heil. Symphorianus gehöriges Grundstück, das sie widerrechtlich benützte, zum Besten der Kirche zurück verlangte, den ihr verhaßten Leopardinus auf alle Weise aus dem Wege zu räumen suchte. Sie gewann zu diesem Zwecke einen gewissen Placidus, dem der Heilige viele Wohlthaten erwiesen hatte, oder nach einer andern Biographie selbst sein Untergebener war und [787] nun sein Verräther wurde. Als nämlich der hl. Leopardinus einmal in das benachbarte Kloster Columbier (Coloberum) am Flusse Cher (Carus) reiste, machte Placidus der Blitiidis hievon heimlich Anzeige, und diese bestellte unter vielen Versprechungen vier Diener, welche den Heiligen auf. seiner Rückreise überfielen, mit vielen Wunden bedeckten und endlich als todt liegen ließen. Da sie nun freudig zu ihrer Herrinn zurückkehren wollten, sahen sie auf einmal, daß der Heilige ganz gesund und heiter ihnen nachfolge. Jetzt wollten sie mit Wuth auf den »Priester Gottes« losstürzen, um ihn mit dem Schwerte zu tödten. Da ergriff sie plötzlich eine solche Furcht, daß sie in den Wald flohen und endlich ganz bestürzt zu ihrer Herrin kamen, der sie den gantzen Hergang erzählten. Hierüber würde sie so erzütnt, daß sie dieselben peitschen ließ, wobei sie versprachen, daß die bei der nächsten Gelegenheit den Wünschen ihrer einiger Zeit wurde unser Heiliger nach Nevers Nivernum) zu einer gelähmten Matrone gerufen, die ihr ganzes Vertrauen auf seine Wunderkraft setzte. Er betete nun für sie in der heil. Messe und machte sich dann auf die Reise, nachdem er den Seinigen seinen nahen Tod vorherverkündet und zu Hause noch Alles in Ordnung gebracht hatte. Als er zur Matrone kam, fand es sich, daß sie während seines Gebetes in der heil. Messe geheilt worden sei. Er reichte ihr nun noch die heil. Communion und machte sich auf den Rückweg. Nachdem er den Fluß Allier (Aleris) überschritten, sah er schon von ferne seine Mörder, die ihn nun voll Wuth ergriffen und in den Wald schleppten, wo sie ihn zuerst grausam schlugen und dann durch theilweise Enthauptung tödteten, was am 7. October geschah. Dann warfen sie seinen Leib in eine tiefe Grube, und weil er dort durch ein ungewöhnliches Licht, welches um die Grube schwebte, verrathen wurde, ließ ihn Blitiidis in einen tiefen See werfen, wo er einmal dem Fürsten Ardeus mit Licht umgeben erschien. Hierauf ließ sie seinen Leib in eine Tonne verpacken und mit Steinen beschwert in den Fluß Allier werfen, wornach sie aber dann, wie einst Arius, plötzlich starb. Der Leib des hl. Leopardinus, der zwischen 511–533 gelebt zu haben scheint, wurde später auf wunderbare Weise entdeckt und in der Klosterkirche zu Viviers feierlich zur Erde bestattet, wobei wieder viele Wunder geschahen, wie auch bei der feierlichen Erhebung, welche im J. 1040 unter dem Erzbischofe Aymovon Bourges, dem Bruder des Fürsten Archembaldus, geschah. (III. 906–921).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 787-788.
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